Effington 06 - Verborgene Verheissung
gekommen wären. Das war ja der Grund, warum dein Vater Lord Townsend das alte Witwenhaus überhaupt verkauft hat. Unglücklicherweise starben bald darauf dein Vater und auch Lord Townsend, ohne weitere Vorkehrungen treffen zu können. Und, tja ...«
»Du willst mir erzählen«, begann Marcus langsam. Er versuchte, die Bedeutung dieses Geständnisses zu begreifen. »Ich musste Gwen gar nicht heiraten, um mein Vermögen zu behalten?«
»So könnte man es ausdrücken ...« Sie machte eine hilflose Geste. »Wenn du willst ...«
Marcus sah Whiting an. »Meine Finanzen waren zu keinem Zeitpunkt in Gefahr? Es gab keine Frist in Bezug auf meinen dreißigsten Geburtstag?«
»Nicht, dass ich wüsste«, antwortete Whiting.
»Ich fand die Idee mit der Frist ganz hervorragend«, murmelte Helena Reggie zu.
»Ausgezeichnet«, flüsterte Reggie zurück. »Das war die Krönung.«
»Jetzt ergibt alles einen Sinn. Zuerst fand ich das unsinnig, besonders den Zeitpunkt, dass man mich erst drei Monate vor meinem Geburtstag informieren durfte. Dennoch.« Marcus starrte seine Mutter fassungslos an. »Du wirktest so überrascht, als du von unserem Plan erfuhrst.«
»Den Teil fand ich auch ganz besonders gelungen«, gab sie bescheiden zurück. »Ich wäre eine ausgezeichnete Schauspielerin geworden.«
»Absolut umwerfend.« Reggie grinste.
»Lassen Sie mich Ihnen versichern«, fuhr Whiting fort. »Ich hatte keine Ahnung, dass der Brief, den Lady Pennington mir vorlegte, nicht echt war. Er war immerhin in derselben Handschrift verfa s st, die ich als die Ihres Vaters gekannt hatte. Ich hatte keinen Grund, seine Unterschrift anzuzweifeln. Von diesem Manöver habe ich erst nach Ihrer Hochzeit erfahren.«
»Ich habe ihn gebeten, es nicht zu verraten«, fügte Helena hinzu. »Offen gestanden schien es mir überflüssig. Ihr passtet so gut zueinander. Ja, es war sogar eine Liebesheirat. Es wäre so schade gewesen, dies zu vereiteln.«
Marcus fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Ich bin sehr verwirrt.«
Reggie gab ihm ein Glas Brandy. »Das wird dir gut tun.«
»Ich bezweifle es«, murmelte Marcus und trank trotzdem.
»Ich gebe zu, es ist ein bisschen verwickelt, wenn man die Einzelheiten nicht kennt.« Helena zog die Augenbrauen zusammen. »Die Idee kam mir erst, als ich erfuhr, dass Jeffrey nach Gwendolyn suchte. Es schien so perfekt. Beinahe schicksalhaft, wenn man so will. Erst als er sie aufgespürt hatte, setzte ich den Plan in die Tat um.« Sie sah den Anwalt entschuldigend an. »Ich wusste, wenn ich dir diesen Brief zu früh gäbe, bestünde die Gefahr, dass du den kleinen Schwindel entdecken würdest.«
Marcus hob eine Braue. »Kleinen Schwindel?«
»Vielen Dank für dein Vertrauen«, entgegnete Whiting trocken.
Marcus ließ seinen Blick von seiner Mutter zum Anwalt und zurück wandern. Er suchte nach den richtigen Worten. »Wie hast du ... ich meine ... mit ihm und ...«
»Jeffrey und ich stehen uns recht nahe.« Helena sah ihrem Sohn in die Augen. »Schon einige Jahre, um genau zu sein. Und ich beabsichtige, diese Verbindung in Zukunft weiterzuführen.«
»Ich habe ihr schon etliche Heiratsanträge gemacht, aber sie will davon nichts hören«, erklärte Whiting sachlich. »Ich bin dieser Dame mit Haut und Haaren verfallen.«
»Jeffrey.« Sie schenkte ihm ein überaus kokettes Lächeln.
»Das wird ja immer interessanter«, murmelte Reggie.
»Das ist alles ...« Marcus schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Du könntest dich entschuldigen«, schlug Helena vor.
»Entschuldigen?« Marcus starrte sie ungläubig an. »Wofür um alles in der Welt?«
»Wenn du dich der Verantwortung gestellt und schon vor Jahren geheiratet hättest, wäre ich nie zu einem solchen Schritt gezwungen gewesen.« Ihr Tonfall war trotzig, sie zeigte keinerlei Reue. »Du hast die ganze Angelegenheit doch erst erforderlich gemacht.«
Marcus schnaubte fassungslos. »Willst du damit sagen, das sei alles meine Schuld?«
»Ja, das will ich. Aber das spielt ja nun alles keine Rolle mehr. Du hast eine Frau, die du offenbar von Herzen liebst und die deine Gefühle erwidert. Abgesehen von dem winzigen Rückschlag heute Nacht, hat sich doch alles ganz wunderbar gefügt.« Sie lächelte ihn zufrieden an. »Ich finde, du solltest dich bei mir bedanken.«
»Bedanken? Bedanken?« Marcus blitzte sie an, dann stammelte er widerwillig: »Danke, Mutter.«
»Nicht der Rede wert, mein Liebling.«
»Mir wäre es lieber, wenn du
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