Eden
Worten, sie mit Gewalt befreien?« »Wenn es kein anderes Mittel gibt.« »Einmal sind sie keine Menschen, auf jeden Fall nicht Menschen wie wir. Du darfst nicht vergessen, dass du letzlich immer mit dem Kalkulator sprichst und dass du den Doppelt nur so weit verstehst, wie ihn der Kalkulator begreift. Zum ändern, es hat ihnen niemand das, was ist, aufgezwungen. Zumindest niemand aus dem Kosmos. Sie selbst…« »Wenn du so argumentierst, drückst du dein Einverständnis mit allem aus. Mit allem!« rief der Ingenieur.
»Und wie möchtest du, dass ich argumentiere? Ist denn die Bevölkerung dieses Planeten ein Kind, das in eine Sackgasse geraten ist, aus der man es an der Hand herausführen kann? Wäre das so einfach, du lieber Gott! Die Befreiung begänne damit, Henrik, dass wir töten müssten, und je verbissener der Kampf wäre, desto geringer wäre die Vernunft, mit der wir handelten. Schließlich würden wir nur noch töten, um uns die Rückkehr oder einen Weg zum Gegenangriff offenzuhalten, und würden alle umbringen, die sich dem Beschützer in den Weg stellten. Du weißt sehr gut, wie leicht das ist!«
»Ich weiß«, murmelte der Ingenieur. »Übrigens«, fügte er nach einer Weile hinzu, »ist noch nichts bekannt. Zweifellos beobachten sie uns, und die Fenster, die wir in ihre Sperrmauer geschlagen haben, werden ihnen kaum gefallen. Ich nehme an, dass wir in Kürze mit dem nächsten Versuch zu rechnen haben.« »Ja, durchaus möglich«, räumte der Koordinator ein. »Ich habe mir sogar überlegt, ob es nicht geboten wäre, vorgeschobene Posten aufzustellen. Elektronenaugen und Elektronenohren.« »Das würde uns viel Zeit kosten und außerdem Material verschlingen, von dem wir nicht allzuviel besitzen.« »Das habe ich mir auch überlegt, deshalb zögere ich noch …« »Zwei Röntgen pro Sekunde. Wir können die Automaten hinausschicken.«
»Gut. Den Beschützer ziehen wir besser in die Rakete hoch, um sicherzugehen.« Am Nachmittag bedeckte sich der Himmel mit Wolken, zum erstenmal seit ihrer Ankunft auf dem Planeten fiel ein feiner, warmer Regen. Die Spiegelmauer wurde dunkel, das Wasser tropfte von ihren größeren und kleineren Vorsprüngen, man hörte es bis in die Rakete. Die Automaten arbeiteten unermüdlich. Die Sandpeitschen, die aus den Pulsomotoren geschleudert wurden, knirschten und zischten über die Oberfläche der herausgeschnittenen Platten, Glasstückchen wirbelten durch die Luft. Der Sand bildete mit dem Regen einen dünnen Morast. Der Schwarze zog die Behälter mit den radioaktiven Überresten durch den Lasteneingang in die Rakete. Der zweite Automat kontrollierte mit dem Geigerzähler, ob die Deckel hermetisch schlössen. Danach schleppten beide Maschinen die gereinigten Platten an die vom Ingenieur vorgesehenen Stellen, wo die großen Brocken in den sprühenden Funkenfontänen Schweißgeräte miteinander verschmolzen und die Grundlage für das künftige Gerüst bildeten. Bald stellte sich heraus, dass das Baumaterial nicht reichen würde. In der Abenddämmerung - der Regen stürzte mittlerweile in Bächen herab — kroch der Beschützer abermals aus der Rakete und postierte sich vor der durchlöcherten Wand. Was nun folgte, war ein unheimliches Schauspiel. Die quadratischen Sonnen explodierten in der Dunkelheit mit grellem Schein, das Getöse der nuklearen Detonationen vermischte sich mit dem dumpfen Widerhall der zu Boden stürzenden flammenden Glasbrocken. Dichte Rauch-und Dampfwolken schossen in die Höhe. Die Regenpfützen kochten und zischten. Der Regen siedete schon, bevor er die Erde erreichte. Hoch oben spiegelten sich die Blitze der Explosionen in Myriaden rosa, grüner und gelber Regenbogen wider. Der Beschützer, schwarz wie aus Kohle gehauen, wich in dem Zucken der Blitze zurück, drehte sich langsam auf der Stelle, hob den stumpfen Rüssel, und wieder erschütterten Donner und Grollen die Umgebung. »Das ist gut so«, brüllte der Ingenieur dem Koordinator ins Ohr. »Vielleicht schreckt sie eine solche Kanonade ab, und sie lassen uns in Ruhe. Wir brauchen noch mindestens zwei Tage.« Sein schweißnasses Gesicht sah aus wie eine Quecksilbermaske, im Turm war es heiß wie in einem Ofen.
Als sie sich zur Ruhe begaben, gingen die Automaten wieder an die Arbeit und lärmten bis zum Morgen. Sie schleppten die Schläuche der Sandstrahlgebläse hinter sich her und polterten mit den Glasplatten. Der Regen sprühte und nieselte in klarstem, blendendem Blau auf die Schweißgeräte
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