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EduAction: Wir machen Schule (German Edition)

EduAction: Wir machen Schule (German Edition)

Titel: EduAction: Wir machen Schule (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Rasfeld , Peter Spiegel
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Tests sortiert werden. Das widerspricht nicht nur dem humanistischen Menschenbild, sondern auch der von den Kultusbehörden geforderten Individualisierung, das widerspricht einer Pädagogik vom Kinde aus, das widerspricht den neuen Erkenntnissen der Hirnforschung über Lernen, das fördert nicht die Metakompetenzen, die für die Herausforderungen der Zukunft so grundlegend wichtig sind. An diesem selektiven Ungeist leiden nicht nur viele Lehrer, sondern auch Kinder und Eltern.
    Rund 30 Prozent der Kinder gehen mit Angst in die Schule. Angst beschädigt die Seele und ist Lern- und Kreativitätskiller. Das dürfen wir nicht zulassen. Lernen braucht verbindliche und vertrauensvolle Beziehungen. Vertrauen, Ermutigung und Wertschätzung sind zentrale Elemente einer Lernkultur, in der sich Potenziale entfalten können. Wer Lernprozesse begleitet, ist Dialogpartner, ermutigender Unterstützer, herausfordernder Begleiter. Er oder sie kennt die Heranwachsenden gut und glaubt an ihre Fähigkeiten.
    Viele Schulen sind jedoch aufgrund ihrer Struktur eher Beziehungsverhinderungsanstalten, in denen Lehrer täglich alle 45 Minuten von einer Klasse in die nächste hetzen und in ständigem Wechsel täglich 100 und mehr Schüler unterrichten, von denen sie jeden einzelnen kennen und individuell fördern sollen. Innerlich aber zu wissen, nicht das Richtige zu tun, und dauerhaft gegen die innere Überzeugung zu handeln ist einer der stärksten Stressfaktoren, wie Studien zeigen. Selbst hoch engagierte Kollegen kapitulieren irgendwann vor dieser unmöglichen Aufgabe in den starren Strukturen. Die fatale Botschaft dieses Systems: Für das Wesentliche ist keine Zeit.
    Die Folgen sind katastrophal – und dabei längst bekannt. Es ist doch paradox: Wir vertrauen Lehrern das Wichtigste an, das eine Gesellschaft hat – unsere Kinder. Viele Kinder bekommen viel Gutes in vielen Schulen durch viele gute Lehrer. Die andere, die weniger gute Wahrheit ist: Viel zu viele Kinder leiden an der Schule. Und es leiden nicht nur die Kinder. Es leiden auch die Eltern. Und es leiden viele Lehrer, die ihr Bestes geben und dennoch viel besser sein könnten, wenn unsere Schule nicht in ihrem Prinzip falsch wäre. Denn statt ihnen Anerkennung zu schenken und beste Arbeitsbedingungen, stecken wir sie in eine Box der beschränkten Möglichkeiten. Viele Lehrer macht dieses System krank, andere werden »nur« demotiviert.
    Nur wer radikal neu denkt, wird auch neu gestalten. Wir brauchen einen radikalen Wandel unserer Lernkultur, einen Transformationsprozess unserer Bildungsinstitute. Deshalb: Keine Reparatur am alten System. Wir brauchen eine neue Denke, auch in unseren Schulen! Wir brauchen Mut zu Visionen.
    Um mit Unsicherheit – dem Merkmal moderner Lebenswelten und der Zukünfte, in die wir und unsere Kinder hineinwachsen – souverän umgehen zu können, braucht es zweierlei: eine emotionale und soziale, früh sich stärkende Stabilität, die sich aus Selbstwirksamkeitserfahrungen, sozialer Unterstützung und dem Erleben von Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns entwickelt. Und ein Sich-erproben-Können in offenen Lernfeldern und herausfordernden Lernlandschaften. Ermutigung also und Auseinandersetzung mit Risiko und Scheitern.
    Vielleicht kennen wir die Schulen der Zukunft noch nicht. Doch eines steht fest: Ihre Keime müssen heute entstehen.
    Es gibt hoffnungsvolle Anfänge, überall in Deutschland. Einen solchen Anfang macht auch die Evangelische Schule Berlin Zentrum (esbz), eine Gemeinschaftsschule, deren Lern- und Schulkultur in den folgenden Kapiteln näher erläutert wird.
    Wir möchten damit inspirieren und ermutigen.

Eine Gegenüberstellung
     
    alte Schule — neue Schule
     
    Kinder unterrichten — Kinder aufbauen
     
    Lehrer als Curriculumerfüller— Lehrer als Potenzialentfalter
     
    motivieren— begeistern
     
    Traditionsvermittlungsanstalt— Zukunftswerkstatt
     
    rezipieren— konstruieren
     
    Unterricht— lernen
     
    Instruktion— Selbstorganisation
     
    Als-ob-Lernen im Klassenzimmer — Erfahrungslernen im Leben
     
    Antworten auf fremde Fragen finden— Antworten auf eigene Fragen suchen
     
    richtige und falsche Antworten— viele mögliche Antworten
     
    SchülerInnen sind Objekte fremdbestimmter normierter Lernprozesse— SchülerInnen sind Subjekte selbstbestimmter individueller Lernprozesse
     
    lineares Denken— vernetztes Denken
     
    Klassenzimmer— Future Lab
     
    hierarchische Beziehungen— gleichwürdige

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