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Eden

Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Aber wir wissen nichts über ihn. Wir haben es nicht einmal geschafft, ihn vor der Katastrophe zu umrunden. Wir näherten uns von der nächtlichen Halbkugel her und stürzten infolge eines fatalen Fehlers in den Gasschweif. Im Sturz gelangten wir bis zur Linie des Terminators! Ich habe am Bildschirm gesehen, der zuletzt barst, oder glaube zumindest, etwas gesehen zu haben, was an eine Stadt erinnerte.«
    »Warum hast du uns das nicht gesagt?« fragte der Ingenieur ruhig. »Ja, warum nicht?« wollte auch der Physiker wissen. »Weil ich meiner Beobachtung nicht sicher bin. Ich weiß nicht einmal, in welcher Richtung ich sie suchen soll. Die Rakete drehte sich. Ich verlor die Orientierung. Dennoch besteht eine Chance, auch wenn sie gering ist, dass wir auf Hilfe rechnen können. Ich möchte nicht davon reden, aber jeder von euch weiß es ebenso gut, dass unsere Chancen sehr gering sind. Außerdem brauchen wir Wasser. Der größte Teil des Vorrats hat die untere Etage überflutet und ist verseucht. Ich glaube deshalb, dass wir ein gewisses Risiko auf uns nehmen dürfen.« »Einverstanden«, sagte der Doktor. »Ich ebenfalls«, fügte der Physiker hinzu.
    »Meinetwegen«, brummte der Kybernetiker und entfernte sich ein paar Schritte, den Blick nach Süden gewandt, als wollte er nicht hören, was die anderen sagten. Der Chemiker nickte. Der Ingenieur schwieg, er stieg den Hügel hinunter, warf sich den Rucksack auf die Schultern und fragte: »Wohin?« »Nach Norden«, antwortete der Koordinator. Der Ingenieur marschierte los, die anderen schlössen sich ihm an. Als sie sich nach einigen Minuten umsahen, war der Hügel kaum noch zu erkennen. Nur der Rumpf der Rakete hob sich wie das Rohr eines Feldgeschützes vom Himmel ab. Es war sehr heiß. Ihre Schatten waren zusammengeschrumpft. Die Schuhe blieben im Sand stecken. Man hörte nur rhythmisches Stampfen und rasche Atemzüge. Sie näherten sich einer jener schlanken Formen, die sie in der Dämmerung für Bäume gehalten hatten, und verlangsamten den Schritt. Ein senkrechter Stamm ragte aus dem bräunlichen Boden, grau wie Elefantenleder, mit schwachem metallischem Glanz. Dieser Stamm, am Ansatz kaum dicker als ein Männerarm, ging oben in eine kelchartige Erweiterung über, die sich etwa zwei Meter über dem Boden flach ausbreitete. Ob der Kelch offen war, konnten sie nicht sehen. Er blieb völlig unbeweglich. Sie hielten wenige Meter vor einem solchen Gebilde. Der Ingenieur trat impulsiv vor und hob bereits die Hand, um den »Stamm« zu berühren, da schrie der Doktor: »Halt!« Der Ingenieur wich erschrocken zurück. Der Doktor zog ihn am Arm weg, hob einen Stein auf, nicht größer als eine Bohne, und warf ihn hoch. Der Stein fiel in steilem Bogen auf die leicht gewellte flache Kelchoberfläche. Alle zuckten zusammen, so heftig und so unerwartet war die Reaktion. Der Kelch wogte, faltete sich blitzartig, ein kurzes Zischen war zu hören, als strömte Gas aus, und die ganze, nun fieberhaft zitternde graue Säule versank im Erdboden, als würde sie hineingesaugt. Die Öffnung, die sich im Boden gebildet hatte, füllte sich für einen Augenblick mit einer bräunlichen, schäumenden Schmiere, dann schwammen Sandkrümel auf der Oberfläche, die Haut wurde immer dicker, und nach ein paar Sekunden war von der Öffnung nicht die geringste Spur geblieben; die Oberfläche des sandigen Bodens war glatt wie überall ringsum. Die Männer hatten sich noch nicht von ihrem Staunen erholt, als der Chemiker rief: »Schaut nur!« Sie sahen sich um. Vor einer Weile noch hatten in einer Entfernung von einigen Dutzend Metern drei oder vier ähnliche hohe, schlanke Gebilde gestanden, nun war kein einziges mehr da. »Sind alle versunken?« rief der Kybernetiker. Soviel sie auch suchten, von den Kelchen fanden sie keine Spur mehr. Die Sonne brannte immer stärker, die Hitze war schwer zu ertragen. Sie gingen weiter. Eine Stunde lang marschierten sie in langer Karawane dahin, an der Spitze der Doktor, der den Rucksack trug, hinter ihm der Koordinator. Den Schluss bildete der Chemiker. Alle hatten ihre Kombinationen aufgeknöpft, einige hatten sogar die Ärmel hochgekrempelt. Mit rissigen Lippen, triefend vor Schweiß, schleppten sie sich durch die Ebene. Am Horizont schimmerte ein langer waagerechter Streifen. Der Doktor blieb stehen und wartete auf den Koordinator. »Was meinst du, wieviel Kilometer haben wir zurückgelegt?« Der Koordinator blickte sich um, gegen die Sonne, wo die Rakete

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