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Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Titel: Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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die Zukunft vorsorgen. Aber ich liebe ihn jetzt so sehr, daß ich mich beinahe glücklich fühle, wenn ich mit ihm zusammen sterbe.«
    Er streckte seine Hand durch das Gitter und streichelte ihren Arm.
    »Sie sind ein gutes Kind, Fay. Wenn wir jemals wieder hier herauskommen sollten, dann –«
    »Erzählen Sie mir nicht, daß Sie irgendeine gute Stelle für mich suchen wollen« bat sie. »Ich würde es doch immer mehr vorziehen zu stehlen als Fußböden zu scheuern. In der Beziehung bin ich nicht stolz.«
    Jim hörte Hammerschläge und eilte die Treppe hinauf, um zu sehen, was das bedeutete. Bellamy stand mit nacktem Oberkörper dort und nagelte schwere Holzbalken gegen die Tür, die aus dem Wachtraum in den Gang führte. Er arbeitete mit fieberhafter Eile.
    »Wozu machen Sie das, Bellamy? Wollen Sie uns hier noch fester einschließen?«
    Bellamy drehte sich nach ihm um.
    »Ach, Sie sind es. Ja, ich mache die Luke hier dicht.«
    Jim beobachtete ihn eine Weile schweigend, wie er fußlange Nägel in die Balken trieb. Querholz erhob sich über Querholz, und die Holzmauer reichte schon bis zu den Knien Bellamys.
    »Man wird Sie aufhängen, wenn man Sie fängt, Bellamy.«
    »Bilden Sie sich nichts ein – mich kriegen Sie nicht!« Er richtete sich auf und streckte seine Arme nach oben.
    Jim handelte blitzschnell. Als Bellamy mit dem Hammer in die Nähe der Eisenstangen kam, ergriff er das obere Ende des Hammers und entriß Bellamy das Werkzeug durch einen schnellen Drehgriff. In weitem Bogen warf er es die Treppe hinunter.
    »Geben Sie mir den Hammer zurück!« brüllte der Alte. »Geben Sie mir ihn zurück, oder ich schieße Sie auf der Stelle tot!«
    »Kommen Sie doch herunter und holen Sie sich ihn!« höhnte Jim.
    Er wartete unten am Fuß der Treppe und war bereit, den Hammer auf ihn zu werfen. Aber Bellamy führte seine Drohung nicht aus. Jim hörte seine Schritte, als er sich auf dem Gang entfernte. Fünf Minuten später nahm das Gewehrfeuer oben von der Burg aus wieder an Stärke zu. Jim vermutete richtig, daß Bellamy seinen Posten an der Schießscharte wieder eingenommen hatte.

67
    V alerie war noch ganz verwirrt von dem Erlebnis, bei dem sie nur mit knapper Not der Gefahr entgangen war. Sie wußte nicht, daß dem alten Bellamy so viel an ihrer Sicherheit lag. Sie ging zurück in das Haus. Alle Dienstboten waren fort, ihr Vater konnte erst um sieben Uhr abends zurück sein. Das dauernde Krachen der Schüsse fiel ihr auf die Nerven. Sollte sie wieder auf die Dorfstraße gehen und mit den andern sich das Schauspiel ansehen? Sie wünschte, daß Spike kommen würde, aber der Reporter war abwechselnd in der Schützenlinie oder am Telephon und diktierte dem lauschenden Stenographen abgerissene, wilde Sätze.
    Die Sache war so phantastisch, so ganz außerhalb des sonst Möglichen, daß sie fast nicht mehr die Grenzen der Wirklichkeit unterscheiden konnte. Aber wieder klangen die abgerissenen Schüsse zu ihr herüber und erinnerten sie daran, daß Garre Castle belagert wurde. In den Gebüschen, wo die Bluthunde einst hinter ihr her gewesen waren, lagen Schützen in Khakiuniformen, preßten die Kolben ihrer Gewehre gegen das Gesicht und warteten, ob sie nicht etwas von Bellamy sehen könnten. Und Jim! Sie dachte an die entsetzliche Gefahr, in der er schwebte. Sie trat auf die Straße, aber sie konnte nur die Leute sehen, die dort auf den Höhepunkt der Tragödie warteten. Ein Kind sprang an ihr vorbei, und sie rief es an.
    »Nein, mein Fräulein, es ist noch nichts geschehen, es sind nur noch mehr Soldaten angekommen.«
    Langsam ging sie wieder heim. Sie zögerte vor der offenen Tür, aber in ihrer schrecklichen Unruhe wollte sie sich auch nicht im Garten aufhalten. Es tat ihr nun leid, daß ihr Vater nicht geblieben war. Sie ging noch einmal auf die Straße zurück und hoffte, jemand zu treffen, der die Dienerschaft rufen konnte. Sie hätte ja selbst gehen können, aber –
    Es war wirklich schrecklich, so nervös zu sein. John Wood hatte sich vor dem Mittagessen verabschiedet, um seinen Zug zu erreichen. Wenn er wenigstens noch da wäre, würde sie sich auch sicherer fühlen.
    Das Feuergefecht ging immer weiter, manchmal war es stärker, manchmal schwächer.
    Mitten in einem friedlichen, englischen Dorfe tobte ein Kampf, und die Bewohner schauten zu. Sie sah zwei Leute auf dem Dach eines Hauses stehen, die ganz in der Beobachtung des Gefechts vertieft waren.
    Mit einem Seufzer trat sie in das Haus, ging in das

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