Effington 06 - Verborgene Verheissung
dich in Zukunft nicht mehr in mein Leben einmischst.«
»Ich kann es versuchen, aber ...« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nichts verspreche».«
»Du kannst und du wirst«, sagte er bestimmt. Doch er wusste, dass seine Bemühung vergeblich war. »Wir werden das besprechen, wenn ich aus London zurück bin. Mit meiner Frau.«
»Du glaubst also, dass sie dort ist?«, fragte Reggie.
»Es ist nicht ihr endgültiges Ziel, aber ja, ich bin sicher, dass sie auf dem Weg dorthin ist. Mit etwas Glück hole ich sie heute noch ein.« Marcus schüttelte erschöpft den Kopf. »Aber ich werde ihr für den Rest meines Lebens folgen, wenn es sein muss.«
»Ich komme natürlich mit dir«, erbot sich Reggie.
Marcus sah ihn dankbar an. »Natürlich.«
»Marcus.« Helena legte ihm die Hand auf den Arm. »Versprich mir, dass du sie zurückbringst.«
Er lächelte seine Mutter an, und ein Gefühl tiefer Zuneigung durchflutete ihn. »Mach dir keine Sorgen.«
»Und auch die Mädchen«, beharrte sie.
Er warf Townsend einen Blick zu. »Dafür kann ich nicht garantieren.«
»Ich verstehe.« Sie holte tief Luft. »Tu, was du kannst.«
»Ich werde mein Bestes geben.«
»Versprich es«, forderte sie ihn mit fester Stimme auf.
Er seufzte. »Mutter.«
»Schwör es, Marcus.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Mit Spucke.«
Er stöhnte. »Aber das ist doch nicht nötig.«
Sie sah ihm in die Augen, ohne zu blinzeln.
»Ist ja gut.« Er spuckte und hielt seinen Finger hoch. »Ich verspreche bei meinem eigenen Blut, und so weiter und so fort, oder die entsetzlichen Folg en zu ertragen.«
»Amen«, bekräftigte Reggie.
»Sehr gut.« Helena nickte befriedigt. »Jetzt lasse ich euch etwas zu essen einpacken, und dann könnt ihr euch auf den Weg machen.«
»Ich sollte wahrscheinlich auch mitkommen«, schlug Townsend vor.
»Wahrscheinlich.« Marcus musterte den anderen Mann eindringlich. »Whiting und ich haben das Puzzle heute Morgen in London beinahe gelöst. Allerdings
würde ich gerne mehr darüber hören. Wir werden unterwegs ein langes Gespräch führen.«
Marcus machte eine Pause, dann sah er ihm in die Augen. »Noch eine Sache, bevor wir aufbrechen, Townsend.« Marcus ballte die Hand zur Faust und ließ sie in Townsends Gesicht fahren. Townsend taumelte und landete auf seinem Allerwertesten. Sein fassungsloser Blick entschädigte Marcus für den Schmerz in seiner Hand.
»Nur damit Sie es wissen, Gwen ist für alles geeignet, was sie sich vornimmt. Sie ist klug und mutig, ich bin ein Glückspilz, sie zu meiner Frau zu haben. Ganz gleich, welchen Umständen das zu verdanken ist. Und wenn sie Ihnen unvernünftig oder labil vorkam, dann lag das daran, dass sie diese Kinder von Herzen liebt. Genau wie ich. Und jetzt ...« Er nickte Reggie zu. »Hilf ihm auf.«
»Darf ich ihm auch eine verabreichen?« Reggie grinste.
»Vielleicht später.« Marcus grinste zurück. »Im Augenblick haben wir Wichtigeres zu tun. Vor allem meine Frau zu finden.«
»Du sagtest, London sei nicht ihr endgültiges Ziel.« Reggies Stirn legte sich in Falten. »Dann glaubst du ...«
»Zweifellos. Doch in London liegt ihr Geld und sind ihre Freundinnen. Und zudem ist es der ideale Ort, um sich einzuschiffen ...«, Marcus stieß langsam den Atem aus und betete, dass er nicht zu spät käme, »nach Amerika.«
Neunzehntes Kapitel
Genau dann, wenn man alle Hoffnung aufgegeben bat, wird ein guter Mann zum wahren Helden. Nur deshalb sind sie den ganzen Arger wert.
Gwendolyn Penning t on
»Ich verstehe immer noch nicht, warum du unbedingt heute Nacht noch aufbrechen musst.« Madame Freneaus Worte durchbrachen die Stille in der herzoglichen Kutsche.
»Ich habe es dir wieder und wieder erklärt«, entgegnete Gwen ruhiger, als sie sich fühlte. »Es ist viel besser so.«
»Besser oder einfacher?«
»Beides«, sagte Gwen müde.
Sie und die Mädchen hatten die Nacht zuvor London ohne Zwischenfall erreicht. Es war hochgradig leichtsinnig gewesen, und Gwen dankte dem Himmel, dass sie unverletzt angekommen waren. Sie wusste, wie gefährlich so ein nächtlicher Ritt über Stock und Stein sein konnte, besonders für eine Frau und Kinder ohne jegliche Begleitung. Offenbar hatten auch die Mädchen das verstanden. Hope hatte darauf hingewiesen, dass Gott sich besonders der Kinder und der Armen im Geiste annahm.
Vielleicht war Gwen ja wirklich töricht. Als sie Marcus verlassen hatte, war sie sich so sicher gewesen, dass ihre Entscheidung richtig
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