Ehemann für eine Nacht?
mich mit dem Marquess arrangieren“, erklärte sie finster und zwang sich, damit aufzuhören, nervös auf ihrer Unterlippe herumzukauen.
Irgendwie musste sie es schaffen, aus dieser Ehe herauszukommen.
3. KAPITEL
„Danke, dass du heute Zeit für mich hast“, sagte Belinda etwas unsicher, als sie den Konferenzraum von Colins Büro im Time Warner Center betrat.
Sie hoffte, ein höfliches und klärendes Gespräch führen zu können. Oder zumindest auf dieser Basis anzufangen, die Dinge zu regeln.
Colin nickte ihr kurz zu. „Keine Ursache.“
Belinda merkte, dass Colins Blick automatisch auf ihren Ringfinger fiel, an dem sie nun keinen Ring mehr trug.
Ihr Herz klopfte heftig.
Sie hatte sich mit Colin an einem Ort treffen wollen, der privat war, aber nicht zu privat. Ihr war bewusst, dass er im selben Gebäude ganz oben ein spektakuläres Penthouse besaß, aber sie hatte sich gescheut, ihm dort gegenüberzutreten. Und ihr eigenes Apartment in der Nähe war zu klein.
Ein Treffen mit Colin war schwierig genug. Er war vermögend, imposant und trug einen Adelstitel – ganz zu schweigen davon, dass er auch clever und berechnend war. Aber er war auch ihr ehemaliger Geliebter und kannte sie auf intime Art und Weise. Ihre gemeinsame Nacht würde immer zwischen ihnen stehen.
Misstrauisch musterte Belinda ihn.
Er trug einen Business-Anzug und strahlte den selbstsicheren Charme eines geschmeidigen Panthers aus, der bereit war, mit einem Kätzchen zu spielen. In seinen Adern floss das Blut ganzer Generationen von Eroberern, und das merkte man ihm an.
Belinda verspürte ein Prickeln auf der Haut. Sie trug ein Kleid mit V-Ausschnitt, dazu Riemchensandaletten, da sie in ihrer Mittagspause zu diesem Treffen von Lansing’s herübergekommen war.
„Möchtest du einen Kaffee oder Tee?“
Sie stellte ihre Handtasche auf den langen Konferenztisch. „Nein danke.“
Aufmerksam betrachtete Colin sie. „Du wirkst ziemlich gelassen, ganz im Gegensatz zu letzter Woche.“
„Ich habe mich entschlossen, Ruhe zu bewahren. Die Gerüchte überschlagen sich, der Bräutigam ist auf die andere Seite des Atlantiks geflüchtet, und die Hochzeitsgeschenke werden zurückgeschickt.“
„Aha.“ Er setzte sich auf eine Kante des Konferenztisches.
„Ich hoffe, du bist zufrieden.“
„Es ist ein guter Anfang.“
Sie unterdrückte ihren Ärger und schaute ihn direkt an. „Ich bin hier, um dich zur Vernunft zu bringen.“
Er hatte tatsächlich den Nerv, leise zu lachen.
„Ich weiß, dass du zu tun hast …“ Offensichtlich zu viel, um eine Annullierung zu beantragen. „… deshalb komme ich gleich auf den Punkt. Wie ist es möglich, dass wir noch verheiratet sind?“
Colin hob die Schultern. „Die Annullierung wurde bei Gericht nie rechtskräftig.“
„Ja, das hast du schon gesagt.“ Sie roch den Braten – oder genauer, einen listigen Aristokraten. „Ich hoffe, du hast deinen Anwalt deswegen an die Luft gesetzt.“
Belinda holte tief Luft. Der Anwalt, den sie kürzlich zurate gezogen hatte, hatte bestätigt, dass sie und Colin nach den staatlichen Unterlagen noch verheiratet waren, weil keine Annullierung eingetragen war und nicht einmal ein Antrag vorlag.
Sie musste sich also mit den Tatsachen auseinandersetzen, so bedauerlich sie waren.
„Es ist sinnlos zurückzuschauen“, meinte Colin, als könne er ihre Gedanken lesen. „Die Frage ist vielmehr, was machen wir jetzt.“
„Jetzt? Wir beantragen natürlich eine Annullierung oder Scheidung. New York hat mir kürzlich einen Riesengefallen getan und die Scheidung ohne Schuldbeweis eingeführt. Ich muss also nicht mehr nachweisen, dass du Ehebruch begangen oder mich verlassen hast. Das war ganz einfach zu recherchieren.“
Colin blieb gelassen. „Ach ja, die gute alte Zeit, als die Ehe noch ein sicherer Hafen war und nur der Ehemann Grundbesitz haben oder Ehebruch nachweisen konnte.“
Sie fand das gar nicht witzig. „Was für ein Pech für dich.“
„Es gibt da nur ein Problem.“
„Ach? Nur eins?“
„Ja. Eine Scheidung ohne Schuldbeweis kann immer noch angefochten werden, sobald die Scheidungspapiere zugestellt sind.“
Belinda war wie betäubt. „Du willst also sagen …“
„Ich werde dir eine Scheidung nicht leicht machen – weder in New York noch sonst wo.“
„Du hast meine Hochzeit ruiniert, und jetzt willst du mir auch noch die Scheidung verweigern?“
„Deine Hochzeit war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, weil wir beide noch
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