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Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Titel: Eden und Orion - Lichtjahre zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Douglas
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anzufangen. Gerade jetzt, so kurz vor den Prüfungen.«
    »Das geht schon in Ordnung. Mir machen es hier alle leicht«, sagte er leichthin.
    Mrs Link war schon im Kunstraum, als wir nacheinander alle eingetrudelt kamen, und begrüßte jeden einzeln. Wie gewöhnlich trug sie einen Kaftan, der ihre ausladenden Hüften noch voller wirken ließ, und roch penetrant nach Haselnussaroma, das sie immer in ihren Kaffee schüttete.
    »Du musst Ryan Westland sein«, rief sie strahlend und schüttelte begeistert seine Hand. »So, dann lass uns mal sehen, wo wir dich hinsetzen. Neben Eden ist noch ein Platz frei. Da kannst du hin.«
    Ich ging schnell zu meinem Platz. Ryan setzte sich neben mich. Hinter mir hörte ich Stühlerücken und Getuschel, als die Mädchen sich die Hälse verrenkten, um uns besser beobachten zu können.
    »Du kommst also aus den Staaten?«, sagte ich nach einer Weile.
    »Jep.«
    »Der Freund meiner Tante ist auch von dort. Er spricht allerdings komplett anders als du.«
    »Amerika ist groß.«
    »Und wo genau kommst du her?«
    »Du stellst ziemlich viele Fragen, oder?«
    Ich verstand den Wink mit dem Zaunpfahl, kramte hektisch meinen Skizzenblock hervor und blätterte meine letzten Arbeiten noch einmal durch. Studien von Händen, Füßen, Augen. Allesamt ziemlich dilettantisch gezeichnet. Schnell klappte ich den Block wieder zu, damit Ryan diese Peinlichkeiten nicht sah.
    »Ich bin aus New Hampshire«, sagte Ryan jetzt leise und lächelte. »Tiefste Provinz.«
    »So, dann fangen wir an«, unterbrach Mrs Link unser Gespräch und reichte Ryan einen Skizzenblock. »Heute zeichnen wir Porträts. Gesicht und Oberkörper also.«
    Mein Magen zog sich zusammen. Ein Albtraum – ich würde Ryans Gesicht zeichnen müssen. Und das, wo ich doch in Kunst die absolute Niete bin – und am allerschlechtesten im Porträtmalen. Mrs Link wählte einen Jungen aus der ersten Reihe als Modell und zeigte uns Schritt für Schritt, wie wir an die Aufgabe herangehen sollten.
    »Jeder dreißig Minuten«, sagte sie dann fröhlich. »Dreißig Minuten sitzen und dreißig Minuten zeichnen. Alles klar?«
    »Willst du zuerst zeichnen oder zuerst Modell sitzen?«, fragte Ryan.
    Ich fand beides gleich schrecklich. Wenn ich erst später zeichnete, würde ich Ryan das Ergebnis meiner Bemühungen aber vielleicht nicht mehr zeigen müssen, überlegte ich. »Modell sitzen«, antwortete ich deshalb schnell und setzte mich gerade hin, damit er gleich anfangen konnte.
    Ich wusste gar nicht, wo ich hinsehen sollte: Erst schaute ich aus dem Fenster. Dann starrte ich auf die Bilder, die an der Wand hingen, und schließlich auf die Tür.
    »Könntest du vielleicht kurz stillhalten?«, fragte Ryan.
    »Oh, tut mir leid. Ich bin irgendwie dauerhibbelig. Schlechte Angewohnheit.«
    »Such dir doch einen Punkt, den du fixieren kannst«, schlug Ryan vor.
    Ich zuckte mit den Schultern und sah mich suchend um. »Worauf soll ich denn schauen?«
    »Du könntest zum Beispiel mich anschauen.«
    Das Entsetzen stand mir ins Gesicht geschrieben. In hochroter Farbe vom Hals bis zur Stirn.
    »Na gut, du könntest auch aus dem Fenster schauen«, lenkte Ryan ein. Er musste etwas gemerkt haben.
    Ich entschied mich für das Fenster. Es gab allerdings nicht sonderlich viel zu sehen: eine Palme, die sich sanft im Wind beugte, und eine Betonwand.
    Mrs Link legte leisen Jazz auf, Klavier und Trompete, was wohl entspannend wirken sollte. Ich versuchte mir vorzustellen, ich sei woanders. Dachte an Amys Strandparty. An Tante Miranda und ihren Freund Travis, in den sie bis über beide Ohren verliebt war. Und dann dachte ich an den gut aussehenden Jungen neben mir, der mich unverwandt anstarrte und mein Gesicht zu zeichnen versuchte. Meine Wangen brannten immer noch.
    »Willst du deinen Pulli nicht ausziehen?«, fragte Ryan nach ein paar Minuten.
    »Wie bitte?«
    »Du siehst aus, als würdest du gleich verglühen. Alles in Ordnung mit dir?«
    »Mir geht’s gut«, sagte ich schnell. »Nur ein bisschen heiß hier drin.«
    Seine Aufmerksamkeit machte alles nur noch schlimmer.
    »Dann zieh doch deinen Pulli aus.«
    »Bringt dich das nicht raus?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich zeichne immer noch an deinem Kopf. An der Halspartie bin ich noch gar nicht.«
    Langsam zog ich mir den Pullover über den Kopf, peinlich darauf bedacht, dass ich die Bluse dabei nicht mit hochzog. Dann knöpfte ich den obersten Blusenknopf auf und lockerte die Krawatte meiner Schuluniform, obwohl ich ganz

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