Eden
und tranken kalten Kaffee. Plötzlich sagte der Kybernetiker: »Hört mal, wie kommt es eigentlich, dass wir die ganze Zeit hindurch gute Luft hatten?« Der Koordinator lächelte. Graue Streifen zeigten sich auf seinen eingefallenen Wangen. »Die Sauerstoffbehälter sind ganz. Mit der Reinigung steht es schlimmer. Nur ein einziger selbsttätiger Filter arbeitet normal, der chemische für Havariefälle, die elektrischen sind natürlich ausgefallen. In sechs, sieben Tagen wären wir am Ersticken.«
»Du hast es gewusst?« fragte der Kybernetiker langsam. Der Koordinator erwiderte nichts, nur sein Lächeln änderte sich. Eine Sekunde lang war es fast grausam. »Was werden wir tun?« fragte der Physiker. Sie wuschen das Geschirr in einem Kübel mit Wasser ab. Der Doktor trocknete es mit einem seiner Handtücher. »Hier ist Sauerstoff«, sagte der Doktor, während er seinen Aluminiumteller klirrend zu den anderen warf. »Das bedeutet, dass es hier Leben gibt. Was ist dir darüber bekannt?« »Soviel wie gar nichts. Die kosmische Sonde hatte eine Atmosphärenprobe des Planeten genommen, und daher rührt unser ganzes Wissen.« »Wie? Sie war nicht einmal gelandet?« »Nein.« »Das sind natürlich eine Menge Neuigkeiten.« Der Kybernetiker versuchte sich das Gesicht mit Spiritus zu waschen, den er aus einem Fläschchen auf ein Stück Watte träufelte. Das Wasser war knapp, sie wuschen sich schon den zweiten Tag nicht. Der Physiker betrachtete beim Schein der Lampe sein Abbild in der polierten Fläche der Klimaanlage. »Das ist sehr viel«, erwiderte der Koordinator ruhig. »Wäre die Luftzusammensetzung anders, wäre kein Sauerstoff darin enthalten, müsste ich euch töten.« »Was sagst du da?« Der Kybernetiker hätte beinahe das Fläschchen fallen gelassen.
»Mich selbst natürlich auch. Wir hätten nicht einmal die Chance von eins zu einer Milliarde. Jetzt haben wir sie.« Sie schwiegen.
»Setzt das Vorhandensein von Sauerstoff die Existenz von Pflanzen und Tieren voraus?« fragte der Ingenieur.
»Nicht unbedingt«, antwortete der Chemiker. »Auf den Alpha-Planeten des Kleinen Hundes gibt es Sauerstoff, aber es gibt dort weder Pflanzen noch Tiere.« »Und was gibt es?« »Lumenoiden.« »Diese Bakterien?« »Das sind keine Bakterien.«
»Nicht so wichtig.« Der Doktor steckte das Geschirr weg und verschloss die Dosen mit den Lebensmitteln. »Wir haben jetzt wirklich andere Sorgen. Der >Beschützer< ist wohl nicht so schnell zu reparieren, wie?« »Ich habe ihn nicht einmal zu Gesicht bekommen«, gestand der Kybernetiker. »Unmöglich, bis zu ihm vorzudringen. Alle Automaten haben sich von ihren Ständern losgerissen. Es sieht so aus, als ob wir einen Zweitonnenkran brauchen, um den ganzen Eisenkram zu entwirren. Er liegt ganz unten.« »Aber irgendeine Waffe müssen wir doch haben!« Die Stimme des Kybernetikers klang besorgt. »Wir haben die Elektrowerfer.« »Ich bin gespannt, womit du sie laden willst.« »Ist im Steuerraum kein Strom? Da war doch welcher.«
»Da ist kein Strom, offenbar hat es im Akkuraum einen Kurzschluss gegeben.« »Warum sind die Elektrowerfer nicht geladen?« »Die Instruktion verbietet den Transport geladener Elektrowerfer«, warf der Ingenieur unwillig ein. »Hol der Teufel die In …« »Hör auf!«
Der Kybernetiker wandte sich achselzuckend von dem Koordinator ab. Der Doktor ging hinaus, während der Ingenieur aus seiner Kajüte einen leichten Nylonrucksack anbrachte und darin die flachen Dosen mit den eisernen Rationen verstaute. Der Doktor kehrte zurück, in der Hand einen kurzen oxydierten Zylinder mit einem Hahn an einem Ende. »Was ist das?« fragte der Ingenieur neugierig. »Eine Waffe.« »Was für eine?« »Schlaf gas.« Der Ingenieur lachte. »Woher willst du wissen, ob sich das, was auf diesem Planeten lebt, mit deinem Gas einschläfern lässt? Vor allem, wie willst du dich im Falle eines Angriffs wehren? Mittels einer Tropfennarkose ?« »Wenn die Gefahr groß ist, kannst du dir wenigstens selbst eine Narkose verpassen«, meinte der Chemiker. Alle lachten, der Doktor am lautesten.
»Jedes Geschöpf, das Sauerstoff atmet, kann damit eingeschläfert werden«, erklärte er, »und was die Verteidigung betrifft - schau!« Er drückte auf den Abzugshahn am Zylinderansatz. Ein nadeldünner Spritzer einer dampfenden Flüssigkeit schoss in den düsteren Gang.
»Nun ja …, besser als gar nichts …«, meinte der Ingenieur reserviert.
»Gehen wir?« fragte der Doktor und steckte
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