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Ehemann für eine Nacht?

Ehemann für eine Nacht?

Titel: Ehemann für eine Nacht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Depalo
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mitternachtsblaues Cocktailkleid, das asymmetrisch geschnitten war und eine Schulter freiließ, und für Peeptoes im Krokolook entschieden. Ihr Haar hatte sie zu einem lockeren Knoten zurückgenommen. Colin würde Anzug und Krawatte tragen.
    Vor Aufregung klopfte ihr das Herz, als sie die Haupttreppe in Halstead Hall hinunterging und Colin, gut aussehend und schick in Schale geworfen, ihr vom Fuß der Treppe entgegensah.
    Ihre Scheidungsvereinbarung war inzwischen rechtskräftig geworden – sie hatte sie durchgesehen und unterschrieben –, also gab es nichts mehr, was Colin den Weg in ihr Bett verwehrt hätte. Natürlich lebten sie im einundzwanzigsten Jahrhundert, und ein Marquess konnte ihr keine Befehle erteilen. Dennoch fühlte sie sich moralisch verpflichtet, zu ihrem Wort zu stehen.
    Sie versuchte, sich darauf zu konzentrieren, dass es um die Erfüllung eines Vertrags ging. Keinesfalls würde sie sich ausmalen, wie sie vor Colin in dessen Schlafzimmer stand, wie er sie mit Blicken regelrecht verschlang, während er die Hände über ihre sensibilisierte Haut gleiten ließ und sie verrückt vor Verlangen machte, sie endlich auszuziehen.
    Sie würde sich nicht vorstellen, welche Lust sie in seinen Armen erleben konnte.
    Nein, auf gar keinen Fall.
    Weil sie zu Hause zu Abend gegessen hatten, fuhren sie direkt zum Royal Opera House in Covent Garden. Statt sich vom Chauffeur chauffieren zu lassen, steuerte Colin seinen Aston Martin selbst.
    Im Foyer der Oper wimmelte es bereits vor Besuchern, und Colin stellte Belinda einigen Bekannten vor.
    Als sie wenig später ihre Plätze in einer vorderen Loge einnahmen, verschlug es Belinda den Atem. Die Sicht auf die Bühne war fantastisch.
    Nervös blätterte sie in ihrem Programmheft, bis Minuten später die Vorstellung anfing.
    Sie konzentrierte sich ganz auf die Oper, als Colin ihre Hand nahm.
    Seine Hand war größer als ihre, kräftiger und rauer. Dennoch war sein Händedruck überraschend sanft, und selbst diese unerotische Berührung hatte eine elektrisierende Wirkung auf sie.
    Belinda wurde von einem Gefühlschaos erfasst, das dem auf der Bühne in nichts nachstand. Es schien, als würden zwei Vorstellungen parallel ablaufen – die mit den Sängern und die private, die Colin allein für sie gab.
    Zärtlich strich er mit dem Daumen über ihren Handrücken – federleicht und rhythmisch, und man hätte es für eine beruhigende Geste halten können, doch es erhöhte nur ihre innere Anspannung.
    Aus dem Augenwinkel warf sie ihm einen verstohlenen Blick zu. Colin sah geradeaus auf die Bühne, und seine Miene verriet nichts – doch er streichelte ihr weiterhin die Hand.
    Belinda musste zugeben, dass Colin sie zusehends faszinierte. Natürlich wünschte sie, dass dem nicht so wäre, aber sie fand es immer schwerer, ihm zu widerstehen.
    Leise seufzend konzentrierte sie sich wieder auf die Bühne.
    Der Feldherr Radames war zwischen seiner Liebe zu Aida, einer gefangenen Prinzessin und der Treue zu seinem Pharao hin- und hergerissen, zumal dessen Tochter Amneris sich unsterblich in den Feldherrn ihres Vaters verliebt hatte.
    Belinda ging es sehr zu Herzen, als die Oper sich ihrem tragischen Höhepunkt näherte. Sie konnte die Schlussszene fast nicht mit ansehen, in der es Radames und Aida bestimmt war, gemeinsam zu sterben.
    Sie musste den Kloß in ihrem Hals hinunterschlucken und heftig blinzeln. Daher merkte sie nicht gleich, dass Colin ihr die Hand drückte und mit dem Daumen beruhigend über ihr Handgelenk strich.
    Als der Vorhang fiel, klatschte das Publikum begeistert Beifall. Belinda biss sich auf die Lippe und nahm geistesabwesend das Taschentuch an, das Colin ihr anbot. Sie kam sich albern vor – sie hatte ja gewusst, wie Verdis Oper ausging. Aber trotzdem musste sie weinen.
    In Opern ging es oft um Paare, deren Liebe unter keinem guten Stern stand. Radames und Aida waren quasi Romeo und Julia einer anderen Epoche. Keines dieser Paare hatte Ähnlichkeit mit ihr und Colin.
    „Hat dir die Vorstellung gefallen?“, fragte Colin.
    „Ich habe sie genossen“, krächzte sie.
    Da lachte er leise, und sie stimmte ein – weil ihre Tränen so gar nicht zu ihrer Begeisterung passen wollten.
    „Lass uns nach Hause fahren.“
    Colins Worte gingen Belinda nah. Es war das erste Mal, dass er Halstead Hall als ihr Zuhause bezeichnet hatte.
    Schweigend fuhren sie zurück und unterhielten sich nur hin und wieder.
    „Ich dachte, ich würde dir mit Karten für Aida eine

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