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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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ein köstlicher Spaß in den Sinn, einer der lustigen Streiche aus meiner Heimat und bei unsern Maskenfesten sehr beliebt. Hier aber wird er sicherlich ganz neu sein. Leider jedoch gehören dazu genau acht Personen, und –« »Sind wir ja!«, rief der König und lachte über seine rasche Entdeckung der Zahlenübereinstimmung. »Genau acht Mann, ich und meine sieben Minister. Vorwärts! Erzähle uns deinen Streich!«
    »Wir nennen ihn«, erwiderte der Krüppel, »die acht zusammengeketteten Orang-Utans, und gut ausgeführt ist er wirklich von großartiger Wirkung.«
    »Wir wollen ihn ausführen«, bemerkte der König und stand mit schweren Augenliedern auf.
    »Der Hauptwitz des Spiels liegt in dem Entsetzen, das es bei den Frauen verursacht«, fuhr Hopp-Frosch fort. »Ausgezeichnet!« grölten der Monarch und seine Minister im Chor.
    »Ich werde Sie also als Orang-Utans einkleiden«, sprach der Zwerg weiter. »Überlassen Sie alles mir. Die Ähnlichkeit wird so verblüffend sein, daß die ganze Maskengesellschaft Sie für wirkliche Tiere halten wird – und natürlich wird man ebenso entsetzt wie erstaunt sein.«
    »Oh, das ist herrlich!« rief der König. »Hopp-Frosch! Aus dir will ich noch einen Mann machen!«
    »Die Ketten dienen dazu, durch ihr Klirren die Verwirrung zu erhöhen. Es muß so scheinen, als seien Sie alle Ihren Wächtern entronnen.
    Eure Majestät können sich gar nicht vorstellen, wie wirkungsvoll bei solch einer Maskerade acht zusammengekettete Orang-Utans sein müssen, da die meisten der Gesellschaft Sie für wirkliche Bestien halten werden, wenn Sie mit wildem Geschrei mitten zwischen all die prächtig und lieblich gekleideten Männer und Frauen hineinrasen. Der Gegensatz wird unbeschreiblich sein.«
    »Das machen wir unbedingt«, sagte der König. Und der versammelte Rat löste sich auf, denn es war schon spät, und man mußte sich beeilen, den Plan Hopp-Froschs zur Ausführung zu bringen.
    Sein Verfahren, den König und seine Vertrauten in Orang-Utans zu verkleiden, war einfach, aber für seine Zwecke wirkungsvoll genug. Diese Tiere waren zu der Zeit, in der meine Geschichte spielt, in der zivilisierten Welt noch kaum gesehen worden. Und da die von dem Zwerg vorgenommene Verkleidung wahrhaft scheußlich und bestienhaft aussah, so war der Erfolg der Täuschung gesichert.
    Der König und seine Minister wurden zunächst in enganliegende, braune wollene Hemden und Unterhosen gesteckt. Dann wurden diese mit Teer getränkt. Jetzt schlug einer Federn vor. Aber der Zwerg verwarf diesen Vorschlag und überzeugte die acht, daß das Fell eines Orang-Utans weit naturgetreuer durch Flachs dargestellt werden könne. Eine dicke Schicht davon wurde nun auf die Teerschicht festgedrückt. Dann brachte man eine lange Kette herbei. Sie wurde zuerst dem König um den Leib gelegt und festgeknotet , mit den sieben andern Teilnehmern wurde genau so verfahren. Als alle derart angekettet und so weit als möglich voneinander entfernt aufgestellt waren, bildeten sie einen Kreis; und um das Ganze recht naturgetreu erscheinen zu lassen, zog der Zwerg den Rest der Kette zweimal diametral durch den Kreis. Es war ganz die Art, in der noch heutzutage auf Borneo große Affen zusammengekoppelt werden.
    Der weite Saal, in dem das Maskenfest stattfinden sollte, war ein kreisrunder, sehr hoher Raum, der sein Licht durch ein einziges Fenster im Mittelpunkt der Deckenwölbung erhielt. Bei Nacht – und besonders für solche Feste war der Saal bestimmt – empfing er sein Licht von einem großen Kronleuchter, der an einer Kette von der Mitte des Kuppelfensters herniederhing. Wie üblich konnte er mittels eines Gegengewichtes herabgelassen und wieder hinaufgezogen werden, doch hatte man dies aus Schönheitsgründen außerhalb der Kuppel über das Dach hinweggeführt. Die Ausschmückung des Festgemachs wurde Tripettas Oberaufsicht überlassen; in einigen Dingen jedoch hatte sie sich der überlegenen Umsicht ihres Freundes, des Zwerges, gefügt. Seinem Rate folgend hatte man für diese Gelegenheit den Kronleuchter entfernt. Die Wachstropfen, die nicht zu vermeiden gewesen wären, würden der kostbaren Gewandung der Gäste sehr geschadet haben, andererseits aber konnten in einem überfüllten Raume nicht alle Leute die Mitte, also den Platz unter dem Kronleuchter, meiden. Dafür wurden aber zahlreiche Kandelaber ringsum an den Wänden der Halle aufgestellt und jeder der fünfzig bis sechzig Karyatiden eine Wohlgeruch spendende Fackel in

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