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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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Anker in achtzehn Faden Tiefe, nahe an der Hauptinsel, und nahmen bequem an Bord, wessen wir immer bedurften. Unser Kapitän kaufte von Glaß fünfhundert Robbenhäute und einiges Elfenbein. Wir blieben eine Woche hier, bei vorherrschenden nördlichen und westlichen Winden und etwas nebligem Wetter. Am 15. November segelten wir nach Südwesten, da wir eine Inselgruppe, genannt die Auroras, aufsuchen wollten, über deren Vorhandensein eine große Meinungsverschiedenheit geherrscht hat.
    Diese Inseln sollen schon um 1762 von dem Befehlshaber des Schiffes »Aurora« entdeckt worden sein. Im Jahre 1790 segelte Kapitän Manuel de Oyarvido mit der »Prinzessin«, die der Königlichen Philippinen-Gesellschaft gehörte, mitten durch die Gruppe hindurch. 1794 trachtete die spanische Korvette »Atrevida« ihre genaue Lage festzustellen, und es heißt in einer Veröffentlichung der Hydrographischen Gesellschaft zu Madrid vom Jahre 1809: »Die Korvette ›Atrevida‹ stellte vom 21. bis zum 27. Januar alle nötigen Beobachtungen an und maß die Verschiedenheit der Länge, die zwischen diesen Inseln und dem Hafen Soledad in den Maluinen besteht. Es sind drei Inseln; sie liegen fast im gleichen Meridian; die mittelste ist ziemlich flach, die andern sieht man schon in einer Entfernung von neun Meilen.«
    Am 27. Januar 1820 segelte Kapitän Wedell, von der britischen Marine, vom Statenland ab, ebenfalls in der Absicht, die Auroras zu finden. Er meldete, daß er die ganze Gegend aufs genaueste abgesucht, nicht nur getreulich die von der »Atrevida« gemessenen Punkte befahren, sondern in jeder Richtung die Nachbarschaft durchforscht habe, ohne irgendeine Spur von Land zu erblicken. Diese widersprechenden Berichte veranlaßten andere Reisende, nach den Inseln zu suchen; und merkwürdig genug, während einige von ihnen jeden Zollbreit des Meeres, in dem sie liegen sollten, durchschifften, ohne sie zu finden, gibt es nicht wenige, die ausdrücklich erklären, sie gesehen zu haben, ja sogar an ihren Küsten vorbeigesegelt zu sein. Es war Kapitän Guys Absicht, keine Anstrengung, die in seiner Macht lag, zu scheuen, um die so seltsam umstrittene Frage aufzuhellen.
    Bis zum zwanzigsten behielten wir bei schwankender Witterung unseren südwestlichen Kurs bei, und nun waren wir an der fraglichen Stelle angekommen, nämlich in 53° 15‘ südlicher Breite und 47º 58‘ westlicher Länge, wo ungefähr die südlichste der drei Inseln liegen soll. Wir sahen von Land nicht die Spur und setzten unsere Reise in der Parallele des dreiundfünfzigsten Breitengrades bis zum fünfundfünfzigsten Längengrad fort. Jetzt steuerten wir nordwärts und ostwärts, bis zum Meridian der Westküste Georgias, und zurück zum Ausgangspunkt. Dann zogen wir durch das geschilderte Gebiet diagonale Kurse, hatten beständig einen Auslug im Mastkorb und wiederholten unsere Untersuchungen drei Wochen lang. Während dieser Zeit war das Wetter von seltener Schönheit und Freundlichkeit, ohne jede Spur von Dunst oder Nebel. Natürlich waren wir überzeugt, daß, mochte es auch vormals hier Inseln gegeben haben, gegenwärtig von ihnen kein Schatten mehr existiere. Seit meiner Rückkehr habe ich gehört, daß dieselbe Strecke im Jahre 1822 von Kapitän Johnson mit dem amerikanischen Schoner »Hetty« und von Kapitän Morrell auf der »Wespe« mit ähnlicher Sorgfalt abgesucht worden ist; in beiden Fällen war das Ergebnis dem unsern gleich.
    Sechszehntes Kapitel
    Ursprünglich war es Kapitän Guys Absicht gewesen, nachdem er Klarheit über die Auroras gewonnen, durch die Magelhaenstraße nach der Westküste Patagoniens zu segeln; aber Nachrichten, die er auf Tristan empfangen hatte, veranlaßten ihn, südwärts zu steuern, weil er auf ein paar Eilande zu stoßen hoffte, die in 6o° südlicher Breite und 41º 20‘ westlicher Länge gelegen sein sollten. Falls er diese Inseln nicht auffinden würde, gedachte er, wenn die Jahreszeit es gestattete, gegen den Pol vorzudringen. Somit nahmen wir am 12. Dezember unseren Kurs dorthin. Am Achtzehnten waren wir in der von Glaß bezeichneten Gegend und kreuzten drei Tage in der Nachbarschaft, ohne eine Spur der erwähnten Inseln zu entdecken. Am Einundzwanzigsten war das Wetter von ungewöhnlicher Lieblichkeit; so segelten wir denn südwärts mit dem Entschluß, so weit als möglich vorzudringen. Für jene Leser, die mit den Fortschritten der Polarforschung nicht vertraut sind, sei hier einiges über die Versuche mitgeteilt, die in

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