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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Familie Bode zu finden. Lyse und Konrad Hus wohnten in einem Haus mit mehreren Wohnungen in einem kleinen Hinterhof. Das Haus sah recht baufällig aus, mit einem durchhängenden Dach und teilweise verrottetem Fachwerk. Die Fenster waren lediglich mit alten Säcken verhangen oder mit Läden versperrt. Keiner der Bewohner hier in dieser Ecke der Stadt konnte sich Glasfenster leisten. In einer Ecke des Hinterhofs spielten ein paar Kinder in irgendwelchen Pfützen. Und über allem lag ein abscheulicher Gestank nach übergelaufenen Aborten.
    Die Nonne und der Hauptmann stiegen zwei enge Treppen hoch bis unters Dach. Auf Wolframs Klopfen öffnete eine ungepflegt aussehende Frau die Tür. Sie mochte noch keine dreißig sein. Ihre Haare waren verfilzt, Gesicht, Hände und die bloßen Arme waren dreckig. Die Risse im Kleid waren nur notdürftig geflickt, und es fehlten fast alle Knöpfe des Oberteils. Dadurch stand dieses so weit offen, dass man tiefen Einblick hatte – viel zu tief. Agnes war entsetzt über so viel mangelndes Schamgefühl. So konnte man sich doch nicht vor Fremden zeigen!
    »Was wollt’r?« Die Stimme der Frau klang rau wie ein Reibeisen.
    »Wer is’n da?«, rief ein Mann aus dem Hintergrund.
    Plötzlich preschten drei Kinder durch die Tür. »Soldaten! Soldaten!«, skandierten sie immer wieder. »Soldaten! Soldaten!«
    Im Hintergrund schrie nun ein Kleinkind.
    »Grete! Kümmer’ dich gefälligst um den Schreihals!«, schnauzte die Frau nach hinten.
    »Warum immer ich?«, erklang es von irgendwoher.
    Die Frau drehte sich wieder nach hinten: »Konrad, sag du ihr mal was!«
    Man hörte daraufhin das Klatschen einer Ohrfeige und das Weinen eines Kindes.
    »Ich werd noch wahnsinnig hier!«, dabei griff sich die schmuddelige Frau in ihren Schopf, als wolle sie sich die Haare ausreißen. »Ruhe jetzt!«
    Mit einem Mal waren alle Kinder still. Die drei vor der Tür schlichen leise die Treppe hinab.
    Dann wandte sich die Frau wieder dem Besuch zu: »Was is’ nu?«
    »Die Stadtwache«, stellte sich der Hauptmann vor. »Bist du Lyse Hus? Du warst mal Magd im Hause Bode?«
    »Ach, daher weht der Wind. Mit den Bodes hab ich seit Jahr’n nix mehr zu tun. Aber ich hab mir schon gedacht: Wann einer der Herren hier wohl vorbeikommt? Da er doch endlich verreckt is’, der Halunke.«
    »Warum? Was habt Ihr mit dem Mord zu tun?«
    Lyse Hus lachte schallend. »Also kaltgemacht wurd’r? Herrlich! Also gibt es doch noch Gerechtigkeit! Ich dacht schon, er hätt sich feige selbst aus dem Staub gemacht.« Damit drehte sie sich um und ging in die Stube.
    Wolfram von Lübbecke und Agnes folgten ihr. Sie wussten nicht, wohin sie ihre Füße setzen sollten. Der kleine Raum war ein heilloses Durcheinander: Drei Stühle standen irgendwo herum, aber kein Tisch. Auf einem zerwühlten Bett lag ein Mann, der genauso schlampig und verdreckt aussah wie seine Frau und gerade einen kräftigen Schluck aus einer Branntweinflasche nahm. Die erloschene Feuerstelle in der Ecke starrte vor Ruß. Ein wenige Wochen altes Kind lag auf einer schmuddeligen Decke auf dem Fußboden und war nur mit einem Hemdchen bekleidet. Ein Mädchen von etwa zehn Jahren saß mit verheulten Augen daneben. Im Raum verteilten sich verschiedene Kleidungsstücke und weitere zerwühlte Decken – die Schlafstätten der Kinder. Dazu kam ein abscheulicher Geruch nach Erbrochenem und Verfaultem.
    »Wann habt Ihr Bode zuletzt geseh’n?«, wollte Wolfram wissen.
    Jetzt stand der Mann von seinem Bett auf und kam leicht schwankend herbei. »Is’ scho’ne Zeit her. Wir ham nischts damit zu tun.«
    »Aber du hast ihm gedroht, weil er nicht zahlen wollte.«
    »Das war nur jerecht. Denn der Grobian hat meine Frau geschändet und mir’n Kind unterjeschob’n.«
    »Fragt lieber mal beim Schmied nebenan nach«, meldete sich Lyse Hus wieder zu Wort. »Mit dem gab es aber so richtigen Zank. Irgendwas wegen so’n bisschen Rauch und Lärm. Bode hat ihm über die Zunft Probleme gemacht, sodass der Schmied nächsten Monat aufhören oder woanders hinziehen muss. Das ist so was von hinterhältig und gemein! Habt Ihr denn noch nich gehört, das’r ihm mit dem Tod gedroht hat?«
    Wolfram wurde hellhörig. »Der Schmied dem Händler? Woher weißt du das?«
    »Weiß doch jeder!«, grölte der Mann dazwischen.
    Wolfram sah Agnes erstaunt an. »Bei der Witwe klang das aber nicht so schlimm.«
    Sie nickte nachdenklich. »Daran musste ich auch gerade denken. Sie verneinte meine Frage nach

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