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Eden

Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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herab. Die Lastenklappe verschlang neue Behälter mit radioaktiven Überresten. Die parabolische Konstruktion hinter dem Heck der Rakete wuchs langsam höher, gleichzeitig fraßen sich der Lastenautomat und der Bagger unter dem Bauch des Raumschiffes beharrlich in den Hang hinein. Als sie im Morgengrauen aufstanden, war ein Teil des glasigen Baustoffs bereits zum Abstützen der Stellen draufgegangen. »Das war ein guter Einfall«, konstatierte der Koordinator. Sie saßen im Navigationsraum. Auf dem Tisch lagen ganze Stöße von technischen Zeichnungen. »Tatsächlich, wenn wir die Stützpfosten entfernten, könnte die Decke unter der Last der Rakete einstürzen und dabei auch die Automaten zertrümmern. Sie würden es bestimmt nicht schaffen, sich rechtzeitig aus der Grube zurückzuziehen.« »Haben wir dann noch genug Energie für den Flug?« fragte der Kybernetiker, der in der offenen Tür stand. »Für zehn Flüge! Außerdem können wir notfalls die radioaktiven Überreste annihilieren, die im Klarbecken untergebracht sind. Das wird nicht nötig sein. Wir legen Wärmeleitungen in den Stollen, mit ihnen können wir die Temperatur dort genau regulieren. Wenn der Schmelzpunkt des Glases erreicht ist, sinken die Stützpfosten langsam in sich zusammen. Sollte das zu schnell gehen, können wir jederzeit eine Portion flüssige Luft in den Stollen spritzen. Auf diese Weise haben wir die Rakete bis zum Abend aus dem Sand gezogen. Dann folgt das Aufstellen in die Vertikale …« »Das ist schon das nächste Kapitel«, fiel ihm der Ingenieur ins Wort. Um acht Uhr früh hatten sich die Wolken verzogen, die Sonne blitzte auf. Die riesige Walze des Raumschiffes, die bisher regungslos in dem Hang gesteckt hatte, bebte. Der Ingenieur überwachte mit Hilfe eines Theodolits das langsame Absinken des Hecks. Der Boden unter dem Bug des Schiffes war bereits tief unterhöhlt. An der Stelle, wo der Lehmhügel abgetragen war, stand ein Wald gläserner Säulen in beträchtlicher Entfernung von der Rakete, fast schon an der Mauer, die mit ihren vielen Löchern wie ein gläsernes Colosseum aussah. Menschen und Doppelts waren für die Dauer der Operation aus der Rakete evakuiert. Der Ingenieur erblickte in der Ferne die kleine Gestalt des Doktors, der einen großen Bogen um das Heck der Rakete machte. Aber das Bild drang nicht in sein Bewußtsein, die Beobachtung der Instrumente verlangte seine ganze Aufmerksamkeit. Nur eine dünne Erdschicht und das System der weich werdenden Grubenstempel trugen die Last der Rakete. Achtzehn dicke Taue spannten sich von den Hecktüllen zu den Haken, die in die massiven Mauertrümmer eingeschmolzen waren. Der Ingenieur pries diese Mauer fast in den Himmel. Ohne sie hätte das Herunterlassen und Aufstellen des Raumschiffes viermal so lange gedauert. Durch ein ganzes Netz von Kabeln, die sich durch den Sand schlängelten, floß Strom in die Heizröhren im Innern des Stollens. Aus seiner Öffnung, dicht unter der Stelle, wo sich der Rumpf in den Hang gebohrt hatte, drang etwas Rauch. Träge, graugelbe Wolken krochen über den Boden, der nach dem nächtlichen Regen noch nicht getrocknet war. Das Heck senkte sich langsam. Wenn die Bewegung heftiger wurde, öffnete der Ingenieur die linken Klemmbügel des Apparats. Sofort sprühte flüssige Luft aus vier ringbewehrten Leitungen in den Stollen, und aus der Öffnung quollen mit Gedröhn schmutzigweiße Wolken.
    Während der nächsten Schmelzphase des glasigen Stollengerüsts ruckte plötzlich der ganze Rumpf, die etwa hundert Meter lange Walze neigte sich mit knirschendem Stöhnen hintenüber, bevor der Ingenieur die Klemme betätigen konnte. Das Heck beschrieb im Bruchteil einer Sekunde einen Bogen von ungefähr vier Meter Länge, während sich der Bug des Projektils aus dem Hang riss und dabei einen ganzen Wall von Sand und Lehm hochschleuderte. Dann lag das Keramitungeheuer bewegungslos da; die Kabel und die Metallschläuche hatte es unter sich begraben, ein Schlauch war geborsten. Ein heulender Geysir flüssiger Luft schoss daraus hervor. »Sie liegt! Sie liegt!« brüllte der Ingenieur. Er kam erst nach einer Weile wieder zu sich. Neben ihm stand der Doktor und sagte irgend etwas. »Wie? Was?« stammelte der Ingenieur wie betäubt. »Es sieht tatsächlich so aus, als ob wir zurückkehren werden … nach Hause zurückkehren«, wiederholte der Doktor. Der Ingenieur blieb stumm. »Er wird leben«, fuhr der Doktor fort. »Wer? Von wem sprichst du?« Da fiel es ihm

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