Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze
ganz offen zu Ihnen sein. Ich möchte, daß Sie morgen kommen und mich zu einem Spaziergang abholen, mich dann aber allein lassen, so daß mein Wagen da hinfahren kann, wo ich will. Sie können ja ruhig sagen, daß Sie mich zu einer Tagestour mitnehmen – Vielleicht auf den Fluß –«
»Die Jahreszeit ist aber eigentlich schon etwas weit vorgeschritten für eine Partie auf dem Fluß.«
»Also schön, zu irgendeinem anderen Ausflug, der mich den ganzen Tag vom Hause fernhält. Mein Vater reist Mittwoch abend nach Schottland ab –«
»Sie wünschen also von mir, daß ich vorgeben soll, mit Ihnen auszugehen, und dann soll ich Sie sich selbst überlassen?«
Sie seufzte wieder.
»Wie klug Sie sind! Ja, das möchte ich.«
Jimmy Featherstone bohrte mit seinem Spazierstock ein Loch in den Kies.
»Ich will Ihren Wunsch unter einer Bedingung erfüllen« sagte er dann langsam.
Sie schaute ihn erstaunt an.
»Unter einer Bedingung? Was soll das heißen?«
Er hob den Kopf und schaute ihr gerade in die Augen.
»Überlassen Sie die Nachforschungen nach Abel Bellamys Angelegenheiten jemand anders. Das ist keine Aufgabe für eine Dame. Wenn die Polizei die Pflanzung hinter Creagers Haus abgesucht hätte, dann wäre es Ihnen sicher schwer gefallen, Ihre Anwesenheit dort zu erklären, Miss Howett!«
Einen Augenblick starrte Valerie ihren Begleiter sprachlos an. Sie war blaß geworden.
»Ich – ich verstehe Sie nicht, Mr. Featherstone« stotterte sie.
Der junge Mann wandte sich zu ihr und sah sie lächelnd an, halb belustigt, aber es lag auch eine gewisse Warnung in seinem Blick.
»Miss Howett, Sie haben mir eben den Vorwurf gemacht, daß ich ein zweckloses Leben führe. Ein Müßiggänger hat sehr viel Zeit, Beobachtungen anzustellen. Sie kamen an meiner Wohnung in St. James’ Street in einem Mietauto vorbei und fuhren hinter dem Fordwagen Mr. Creagers her.«
»Sie kannten Creager?« fragte sie erstaunt.
»Ich kannte ihn oberflächlich« sagte Mr. Featherstone, der mit seinem Spazierstock spielte und ihren Blicken auswich. »Ich kenne fast alle Leute oberflächlich« fügte er dann lächelnd hinzu, »manche allerdings sehr eingehend. Zum Beispiel weiß ich, daß Sie Ihren Wagen am Ende der Field Road entließen und zu Fuß die Straße entlang gingen – bis zu Creagers Haus. Dann schien es so, als ob Sie nicht recht wüßten, was Sie tun sollten. Sie kamen zu dem Eingang eines kleinen Fußpfades, der durch die Pflanzung neben Creagers Garten führt. Sie gehörte ihm nicht, er hatte sie nur gepachtet. Er hatte sich auch nicht die Mühe gegeben, den hinteren Teil seines Gartens nach der Pflanzung zu mit einem Zaun abzuschließen. Dort haben Sie letzten Abend bis acht Uhr gewartet.«
»Das haben Sie alles nur vermutet« entgegnete sie scharf. »Mein Vater hat Ihnen erzählt, daß ich zum Abendessen nicht zurückkam –«
»Es ist nicht nur bloße Vermutung« sagte er ruhig. »Sie haben in der Pflanzung gewartet, weil Sie fürchteten, daß man Ihre Anwesenheit wahrnehmen würde.«
»Von wo aus haben Sie mich denn beobachtet?«
Er lächelte wieder.
»Ich war auch in der Pflanzung. Es tut mir leid, daß es so war, sonst hätte ich unseren Freund, den Grünen Bogenschützen, wahrscheinlich gesehen.«
»Was haben Sie denn dort zu tun gehabt? Wie dürfen Sie es wagen, hinter mir her zu spionieren, Mr. Featherstone?«
Er zwinkerte mit dem Auge, aber kein Muskel seines Gesichts rührte sich.
»Sie sind inkonsequent, Miss Howett. Noch vor kurzem haben Sie sich darüber beklagt, daß ich nichts täte und nun erzähle ich Ihnen, daß ich Sie auf einer sehr gefährlichen Expedition geschützt habe –«
Sie schüttelte hilflos den Kopf.
»Ich weiß nicht, was ich davon denken soll. Das sieht Ihnen gar nicht ähnlich, Mr. Featherstone. Wie kamen Sie überhaupt auf den Gedanken, daß ich Creager folgte?«
Nachdenklich nahm er ein goldenes Zigarettenetui aus der Tasche.
»Gestatten Sie, daß ich rauche?« fragte er. Als sie nickte, zündete er sich eine Zigarette an und blies den blauen Rauch in die stille Morgenluft.
»Sie folgten Creager« sagte er langsam, »weil – das vermute ich allerdings nur – weil Sie dachten, daß er in seinem Groll Bellamy verraten und Ihnen vielleicht die Aufklärung geben würde, nach der Sie nun schon seit Jahren suchten.«
Sie starrte ihn verblüfft an.
»Sie suchen nach einer Frau, die unter merkwürdigen Umstanden verschwand, Miss Howett« fuhr der elegante junge Mann fort und
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