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Ehemann für eine Nacht?

Ehemann für eine Nacht?

Titel: Ehemann für eine Nacht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Depalo
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reagieren, falls du möchtest.“
    „Nein danke.“
    Das Letzte, was Belinda gebrauchen konnte, war, dass dieser Skandal in der Presse breitgetreten wurde. Womöglich lud eine öffentliche Mitteilung von ihr Easterbridge noch dazu ein, seine eigenen Klarstellungen zu veröffentlichen.
    Sie würde versuchen, sich privat und ganz diskret mit Colin zu einigen – selbst wenn sie sich dazu in die Höhle des Löwen begeben musste. Eine Ausweitung des Skandals wollte sie unter allen Umständen vermeiden.
    „Was, zum Teufel, ist in dich gefahren, Belinda?“ Onkel Hugh kam um seinen Schreibtisch herum, als Belinda die Bibliothek seines Hauses im Londoner Stadtteil Mayfair betrat.
    Die Missbilligung ihres Onkels war nicht zu überhören.
    Belinda war hergebeten worden, um Rechenschaft abzulegen. Sie hatte etwas getan, was noch keine ihrer weiblichen Vorfahren gewagt hatte – sie hatte ihre Familie verraten, indem sie einen Granville geheiratet hatte.
    Belinda hatte gewusst, dass sie auf ihrer Geschäftsreise nach London gezwungen sein würde, im Stadthaus in Mayfair vorbeizuschauen. Eine Aussprache mit ihren Verwandten direkt nach der geplatzten Trauung hatte sie vermeiden können, weil sie die Kirche umgehend verlassen und Pia auf dem anschließenden Empfang die Wogen für sie geglättet hatte. Ihre Familie war zudem damit beschäftigt gewesen, vor den Gästen das Gesicht zu wahren – soweit das in einer solchen Situation möglich war.
    Interessiert warf Belinda einen Blick auf das Gainsborough-Gemälde von Sir Jonas Wentworth. Der Ärmste drehte sich sicher im Grabe um.
    Das Londoner Haus war seit Generationen im Besitz der Wentworths. Wie viele andere Familien von hohem Stand hatten auch die Wentworths alles darangesetzt, eine Adresse im mondänen Mayfair beizubehalten, auch wenn die längst nicht mehr so exklusiv war wie früher, weil immer mehr Neureiche in diesen Stadtteil zogen.
    Auch wenn die Wentworths keinen Adelstitel führten, so stammten sie von einer Nebenlinie des Duke of Pelham ab und hatten im Laufe der Jahre in andere Adelsfamilien eingeheiratet – außer natürlich in die verfeindete Familie Granville. Daher hielten sie sich für genauso blaublütig wie alle anderen.
    „Das ist ein ganz schönes Durcheinander, das du da heraufbeschworen hast“, fuhr ihr Onkel fort, als ein Bediensteter einen Teewagen mit allem Nötigen für den Nachmittagstee hereinrollte.
    „Ich weiß.“
    „Es muss unverzüglich geklärt werden.“
    „Natürlich.“
    Als sie beide gleich darauf Platz genommen hatten, wollte Onkel Hugh wissen, wie sie die Sache regeln wolle.
    Aus alter Gewohnheit begann Belinda, den Tee einzuschenken. Das gab ihr etwas zu tun, und sie konnte dem Blick ihres Onkels ausweichen.
    „Ich beabsichtige natürlich, eine Annullierung oder Scheidung durchzusetzen.“
    Auch wenn sie sich selbstsicher gab, das Ganze war alles andere als natürlich .
    Sie betrachtete die auf dem Teewagen bereitgestellten Köstlichkeiten. Zu einem englischen Nachmittagstee gehörten außer frisch gebrühtem Tee kleine Sandwiches, leckere Kekse und warme Scones.
    Wirklich, im Moment hätte sie sterben können für diese süßen Rosinenbrötchen mit Marmelade und verboten viel Sahne …
    Nein, nicht verboten. Dieses Wort erinnerte sie zu sehr an ihr Verhalten in Las Vegas, das sie in diese ganze Bredouille gebracht hatte.
    Trotzdem sah sie sich augenblicklich mit Colin Granville auf einem übergroßen Bett liegen und hoch über den funkelnden Lichtern der Stadt Champagner mit Erdbeeren genießen.
    Sie errötete.
    „… jugendlichem Leichtsinn?“
    Belinda, die gerade Tee in ihre eigene Tasse einschenkte, erschrak. „Was?“
    „Ich habe dich nur gefragt, ob diese unglückselige Situation durch einen Anflug von jugendlichem Leichtsinn entstanden ist?“
    „Könnte ich das denn behaupten, obwohl ich seinerzeit schon dreißig war?“
    Onkel Hugh betrachtete sie nachdenklich, aber mit einer gewissen Nachsicht. „Ich bin noch nicht so alt, dass ich mich nicht mehr entsinnen könnte, wie viel man auch noch als Twen und darüber hinaus auf Partys oder in Clubs feiern kann.“
    „Ja.“ Belinda war nur allzu bereit, diese Ausrede aufzugreifen. „Das muss es wohl gewesen sein.“
    Ihr Onkel nahm seine Tasse entgegen.
    „Und trotzdem bin ich erstaunt über dich, Belinda“, fuhr er fort, nachdem er einen Schluck von seinem Tee getrunken hatte. „Du hast nie den Aufstand geprobt. Du wurdest auf ein anständiges Internat

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