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Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Titel: Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Wohnzimmer und versuchte zu lesen. Plötzlich hörte sie Schritte in dem Gang. Sie glaubte, daß einer der Dienstboten zurückgekehrt wäre und eilte in die Küche, um ein wenig Gesellschaft zu haben.
    Die Küche lag im Dämmer. Die Dunkelheit war beinahe hereingebrochen, und dieser Teil des Hauses war nur noch schwach erleuchtet.
    »Ist jemand hier?« fragte sie.
    Sie ging in den Keller. Plötzlich umfaßten sie zwei lange grüne Arme von hinten.
    Sie kam erst nach einigen Minuten wieder zu sich. Jemand trug sie einen langen Tunnel entlang, die Luft war dumpf und moderig, und es war vollständig finster.
    Wo befand sie sich? Langsam begann sie sich zu erinnern. Sie hing sich an den Mann, der sie trug.
    »Bist du es?« flüsterte sie furchterfüllt. »Bist du es, Vater?«
    Der andere erwiderte nichts darauf, sondern fragte sie nur mit kaum verständlicher Stimme, ob sie gehen könne.
    »Ich glaube, ich kann den Weg nicht sehen.«
    »Es ist nicht weit. Taste nur mit der Hand an der Wand entlang.«
    Die Wände bestanden aus roh behauenen Felsen und fühlten sich feucht an. Schließlich kamen sie an eine Stelle, wo der Gang im rechten Winkel abbog. Er nahm ihren Arm und hielt sie an.
    »Dorthin!«
    Sie stieg drei Treppenstufen hinauf.
    »Kopf beugen! Es ist sehr niedrig hier.«
    Sie gehorchte und folgte ihm in gebückter Haltung etwa zwölf Schritte. Es kamen noch zwei Stufen, dann ging es langsam bergab. Hier konnte sie einen schwachen Schimmer des letzten Tageslichts von draußen hereinfallen sehen.
    Sie trat durch einen niedrigen Bogen in einen Raum, an dessen Seiten vier Regale standen, die zum Teil mit Konserven und Nahrungsmitteln gefüllt waren.
    »Wo bin ich?« fragte sie. Aber sie wandte sich ab, als sie das gräßliche weiße Gesicht ihres Begleiters sah.
    »Sie sind in Garre Castle« antwortete der andere jetzt laut. »Und hier werden Sie bleiben, mein Fräulein!«
    Sie machte sich aus seinem Griff los und eilte zur Tür zurück, aber sie war verschlossen und verriegelt. Bevor sie den Kücheneingang auf der anderen Seite erreichen konnte, hatte er sie gepackt. In dem Kampf, der sich jetzt entspann, riß sie ihm die Maske vom Gesicht und schrie plötzlich auf.
    »Du – Sie – der Grüne Bogenschütze!«
    Vor ihr stand – Lacy!

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    L acy antwortete nicht. Er stieß sie durch eine kleine Tür unter der Treppe, dann noch durch einen anderen Eingang in die Halle. Sie erkannte den Raum sogleich wieder und wußte auch, daß in der Nähe eine Treppe zu den Gefängniszellen führte. Zuerst dachte sie, daß er sie dort hinbringen würde, aber er führte sie zur Bibliothek. Bellamy, unrasiert und schweißbedeckt, wartete dort auf sie.
    Das tödliche Schweigen zwischen ihnen wurde nur von dem Krachen der Schüsse unterbrochen, das gedämpft hierhertönte. Plötzlich näherte sich ihr der alte Mann und packte sie mit beiden Armen an den Schultern.
    »Nun sind Sie also doch gekommen, mein liebes Kind« sagte er. »Sie sind der letzte meiner Gäste – der allerletzte.« – Er lachte ihr ins Gesicht mit einer Freude, die an Wahnsinn grenzte. »Ich habe sie alle geschnappt! Eigentlich hätte ich noch den alten, blinden Kerl, Ihren Vater fangen sollen, obgleich er gar nicht einmal Ihr Vater ist. Aber das ist jetzt auch nicht mehr wichtig. Ich habe alle, auf die es ankommt, in meiner Hand. Alle, die schwätzen können, alle, die mich haßten – sie sind alle hier unten!« Er zeigte auf den Fußboden.
    Sie schaute sich nach Lacy um.
    »Um Gottes willen, helfen Sie mir« bat sie ihn. »Mein Vater wird Sie fürstlich dafür bezahlen!«
    »Wozu bitten Sie Lacy? Der hilft Ihnen nicht! Ebensogut können Sie sich direkt an mich wenden!« höhnte Bellamy.
    Mit einem Stoß rückte er den Schreibtisch zur Seite, zog das Stück vom Parkettboden heraus und öffnete die Tür. Er hatte das Gewehr in die Hand genommen, das so lange an einen Stuhl gelehnt stand, und wies mit der Mündung in die gähnende Öffnung.
    »Da hinunter – Sie werden einige Freunde dort finden – gute Freunde – gehen Sie nur hinunter, Valerie! Diesmal mache ich keinen Fehler, und Sie entkommen mir nicht! Zweimal sind Sie mir entwischt, aber das drittemal habe ich Sie sicher!«
    Er zeigte wieder auf die Treppe, und sie ging ohne ein Wort hinunter. Er beobachtete sie mit dem Gewehr in der Hand. Plötzlich entdeckte er, daß sich ihre Gestalt gegen einen helleren, erleuchteten Raum abhob.
    »Die Tür ist ja offen!« brüllte er. Ein schwacher Geruch von

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