EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
die Evangelische Schule Berlin Zentrum, in der es Margret Rasfeld als Schulleiterin gelungen ist, eine vorbildliche Lern- und Beziehungskultur zu entwickeln. Schüler aus dieser Schule sind gefragte Trainer für Lehrerfortbildungsseminare.
In Thüringen gibt es ein vom Kultusministerium unterstütztes Bildungsprogramm »Neue Lernkultur in Kommunen«. Dort werden Kommunen dabei unterstützt, ihre Kindergärten und Schulen für all das zu öffnen, was es in den jeweiligen Dörfern oder Städten für Kinder und Jugendliche zu entdecken und zu gestalten gibt. Dort findet Schule also nicht mehr in der Schule, sondern im Leben statt. Dort dürfen Schüler die Erfahrung machen, wie viel Freude es macht und wie erfüllend es ist, wenn man sich gemeinsam mit allen anderen um etwas kümmern kann, was für die Gemeinde wichtig ist.
Es lohnt sich auch, neue Schulmodelle außerhalb Deutschlands näher anzuschauen. Wer beispielsweise wissen will, wie Schulen es geschafft haben, zu Bildungseinrichtungen zu werden, in denen kein Schüler als »behindert« oder »unbeschulbar« ausgegrenzt wird, in denen alle Kinder in einer Gemeinschaftsschule lernen, worauf es im Leben später ankommt, kann sich zum Beispiel in Südtirol umschauen. Dort sind Integration und Inklusion Fremdworte. Dort wird nicht mehr über das gemeinsame Lernen geredet, dort findet es überall statt.
Das sind nur einige Beispiele, die deutlich machen, dass es die Schulen der Zukunft längst gibt. Es wird nun langsam Zeit, dass wir sie auch überall in unserem Land bekannt machen. Wer den Sumpf austrocknen will, darf aber nicht die Frösche fragen, son dern der muss den Spaten in die Hand nehmen und Abflussgräben ausheben, damit das abgestandene Brackwasser eines überholten Schulsystems möglichst schnell und ohne weitere Stauungen abfließen kann.
Margret Rasfeld ist eine Schulleiterin, die den Spaten in diesem Sinn in die Hand genommen und »ihre« Schule in eine Lern- und Entdeckerwerkstatt verwandelt hat. Sie weiß, wovon sie redet. Sie hat das, was sie weiß, in die tägliche Schulpraxis umgesetzt. Wer könnte glaubhafter als sie beschreiben, wie ein solcher Transformationsprozess gelingen kann? Margret Rasfeld ist eine Frau der Tat und stellt das Handeln in den Vordergrund oder inspiriert andere durch begeisternde Vorträge und Workshops, statt aufzuschreiben, was dabei wichtig ist und worauf es dabei ankommt. Umso glücklicher bin ich, dass sie jetzt dieses Buch geschrieben hat. Ich kann nur hoffen, dass sich möglichst viele Eltern, Lehrer und nicht zuletzt Kultusbeamte von ihren hier dargestellten Erfahrungen ermutigen und inspirieren lassen.
Schule geht auch anders. In diesem Buch erfahren Sie, wie sie gelingen kann.
Gerald Hüther (60) ist einer der bekanntesten deutschen Hirnforscher. Er schreibt Sachbücher, hält Vorträge, organisiert Kongresse und leitet die Zentralstelle für neurobiologische Präventionsforschung der Universitäten Göttingen und Mannheim / Heidelberg. Er ist Mitbegründer des Bildungsnetzwerks »Win Future«, Präsident der Sinn-Stiftung und wissenschaftlicher Begleiter des Thüringer Modells »Neue Lernkultur in Kommunen«.
Tipp:
www.gerald-huether.de
Archiv der Zukunft: www.adz-netzwerk.de
Schulen der Zukunft: www.sinn-stiftung.eu
Thüringer Projekt für neue Lernkultur in Kommunen: www.nelecom.de
Neben Gerald Hüthers Standardwerken wie Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn und Was wir sind und was wir sein könnten hat er auch Erziehungsratgeber geschrieben: Zusammen mit Cornelia Nitsch: Wie aus Kindern glückliche Erwachsene werden (Gräfe und Unzer, 2008) und mit Inge Krens: Das Geheimnis der ersten neun Monate (Beltz, 2008).
Das Lernen der Zukunft: Paradigmenwechsel als Antwort auf neue Herausforderungen
Ich denke, es gibt gute Gründe für die Annahme, dass das moderne Zeitalter zu Ende geht. Es gibt heutzutage viele Hinweise darauf, dass wir uns in einem Übergangsstadium befinden, es sieht so aus, als ob etwas auf dem Weg hinaus ist und als ob etwas anderes unter Schmerzen geboren wird. Es ist so, als ob etwas taumelt, schwankt, schwindet und sich selbst erschöpft – während sich etwas anderes, noch Unbestimmtes, langsam beginnt aus den Trümmern zu erheben.
Václav Havel
Die Zeit für einen grundlegenden Wandel in der schulischen Bildung ist reif – überreif. Das Umfeld für zukünftiges Lernen ist gekennzeichnet von wachsender Vernetzung – global, regional, lokal –, von
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