Ehemann für eine Nacht?
Freude machen, aber anscheinend vergießt du lieber Tränen, wenn du in die Oper gehst.“
„Die Aufführung hat dich auch nicht kaltgelassen. Sonst wärst du ja kein Opernfan.“
Lächelnd warf er ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Ich habe es genossen, dich genauso zu beobachten wie die Opernsänger auf der Bühne.“
„Du hast mich nicht beobachtet!“
„Woher willst du das wissen?“
Sie biss sich auf die Lippe, weil sie sich ertappt fühlte. Denn die einzige Möglichkeit, sicher zu wissen, dass er sie nicht beobachtet hatte, war, dass sie ihn beobachtet hatte.
„Ich weiß es eben. Du warst viel zu beschäftigt mit meiner Hand.“
Colin lachte leise.
Und Belinda sah erneut aus dem Fenster. Sie waren auf der Rückfahrt nach Halstead Hall, und es knisterte bereits heftig zwischen ihnen.
Als sie am Herrenhaus ankamen, war alles dunkel und still. Colin hatte dem Butler gesagt, er brauche nicht auf ihre Rückkehr aus London zu warten. Einige andere Bedienstete hatten ihren freien Tag.
In der Eingangshalle zögerte Belinda, unsicher, wie sie sich verhalten sollte.
„Trinken wir noch was?“
„In Ordnung.“ Sie nickte, froh, noch nicht nach oben in ihre aneinandergrenzenden Suiten gehen zu müssen.
Langsam folgte sie Colin in die Bibliothek, wo sie ihr Abendtäschchen und ihren Mantel ablegte, während Colin an der Bar hantierte.
Gleich darauf reichte er ihr ein Glas mit einer klaren Flüssigkeit auf Eis.
„Cheers“, er hob ihr sein Glas entgegen, „auf einen Neuanfang.“
Sie trank einen Schluck und riss die Augen auf. „Wasser?“
„Natürlich.“
Er nahm ihr das Glas aus der Hand und stellte es zusammen mit seinem eigenen auf den Schreibtisch.
Als Colin ihr vorgeschlagen hatte, gemeinsam noch etwas zu trinken, hatte sie sich etwas Stärkeres vorgestellt – um sich zu wappnen.
Spielerisch ließ Colin einen Finger ihren Arm hinauf bis zu ihrer Schulter gleiten. „Wie gut, dass keiner von uns beiden heute Abend etwas Alkoholisches getrunken hat.“
„Warum? Damit wir nichts Überstürztes tun und es erneut bereuen?“
Er lächelte. „Nein, damit wir keine Ausreden haben, wenn wir es tun.“
Belindas Herz klopfte heftig. „Wir müssen damit aufhören.“
„Müssen wir das?“, scherzte er und sah sich dann um. „Das letzte Mal, als ich nachgesehen habe, waren wir verheiratet. Wir wohnen sogar gemeinsam hier.“
„Der Marquess vernascht seine Frau in der Bibliothek? Das klingt nach einem schlechten Groschenroman.“
„Wenn ich im Moment nicht so erregt wäre, würde ich vielleicht vorschlagen zu spielen.“
„Tun wir das denn nicht? Das Ganze ist doch ein Spiel.“
„Warum ist mir dann so todernst zumute?“
„Weil du spielst, um zu gewinnen.“
„Genau. Küss mich.“
„Ziemlich direkt. Ich hätte gedacht, du hättest subtilere Verführungskünste in deinem Repertoire.“
„Hab ich auch, aber ich warte schon seit drei Jahren.“
„Vielleicht war das erste Mal ein glücklicher Zufall.“
„Fühlt sich das nach Zufall an?“ Er nahm ihre Hand und legte sie sich auf die Brust. „Berühr mich, Belinda.“
Belinda wurde ganz schwindelig. Unter ihrer Handfläche spürte sie Colins Herz kräftig und gleichmäßig schlagen. Der körperliche Kontakt zu ihm war berauschend, genau wie in der Oper.
„Vielleicht wurden wir zu Feinden erzogen, aber in dieser Sache sind wir uns einig.“
„Es ist bloß Leidenschaft …“
„Genug, um darauf aufzubauen.“
Langsam neigte Colin den Kopf.
Belinda hatte das Gefühl, es dauere eine Ewigkeit, bis er sie endlich küsste.
Als er es dann schließlich tat, eroberte er mit sanftem Druck ihren Mund, und Belinda öffnete die Lippen, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Sein unwiderstehlicher ureigener Geschmack fachte ihr Verlangen augenblicklich weiter an. Mit den Händen umfasste Colin ihre Schultern und zog sie sacht an sich.
Belinda hatte versucht, nicht mehr an ihre heiße Liebesnacht in Vegas zu denken. Jetzt jedoch erinnerte sie sich nur allzu lebhaft daran, wie hingebungsvoll Colin jeden Zentimeter ihres Körpers geküsst hatte.
Ihre Brustspitzen wurden hart, und sie drängte Colin verlangend die Hüften entgegen.
Aufstöhnend ließ Colin die Hände ihren Rücken hinuntergleiten.
„Ich finde deinen Reißverschluss nicht“, murmelte er zwischen zwei Küssen.
„Na wunderbar“, sagte sie gegen seinen Mund.
„Ich möchte dein hübsches Kleid nicht ruinieren. Es passt dir wie angegossen, und mit etwas Glück
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