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Eden

Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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erblaßte. Er wich zurück, als wollte er sich im Tunnel verkriechen. Aber es war so hell, alles schien so friedlich -sie standen alle da, er biß die Zähne zusammen, ballte die Fäuste und blieb. Das Rascheln dauerte an, gleichmäßig, mit einer erstaunlichen Emsigkeit, es schien von allen Seiten zu kommen. Sie standen gebückt, mit gespannten Muskeln, ohne zu zittern, wie in unbewusster Erwartung eines Hiebes. Das war tausendmal schlimmer als die Kanonade! Die Sonne hing am Zenit, Schatten flauschiger Wolken zogen langsam über die Ebene. Die Wolken hatten sich aufgetürmt, waren unten flach, sahen aus wie weiße Inseln. Am Horizont bewegte sich nichts. Überall war es öde und leer. Sogar die grauen Kelche, deren Striche sich zuvor unscharf von den fernen Dünen abgehoben hatten, waren verschwunden! Das fiel ihnen erst jetzt auf.
    »Da!« Der Physiker wies mit ausgestreckter Hand auf den Sand vor sich. Es geschah auf allen Seiten gleichzeitig. Wo sie auch hinsahen, überall der gleiche Anblick. Der aufgewühlte Boden erbebte, bewegte sich. Etwas funkelte in der Sonne, schob sich daraus hervor, dort, wo die Geschosse eingeschlagen waren. Eine nahezu regelmäßige kammartige Linie von glänzenden Keimen, in vier, in fünf, manchmal auch in sechs Reihen. Da wuchs etwas aus der Erde, so schnell, dass man, wenn man genau hinsah, fast das Wachsen beobachten konnte.
    Jemand stürzte aus dem Tunnel und rannte, ohne auf sie zu achten, zu der neuen Erscheinung. Der Kybernetiker. Sie schrien und liefen ihm nach. »Ich weiß es!« rief er. »Ich weiß es!«
    Er fiel vor der gläsernen Reihe der Keime auf die Knie. Sie ragten bereits eine Fingerlänge aus dem Boden, am Ansatz dick wie eine Faust. In der Tiefe zitterte etwas fieberhaft, arbeitete, rührte sich geschäftig. Es war, als hörte man das gleichzeitige Umschütten von Milliarden feinster Sandkörnchen. »Mechanischer Samen!« Der Kybernetiker versuchte den Boden rings um einen Keim mit den Händen wegzuräumen. Es wollte ihm nicht recht gelingen. Der Sand war heiß. Der Kybernetiker hob die Hände. Einer lief die Spaten holen. Sie begannen zu graben, dass die Erde nur so flog. Lange, gegliederte, wie Wurzeln miteinander verflochtene Sehnen der Spiegelmasse blitzten in der Erde auf. Die Masse war hart, unter den Schlägen des Spatens klang sie wie Metall. Als die Grube einen Meter tief war, versuchten die Männer das seltsame Gebilde herauszureißen. Es rührte sich nicht, so fest war es mit der Masse verwachsen.
    »Schwarzer!« riefen sie im Chor wie ein Mann. Der Automat eilte herbei, der Sand spritzte unter seinen Füßen auf. »Reiß das heraus!«
    Die Greifzangen schlössen sich um die Spiegelsehnen, die dick wie Männerarme waren. Der stählerne Rumpf spannte sich. Sie sahen, wie seine Füße langsam im Boden versanken. Ein leises Summen wie bei einer bis zum äußersten gespannten Saite drang aus dem Rumpf. Der Automat richtete sich auf und versank noch tiefer. »Laß los!« rief der Ingenieur. Der Schwarze befreite sich aus dem Sand und erstarrte.
    Sie standen ebenfalls wie erstarrt da. Der Spiegelzaun hatte schon nahezu einen halben Meter Höhe. Unten, dicht über dem Erdboden, nahm er langsam eine etwas dunklere, milchblaue Farbe an, und oben wuchs er ständig. »Das ist es also«, sagte der Koordinator ruhig. »Ja.«
    »Einschließen wollen sie uns?« Sie schwiegen eine Weile.
    »Aber das ist doch reichlich primitiv. Schließlich könnten wir jetzt hinausgehen«, sagte der Chemiker. »Und die Rakete zurücklassen«, erwiderte der Koordinator. »Der Spähtrupp muss sich alles gut angesehen haben! Schaut nur, sie haben sich ziemlich genau auf die von ihren Scheiben aufgewühlte Furche eingeschossen!« »Tatsächlich!«
    »Anorganische Keime.« Der Kybernetiker hatte sich wieder beruhigt. Er säuberte seine Hände vom Sand. »Anorganische Keime! Samen! Begreift ihr? Sie haben sie mit ihrer Artillerie eingepflanzt!« »Das ist kein Metall«, sagte der Chemiker. »Das hätte der Schwarze verbogen. Wahrscheinlich ist das so etwas wie Supranit oder Keramit, mit Härtebearbeitung.« »Nicht doch, es ist einfach Sand!« rief der Kybernetiker. »Begreifst du nicht? Anorganischer Stoffwechsel! Sie verwandeln katalytisch den Sand in eine hochmolekulare Ableitung von Silizium und schaffen daraus diese Sehnen, ähnlich wie die Pflanzen die Salze dem Boden entnehmen.« »Meinst du wirklich?« Der Chemiker kniete nieder, berührte die glänzende Oberfläche, hob dann den

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