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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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reißend
    Hinunterstürzt und verliert,
    Hinunterwälzt und verliert.

    Unsre Rede war ernst und gemessen,
    Die Gedanken welk und verdorrt,
    Die Gedanken lahm und verdorrt.
    Das Gedächtnis war pflichtvergessen,
    Denn es mahnte uns nicht an den Ort,
    An die Zeit nicht und nicht an den Ort.
    Wir ahnten nicht Ort und nicht Stunde
    Und nicht den Monat im Jahr,
    Den unseligen Monat im Jahr,
    Daß es nah beim verfluchten Grunde
    Und dem bleiernen Wasser war.

    Und da nun die Nacht sich neigte,
    Und der Zeiger der Sternenuhr,
    Der himmlischen Sternenuhr,
    Dem Tag zustrebte, da zeigte
    Sich ein nebliger Schein am Azur.
    Und diesem weißlichen, zarten
    Duftschleier entschwebte zuletzt
    Das Diadem von Astarten,
    Mit Diamanten besetzt.

    Und ich sprach: Sie ist wärmer und milder
    Als die keusche Schwester Apolls,
    Die flinke Schwester Apolls.
    Diana ist feuriger, wilder,
    Doch innerlich kühl und stolz.
    Sie aber wandelt durch Sphären
    Von Seufzern und wirft ihr Licht,
    Ihr sanftes, freundliches Licht,
    Auf die nimmer trocknenden Zähren
    Im gramvollen Erdengesicht.
    Und kommt durch das Sternbild des Löwen
    Und weist uns den Weg zum Glück,
    Den Weg durch Lethe zum Glück,
    Und kommt durch die Höhle des Löwen,
    Erwärmt uns mit Ihrem Blick,
    Mit ihrem liebenden Blick.

    Da sah ich Psyche erschaudern.
    Sie sprach: Ich traue ihr nicht,
    Ich trau dieser Blässe nicht.
    O komm, o laß uns nicht zaudern,
    Ich fürchte dies weiße Licht,
    Dies weiße, flackernde Licht.
    Eine Angst, unbeschreiblich, unsäglich,
    Durchbebte sie, während sie sprach,
    Während sie hastig so sprach,
    Sie schluchzte und schleppte kläglich
    Ihre Schwingen am Boden nach,
    Die Schwingen im Staube nach.

    Ich sagte: Du sprichst im Traume,
    Laß uns tauchen in dieses Meer,
    Dies silberne, leuchtende Meer.
    Sieh, wie es im endlosen Raume
    Kristallen hin wogt und her,
    Es zitternd hinwogt und her.
    Wie es strahlt und flutet im Blauen
    Mit seiner sybillischen Pracht.
    Glaub‘ nur, wir dürfen ihm trauen,
    Es leuchtet uns durch die Nacht,
    Wir dürfen dem Wegweiser trauen,
    Denn er leuchtet zu Gott durch die Nacht.

    So suchte ich sie zu beschwicht‘gen
    Und küßte sie brüderlich warm,
    Ich küßte sie zärtlich und warm,
    Und ich sah ihre Angst sich verflücht‘gen,
    Und wir eilten voran Arm in Arm.
    In dunklen Cypressenalleen
    Sank dumpfer und dumpfer die Luft –
    Da blieben wir plötzlich stehen
    An der Türe zu einer Gruft,
    Zu einer mystischen Gruft.
    Und ich sprach: Was sagt dieser stumme,
    Verschwiegene Mund von Stein?
    Da erwiderte sie: Ulalume –
    Hier ruht Ulalumens Gebein,
    Deiner Ulalume Gebein.

    Da ward stumpf mein Herz und ohnmächtig,
    Und wie die Blätter verdorrt,
    Wie die Blätter welk und verdorrt.
    Ja, Oktober war es und nächtig,
    Rief ich aus, und an diesem Ort,
    Ich erkenne deutlich den Ort –
    Um den Teich wob ein unheimlicher, blasser
    Verdunstender Nebelschwarm,
    Und ich irrte an diesem Wasser
    Eine schaurige Bürde im Arm,
    Eine kalte Bürde im Arm –

    Die Wolken türmten sich mächtig,
    Die Blätter waren verdorrt.
    Es war Oktober und nächtig
    An einem unseligen Ort.

Märchenland

    Ströme und dunkle Täler und Tiefen,
    In wolkengleichen Wäldern versteckt,
    Deren Formen uns ganz verdeckt,
    Weil sie von bleiernen Nebeln triefen.
    Riesige Monde, die wachsen und schwinden
    Des Nachts drüber her ohne Unterlaß,
    Von deren Atem, frostig und naß,
    Die Sterne erlöschen oder erblinden.
    Ihr Kern sinkt auf die Bergesspitzen,
    Doch ihre Lichtkreise wogen schwer
    Über dem großen Wäldermeer
    Und dringen in alle Schlünde und Ritzen,
    Bis alle Irrgänge weit und breit
    Umsponnen sind von Müdigkeit
    Und sie des Schlafes Leidenschaft
    Umfängt mit zaubertiefer Haft.
    Des Morgens aber entschweben
    Die Mondeshüllen, wirr zerflossen
    Zugleich mit den Stürmen, und erheben
    Sich gleich riesigen Albatrossen,
    Die in den Lüften als getrennte
    Atome wieder herniederfallen,
    Und so (nie ruhende Elemente)
    In einem ewigen Zirkel wallen
    Und auf ihren zitternden Schwingen
    Zur Erde Himmelsspuren bringen.

An eine im Paradiese

    Du warst mir, was zum Bilde
    Die Seele früh erkor:
    Ein Eiland, wo die wilde
    Unrast sich sanft verlor,
    Ein Schrein, und davor milde
    Ein Weiheblumenflor.

    O trügendes Geschick!
    O Sternentraum! hienieden
    Verweht im Augenblick.
    »Hinan,hinan«! die Zukunft ruft;
    Doch kreist noch ohne Frieden
    Um das Vergangne (dunkle Kluft)
    Mein Geist wie abgeschieden.

    Denn um mich, weh, ach weh,
    Ist Nacht, wo ich

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