Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)
aussehende Kinder. Sie nannten sie …. Plötzlich hatte sie das Gefühl in ihre großen, grünen Augen zu sehen.
„Herdis“, flüsterte sie und erstarrte in all dem Jubel. Sie spürte den Pokal in ihrer Hand und das dringende Bedürfnis ihn an die Lippen zu führen. Ihre Hand hob sich wie von selbst. Der würzige Geruch stieg ihr in die Nase. Sie öffnete leicht die Lippen. Das kühle Metall lag angenehm darauf, da traf sie der Blick des Prinzen. Gleichgültig und doch unendlich traurig. Verloren. Der Pokal entglitt ihren Fingern und fiel zu Boden.
„Edorei“, flüsterte sie. „Edorei.“
Doch es war nur ein Augenblick. Der Prinz ging an ihr vorbei, wie er an all den anderen vorbei ging. Er erinnerte sich nicht an sie. Er erinnerte sich nicht. Aber Zoe tat es. Herdis hatte den Zaubertrank, der Edorei aus dem Bann des Zauberers befreien würde. Aber wo war Herdis? Was war mit ihm geschehen, nachdem die Wachen sie überwältigt hatten?
Zoe hatte die Ausmaße der Burg gesehen und wusste, dass sie nicht die Zeit hatte, nach ihrem kleinen Freunden zu suchen. Was aus Krazug und Brendas geworden war, versuchte sie sich lieber gar nicht erst vorzustellen.
Was hatte Derdoran zu ihr gesagt? Deine Begeisterung wird diese Ehe erst ins rechte Licht setzen.
Langsam hob Zoe den Pokal auf und schnupperte vorsichtig daran. Irgendein Zaubertrank musste darin gewesen sein. Etwas, das verhindern sollte, dass sie wieder zur Besinnung kam. Nun, den Schein konnte sie erst noch wahren. Sie jubelte dem Prinzen zu und versuchte sich näher an das Podium zu drängen. Edorei hatte seinen Platz erreicht und drehte sich um. Wieder fiel Zoe auf, wie unnahbar er wirkte. Es war wie ein Stich ins Herz seine harten Züge zu sehen, wo er doch so ein warmes Lächeln hatte.
Wieder schmetterten Fanfahren. Die Aufmerksamkeit der Gäste richtete sich erneut auf das Portal. Am Arm des schwarz gewandeten Zauberers schritt, mit Schleiern verhüllt, Luriella herein. Dass sie sich im Jubel der Menge sonnte, war kaum zu übersehen. Grazil setzte sie ein Bein vor das andere, gerade so, als würde sie einen Laufsteg entlang gehen. Derdoran wirkte selbstgefällig wie ein aufgeblähter Gockel. Er hatte den Prinzen mit einem Bann belegt und seine Tochter zu dieser Ehe gezwungen – nur damit er die Macht im Land an sich reißen konnte. Eine Macht, die ihm nicht zustand und die er schamlos missbrauchen würde.
Zoe spürte den Zorn, wie so oft, wenn sie von Unterdrückung und Ungerechtigkeit hörte. Doch das hier traf sie persönlich. Sie kannte diejenigen, denen das Unrecht geschah. Sie fürchtete um die liebenswerten Kräuterwichte, weinte innerlich um Edoreis verlorenes Leben. Selbst die eingebildete Luriella tat ihr Leid. Doch am meisten bemitleidete sie sich selbst.
Mit brennenden Augen starrte sie Edorei an. Jedes seiner Worte fiel ihr ein. Jede Berührung, jeder Blick. Sie musste ihn wachrütteln. Sie musste es einfach tun. Für ihn, aber vor allem für sich selbst. Wenn es stimmte, und alle Elfen ihr Schicksal träumten, wenn es stimmte, und sich ihre Seelen begegnet waren, dann würde er sich an sie erinnern. Er musste sich einfach erinnern.
Zoe warf den Pokal zur Seite, streifte die unbequemen Schuhe von den Füßen und eilte die Stufen zum Podium hinauf. Nicht viele hatten es bemerkt, denn Luriella bannte die ganze Aufmerksamkeit auf sich.
Zoe konnte den Blick des Zauberers spüren. Sie drehte sich um.
„Ein Hoch auf Prinz Edorei und die schöne Luriella“, rief sie und stachelte den Jubel dadurch noch mal an. Ob es ihr gelungen war, den Zauberer glauben zu lassen, dass sie immer noch unter seinem Einfluss stand, wusste sie nicht. „In meiner Welt heißt es, dass eine glückliche Braut, allen Glück bringt, die sie berühren“, brüllte sie über die Köpfe der Menge hinweg. Es dauerte nur einen Moment, dann streckten die ersten ihre Arme nach Luriella aus. Ein unglaublicher Tumult entstand, und hinderte Derdoran und Luriella am Weitergehen. Zoe drehte sich zu Edorei herum. Er hatte sich erhoben und stand dicht hinter ihr. Seine körperliche Nähe verwirrte sie.
Entschlossen stellte sie sich auf die Zehenspitzen und legte eine Hand auf seine Schulter. Edorei wich zurück.
„Was tut Ihr da?“, fragte er.
„Erinnere dich Edorei. Erinnere dich“, beschwor ihn Zoe.
„Ich erinnere mich“, versicherte Edorei. „Doch hier in dieser Welt ist es mir verboten …“
„Haltet sie auf“, schnarrte die Stimme des Zauberers durch die
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