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Eden

Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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heraus.
    Der Ingenieur überprüfte instinktiv, ob die Schußlinie frei war, und drückte aufs Pedal. Abermals zerriß eine Sonne donnernd die Lichtung. Die Wrackteile flogen heulend und pfeifend nach allen Seiten. In der Mitte fuhr eine Säule aus siedendem Lehm und Sand in die Höhe. Große Rußflocken segelten durch die Luft. Plötzlich überkam den Ingenieur ein Schwächegefühl. Er spürte: Noch einen Augenblick, und er würde sich in Krämpfen winden. Eiskalter Schweiß rann ihm in den Nacken. Er legte gerade die verkrampfte Hand auf den Hebel, als er den Doktor schreien hörte: »Kehr um, hörstdu! Kehr um!«
    Rot leuchtender Rauch schlug aus der brennenden Grube hoch, als habe sich dort, wo zuvor die Schonung gestanden hatte, ein Vulkan geöffnet. Siedende Schlacke floß den Hang hinab und setzte die Reste des niedergewalzten, zermalmten Dickichts in Flammen.
    »Ich bin ja schon dabei«, sagte der Ingenieur. »Ich kehre um.« Aber er rührte sich nicht. Schweißtropfen rannen ihm übers Gesicht. »Was hast du?« Wie aus weiter Ferne hörte er die Stimme des Doktors, dann erblickte er über sich sein Gesicht. Er schüttelte den Kopf, riss die Augen auf. »Wie? Nein, nichts«, stammelte er. Der Doktor zwängte sich wieder nach hinten. Der Ingenieur schaltete den Motor ein. Der Beschützer erbebte, drehte sich auf der Stelle. Sie hörten nichts. Alle Laute wurden von dem Rauschen des riesigen Brandes verschlungen. Sie fuhren denselben Weg zurück, den sie gekommen waren. Der Strahl des einzigen Scheinwerfers - den mittleren hatten sie beim Zusammenstoß verloren - huschte über Leichname und Denkmalstrümmer. Über allem lag ein metallischer grauer Niederschlag. Sie fuhren zwischen den Bruchstücken zweier weißer Figuren hindurch und bogen nach Norden ab. Wie ein Schiff, das ins Wasser gleitet, zerschnitt der Beschützer das Dickicht. Ein paar weiße Gestalten flüchteten in Panik aus dem Bereich des Lichts. Der Beschützer brauste mit wachsender Geschwindigkeit weiter und schüttelte seine Insassen mächtig durcheinander. Der Ingenieur atmete schwer und presste die Kiefer zusammen, um nicht schwach zu werden. Er hatte noch immer die wirbelnden Rußflecken vor Augen - das war alles, was von den herausspringenden, silbrig schimmernden Gestalten übriggeblieben war. Er riss die Augen auf. Gelber Lehm zeigte sich jetzt im Licht, ein schräger, buckliger Hang. Der Beschützer hob die Nase und stürmte hinauf. Zweige peitschten gegen den Panzer. Die Ketten rollten knirschend über etwas Unsichtbares. Der Beschützer jagte immer schneller dahin, mal aufwärts, mal abwärts. Das Gelände wurde ab und zu von kleinen Schluchten durchschnitten. Sie tauchten in gewundene Hohlwege und brachen baumartiges Gestrüpp nieder. Wie ein Sturmbock brauste der Wagen durch eine Schonung spinnenartiger Bäume. Ihre stachligen Insektenleiber bombardierten den Panzer mit kraftlosen, weichen Schlägen. Das Krachen und Zischen der zermahlenen Stängel und Äste hörte sich entsetzlich an. Auf den hinteren Bildschirmen flammte noch die Feuersbrunst. Allmählich wurde sie trüber. Schließlich herrschte ringsum gleichmäßige Dunkelheit.

Zwölftes Kapitel
    Eine Stunde lang rasten sie bereits über die Ebene. Die Nacht war sternklar. Immer seltener flogen Sträucher an der rhythmisch heulenden Maschine vorüber. Schließlich verschwanden auch die letzten. Nichts war mehr da außer den langen sanften Buckeln, die im Scheinwerferlicht aufzuleben und zu wogen schienen. Der Beschützer nahm sie mit einem Schwung, als wollte er sich in die Luft schwingen. Die Sitze federten weich. Das gleichmäßige Kreischen der Raupenketten erinnerte an den verbissenen Laut eines Bohrers, der sich in Metall frißt. Die Instrumente leuchteten rosa, orangerot und grün. Im Bildschirm suchte der Ingenieur das Signallicht der Rakete.
    Was sie vorher gedankenlos hingenommen hatten - dass sie ohne Funkverbindung aufgebrochen waren -, hielt er jetzt für Wahnsinn. Sie hatten sich beeilt, als wären die zum Aufbau eines Senders erforderlichen zwei Stunden zu kostbar dafür gewesen. Er fürchtete schon, die Rakete im Dunkeln verfehlt zu haben und zu weit nach Norden gefahren zu sein. Doch da erblickte er sie. Sie sah aus wie eine eigenartig zerfließende Lichtblase. Er drosselte die Geschwindigkeit. Es war jedes Mal ein ungewöhnlicher Anblick, wenn das Signallicht der Rakete aufleuchtete und den mehrstöckigen Rumpf in unzählige flammende Regenbögen tauchte. Der

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