Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
reagieren. Doch dann schloss sie die Augen, um sich zur Ruhe zu zwingen. Sie sagte sich, dass die arme Frau wegen des Todes ihres Mannes einfach verbittert war, sicher war sie sonst nicht so bösartig. Agnes öffnete die Augen wieder, atmete tief durch und strich ihr Kleid über den Knien glatt.
»Ich bin Agnes von Ecksten aus dem Kloster Möllenbeck. Der Rat ließ mich in der Angelegenheit Eures verstorbenen Mannes kommen, da ich schon einmal in einer ähnlichen Sache dem Bischof einen Gefallen tun konnte.«
»Ihr meint doch nicht die Gefangennahme unseres so hochgeschätzten Tuchhändlers Dudenhausen?«
»Ja, genau das.«
»Ah. Wollt Ihr jetzt wieder jemanden in eine Falle locken, um ihn zu vernichten?«
Agnes musste sich stark zurückhalten, um nicht loszupoltern: »Ich locke niemanden in eine Falle. Dudenhausen wollte eine Frau mit Gewalt zur Heirat zwingen. Dafür verdiente er eine Strafe. Er hat sich selbst vernichtet.«
»Das sehen hier einige aber anders.«
»Das tut mir leid. Ich will jedenfalls nur helfen, den Mord an Eurem Mann aufzuklären.«
Missbilligend wandte die Witwe ihren Blick ab. In ihrem Gesicht war keine Regung zu erkennen. »So sagt endlich, was Ihr wollt.«
Agnes begann erneut: »Alle Anzeichen sprechen dafür, dass Euer Mann ermordet wurde. Könntet Ihr uns sagen, wer einen Grund gehabt hätte, solches zu tun?«
Anna Bode ließ sich einen Moment Zeit. »Mein Mann war vorbildlich. Immer ehrlich, stets treu, hatte einen einwandfreien christlichen Lebenswandel. Er war gerecht zu allen. Er konnte keine Feinde haben.«
»Hat es nie Probleme gegeben?«
»Der Gerechte wird wegen seiner Gerechtigkeit beneidet. Es gibt immer welche, die hetzen und infame Lügen und Gerüchte in die Welt setzen.«
»Es gab also doch Feinde?«
»Aber nicht wegen seines eigenen Fehlverhaltens. Es war die bösartige Haltung anderer.«
»Um welche Gerüchte ging es?«
»Es gibt immer welche. Aber das hat mich nicht zu interessieren. Das Beste ist, man hört einfach nicht hin.«
»Ist nicht doch eine Sache besonders hängen geblieben?«
Mit beinahe teilnahmsloser Stimme erzählte die Witwe von der ehemaligen Magd Lyse Hus. »Ein nicht mehr allzu junges Ding, ein wenig dümmlich und nicht besonders fleißig. Nach kurzer Zeit haben wir sie wieder fortgeschickt. Daraufhin hat sie meinen Mann belästigt, immer wieder behauptet, er sei in sie verliebt. Sie erzählte sogar herum, sie sei seine Geliebte. Sie hatte tatsächlich versucht, ihn zu verführen, obwohl sie selbst verheiratet war. Als Lyse ein Kind bekam, behauptete sie, es sei von meinem Johannes. Nur die wenigsten haben es geglaubt, aber etwas bleibt immer hängen. Lyses Mann, ein Tagelöhner und Säufer, arbeitsscheu, verlangte Entschädigung für das Kind. Er drohte sogar, uns etwas anzutun, weil seine Frau geschändet worden sei.«
»Wisst Ihr, wo die Familie Hus wohnt?«
»Ich habe gehört, sie sollen jetzt in der Hellingstraße hausen, nahe dem Johannisstift.«
»Gab es sonst noch mit jemandem Streit?«
Anna Bode überlegte einen Moment. »Mir fällt nur noch der Schmied Stefan Gieselmann ein. Er wohnt direkt nebenan. Seit zwei Jahren gibt es Ärger. Nichts Dramatisches. Immer, wenn der Wind schlecht steht, zieht Rauch herüber. Das ist nicht nur unangenehm, es verdirbt auch die Felle und Tuche. Wir haben mehrfach versucht, ihn zu veranlassen fortzuziehen. Wir haben ihm Geld für den Umzug angeboten. Aber er will nicht.«
»Hat er gedroht? Oder gab es Tätlichkeiten?«
»Nein.«
Agnes schaute den Hauptmann an. Der hob nur die Schultern. Ein weiterer Verdächtiger, der ebenfalls befragt werden sollte.
»Gab es sonst noch Feinde?«
Die Stimme von Anna Bode bekam einen ungeduldigen Unterton »Ich habe es Euch doch schon gesagt: nein.«
»Gab es Probleme bei Geschäften? Vielleicht mit anderen Händlern?«
»Mir ist nichts dergleichen bekannt. Ich habe mich auch nur wenig damit beschäftigt. Mein Mann war viel zu ehrlich, um jemanden zu betrügen.« Plötzlich stand Anna Bode auf. »Ich möchte Euch nun bitten, zu gehen. Ihr werdet verstehen, dass solche Gespräche in meiner jetzigen Situation alles andere als angenehm sind. Ich muss mich dringend ausruhen.«
Doch so leicht ließ Agnes sich nicht abschütteln. Schließlich hatte sie noch einige Fragen. »Was macht Ihr jetzt? Wollt Ihr das Geschäft verkaufen?«
»Ich möchte Euch nachdrücklich bitten, mich nun zu entschuldigen.«
Verärgert stand Agnes auf. Sie hasste es, so einfach
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