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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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südlich von den Shetlands unbekannte Küsten, die sich nach Süden zogen, vom Mastkorb aus gesichtet wurden, will Weddell sonderbarerweise doch nicht recht an das Vorhandensein eines Festlandes in den Polgegenden glauben.
    Am 11. Januar 1823 segelte Kapitän Benjamin Morell, vom amerikanischen Schoner »Wespe«, von Kerguelenland ab in der Absicht, so weit wie möglich nach Süden vorzudringen. Am 1. Februar befand er sich in 64° $2‘ südlicher Breite und 118º 27‘ östlicher Länge. Er schrieb an diesem Tag in sein Logbuch: »Der Wind verstärkte sich bald zu einer Elfknotenbrise, und wir benutzten die Gelegenheit, um nach Westen zu segeln. Doch da es nach Süden zu immer weniger Eis zu geben schien, so überschritten wir den Südpolarkreis und erreichten 69º 15‘ östlicher Breite. In dieser Breite sah man kein Eisfeld und sehr wenig Eisinseln.«
    Ich finde folgende Eintragung vom 18. März: »Die See war jetzt frei von Eisfeldern, und es waren nicht mehr als ein Dutzend Eisinseln zu sehen. Zugleich war die Temperatur von Luft und Wasser mindestens um dreizehn Grad höher und milder, als wir es je zwischen dem sechzigsten und zweiundsechzigsten Grad fanden ... Ich habe den Südpolarkreis wiederholt in verschiedenen Längen passiert und stets gefunden, daß Luft und Wasser immer milder werden, je weiter man sich über den fünfundsechzigsten Grad hinauswagt. Nördlich von diesem Grad war es oft sehr schwer, einen Durchgang für unser Schiff zu finden, denn die Zahl großer Eisinseln war ungeheuer; einige von ihnen hatten mehr als zwei Meilen im Umfang und hoben sich fünfhundert Fuß hoch über das Wasser hinaus.«
    Da es ihm an Brennholz, Wasser und geeigneten Instrumenten fehlte und es schon spät im Jahr war, mußte Morrell jetzt umkehren, obgleich ein völlig offenes Meer im Süden vor ihm lag. Er spricht die Überzeugung aus, daß er ohne diese unüberwindlichen Hindernisse wenn nicht zum Pol, so doch bis zum fünfundachtzigsten Grad vorgedrungen wäre. Ich habe mich so lange bei seinen Ausführungen aufgehalten, damit der Leser beurteilen kann, inwieweit sie durch meine eigene Erfahrung bestätigt worden sind.
    Im Jahre 1831 segelte Kapitän Biscoe, im Dienste der Herren Enderby, Walfangunternehmer in London, auf der Brigg »Lively« nach der Südsee, begleitet vom Kutter »Tula«. Am 28. Februar kam Land in Sicht (66° 30‘ südlicher Breite, 47° 13‘ östlicher Länge), und er »erkannte deutlich durch den Schnee die schwarzen Gipfel einer ostsüdlich ziehenden Bergkette«. Er blieb den ganzen folgenden Monat in der Nähe, konnte aber wegen des stürmischen Wetters nicht näher als zehn Meilen an die Küste herankommen. Da er einen weiteren Vorstoß nicht unternehmen durfte, kehrte er nach Norden zurück und überwinterte auf Vandiemensland.
    Im Anfang des Jahres 1832 fuhr er wieder nach Süden, und am 4. Februar kam Land in Sicht (67° 15‘ südlicher Breite, 69º 29‘ westlicher Länge). Es erwies sich als eine Insel in der Nähe des zuerst entdeckten Landes. Am Einundzwanzigsten lief er sie an und ergriff im Namen Williams IV. davon Besitz, indem er sie zu Ehren der englischen Königin Adelaiden-Insel taufte. Die Königliche Geographische Gesellschaft in London folgerte aus seinen Mitteilungen, daß eine ununterbrochene Landstrecke von 47º 30‘ östlicher Länge nach 69º 29‘ westlicher Länge geht, deren Küste zwischen 66 und 67° südlicher Breite verläuft. Herr Reynolds bemerkt zu dieser Schlußfolgerung: »Wir können sie nicht unbedingt für richtig halten, noch bestätigen Biscoes Entdeckungen eine solche Annahme. Innerhalb dieser Grenzen drang Weddell auf einem Grad östlich von Georgia, Sandwichland, den Süd-Orkneys und Shetlandinseln nach Süden.« Meine eigene Erfahrung wird den Irrtum der Gesellschaft aufs genaueste bezeugen.
    Dies sind die hauptsächlichsten Versuche, die man angestellt hat, um in hohe südliche Breiten vorzudringen, und es blieben, wie man sehen wird, vor der Reise der »Jane« noch dreihundert Längengrade, an denen der Polarkreis noch nicht überschritten worden war. Natürlich lag ein weites Feld für Entdeckungen vor uns, und mit dem Gefühl wärmsten Anteils vernahm ich den Entschluß des Kapitäns Guy, mutig nach Süden weiterzusegeln.

Siebzehntes Kapitel
    Wir steuerten vier Tage lang einen südlichen Kurs – das Suchen nach den von Glaß erwähnten Inseln hatten wir aufgegeben – und trafen nirgends auf Eis. Am Sechsundzwanzigsten mittags

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