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Eden

Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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sich schneller um seine Sonne als die Erde. Sie können sich unmittelbar verschiedene anorganische Substanzen einverleiben.« »Das ist wirklich höchst merkwürdig«, sagte der Ingenieur. »Richtig, der erste hat ja die Erde herausgetragen!« rief der Chemiker, stolz, dass ihm das wieder eingefallen war. Sie blieben alle wie auf Verabredung stehen. »Ja, aber so haben sie sich vor Jahrtausenden ernährt. Jetzt ist das nur noch die Ausnahme. Erinnert ihr euch an die dünnen Kelche auf der Ebene? Das sind sozusagen ihre Lebensmittel-akkumulatoren.«
    »Sind das lebende Wesen?« »Das weiß ich nicht. Jedenfalls nehmen sie nach einem Auswahlprinzip Substanzen aus dem Boden auf, die den Doppelts als Nahrung dienen, und lagern sie im Kelch ab. Es gibt davon viele Sorten.« »Ja, natürlich. Sie züchten sie sicherlich, oder vielmehr sie bauen sie an«, sagte der Chemiker. »Im Süden haben wir ganze Plantagen von solchen Kelchen gesehen. Aber warum wühlte der Doppelt, der die Rakete fand, im Lehm?« »Weil die Kelche nach Einbruch der Dunkelheit in der Erde versinken.«
    »Er hatte doch auch sonst genug Erde überall. Warum wählte er ausgerechnet die in der Rakete?« »Vielleicht, weil sie zerkleinert war und er Hunger hatte. Wir haben mit unserem Astronomen-Doppelt nicht darüber gesprochen. Möglich, dass jener wirklich aus dem Tal im Süden geflohen war…« »So, Freunde, geht jetzt schlafen«, beendete der Koordinator die Diskussion, an den Physiker und den Kybernetiker gewandt. »Und wir machen uns an die Arbeit. Es ist kurz vor zwölf.« »Zwölf Uhr nachts?« »Oje! Ich sehe, du hast den Zeitsinn schon völlig eingebüßt.« »Unter solchen Bedingungen …«
    Sie hörten Schritte hinter sich. Der Doktor kam aus der Bibliothek. Sie sahen ihn fragend an. »Er schläft«, sagte er. »Es steht nicht gut um ihn. Als ihr gegangen wart, hatte ich schon den Eindruck …« Er vollendete den Satz nicht. »Hast du nicht mit ihm gesprochen?«
    »Doch. Das habe ich. Das heißt, ich glaubte schon, es sei soweit, versteht ihr. Ich fragte, ob wir etwas für sie tun könnten. Für sie alle.«
    »Und was hat er gesagt?« »Null«, wiederholte langsam der Doktor, und sie glaubten die tote Stimme des Kalkulators zu hören.
    »Ihr legt euch jetzt alle hin«, sagte der Koordinator nach einer Weile. »Ich nutze noch die Gelegenheit, wo wir alle beisammen sind, und frage euch, ob wir starten wollen.«»Ja«, antwortete der Ingenieur. »Ja«, antworteten der Physiker und der Chemiker fast gleichzeitig. »Ja«, sagte der Chemiker noch einmal.
    »Und du? Du schweigst?« Der Koordinator sah den Doktor an.
    »Ich überlege. Wisst ihr, ich bin nie sehr neugierig gewesen …«
    »Ich weiß. Dir ging es eher darum, wie man ihnen helfen kann.
    Aber jetzt weißt du ja …« »Nein. Ich weiß es nicht«, sagte leise der Doktor.

Vierzehntes Kapitel
    Eine Stunde später fuhr der Beschützer über die heruntergelassene Lastenklappe. Der Ingenieur lenkte ihn bis auf zweihundert Meter an die glasige Mauer heran, deren Krone sich wie ein unvollendetes Gewölbe nach innen neigte, und ging ans Werk. Die Dunkelheit flüchtete mit gigantischen Sätzen in die Wüste. Die donnernden Linien der Schnitte, heller als die Sonne, zerlegten die spiegelnde Wand. Die glühenden Platten polterten zu Boden. Weißer Rauch wallte über der siedenden Arbeitsstätte. Der Ingenieur ließ die Platten liegen, damit sie erkalteten, und schnitt mit dem Annihilator weiter, hackte Fenster in das Gewölbe, von denen flammende Eiszapfen tropften. Lange Reihen viereckiger Löcher entstanden in der trüben, fast durchsichtigen Hülle. Schächte des gestirnten Himmels tauchten darin auf. Der Rauch wälzte sich über dem Sand. In den Adern der gewaltigen Glaswand stöhnte und ächzte es, die Bruchstücke bedeckten sich mit dunkler Glut. Schließlich fuhr der Beschützer rückwärts zur Rakete zurück. Der Ingenieur untersuchte die Strahlung der Stücke aus der Entfernung. Die Zähler summten warnend. »Eigentlich müssten wir mindestens vier Tage hier warten«, sagte der Koordinator. »Aber wir schicken den Schwarzen hin und die Reiniger.«
    »Richtig. Die Radioaktivität ist vor allem an der Oberfläche. Ein tüchtiger Sandstrahl wird mit ihr schon fertig. Und die kleinen Reste werden an einer Stelle zusammengetragen und vergraben.« »Man könnte sie in das Klarbecken im Heck laden.« Der Koordinator starrte nachdenklich in die kirschrote Glut der Trümmer.
    »Meinst du? Wozu?«

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