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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Erste am Speicher gewesen. Genau vor der Tür lag der Ballen mit den Dachsfellen. Er dachte sofort an Diebe. Sie waren überrascht worden und hatten den Ballen liegen gelassen. Aber alle Eingänge zum Speicher waren noch verschlossen. Erst da sah er, dass die Außentür des obersten Bodens offen stand. Am Tag zuvor hatte er dort noch neue Felle hochgezogen. Er fürchtete, dass er die Tür nicht richtig verschlossen hatte und dass der Ballen irgendwie herausgefallen war. Da niemand von seiner Ungeschicklichkeit erfahren durfte, verbarg er die Felle schnell hinter Kisten, um sie später hochzutragen. Aber dann entdeckte er den Händler.
    »Damit ich keinen Ärger bekomme, habe ich’s bisher nich gesagt.«
    Ludolf klopfte dem armen Kerl auf die Schulter. »Ich bin mir zwar nicht sicher, es ist nur eine Theorie, aber Ihr habt doch keine Schuld. Vielleicht war es der Händler selbst.«
    Aber Bernhardt war immer noch nicht beruhigt: »Ja, schon … Aber Selbstmord wär’ schlimm. Für alle hier. Eine Schande. Auch für mich.«
    Die beiden Männer schauten sich nachdenklich an. Sicher: Für die Familie Bode und fürs Geschäft wäre ein Mord weniger schlimm. Den toten Händler träfe keine Schuld. Und wenn der Mörder gefunden und bestraft würde, wäre der Mord gesühnt. Selbstmord war jedoch etwas, das nicht so ohne Weiteres gesühnt werden konnte.
    Ludolf aber war noch nicht zufrieden. Er fragte den Lagerverwalter: »Wollt Ihr mir ein wenig bei der Aufklärung helfen? Herausfinden, warum sich Euer Herr erhängt haben könnte?«
    Bernhardt richtete sich auf. Er wollte dem Händler Bode auch nach seinem Tod die Treue halten. »Sicher!«
    Ludolf nickte. »Fällt Euch ein Grund ein, warum Bode sich selbst getötet haben könnte?«
    Der Lagerverwalter brummte vor sich hin. »Nee. Mir fällt nix ein. Er war immer so ruhig und gefasst.«
    »Gab es in letzter Zeit Ärger oder irgendwelche Probleme?«
    »Na ja … Ich will ja kein Schwätzer sein. Irgendwas is’ ja immer. Eigentlich andauernd war da der Knatsch mit seiner Frau. Die is’ ewig am herummäkeln. Immer so auf Anstand bedacht. Und dass man Respekt vor ihr haben soll. Wie die Tochter schnellstens ’nen reichen Bräutigam bekommt. Ab und zu wurde sie so laut, dass alle Nachbarn es hörten. Der Herr wurde aber nie laut. Der blieb auch bei den größten Schwierigkeiten ruhig.«
    »Hatte er eine Favoritin? Oder stieg er den Mägden hinterher? Gab es deswegen Ärger?«
    Bernhardt zog die Augenbrauen hoch. »Oh! Manch anderer hätte sich ’ne Liebschaft zugelegt. Der Bode aber war viel zu anständig. Na ja, wer weiß, vielleicht wurd’ ihm der Besen auf die Dauer doch zu viel. Und er hat … Ihr wisst schon.« Dabei zeigte er auf den Balken, an dem der Händler gehangen hatte.
    Ludolf zweifelte. Konnte die eigene Frau einem das Leben so schwermachen, dass man sich lieber umbrachte als mit ihr weiterzuleben?
    »Was wisst Ihr noch über die Witwe Bode?«
    »Eigentlich nichts. Wir haben nicht viel mit ihr zu tun. Glücklicherweise. Aber sie sitzt oft mit ihrem Bruder, Gabriel von Wiesen, zusammen. Der is’ genauso frömmelnd wie sie. Mit dem hatte der Herr auch ab und zu Zank.«
    Das musste Ludolf später überprüfen. »Eine Sache noch. Wie läuft das Geschäft eigentlich?«
    »Na ja. Es geht so. Eigentlich ganz gut. Leider is’ das Lager in Bremen abgebrannt. Daher konnten wir nicht alles so schnell liefern wie versprochen. Aber Ärger gab es zum Glück nich.«
    »Wisst Ihr, wie es zu dem Brand kam?«
    »Ein dämlicher Streit zwischen Arbeitern. Einer is’ verbrannt, der andere wurde zur Strafe ausgepeitscht.«
    »Andere behaupten aber, es sei Rache wegen geplatzter Geschäfte gewesen. Vergeltung von geschädigten Händlern.«
    Bernhardt entrüstete sich: »Was is’ das’n für’n Blödsinn! Von geplatzten Geschäften hätte ich ja wohl was wissen müssen! Außerdem, hansische Kaufleute sind zwar untereinander Konkurrenten, aber sie steh’n zusammen. Sie haben gemeinsame Interessen. So ’ne Sachen gibt es da nich.«
    Genau das hatte sich Ludolf auch schon gedacht. Aber jetzt musste er überprüfen, ob er seine Selbstmordtheorie auch mit weiteren Beweisen untermauern konnte. Und was dann noch wichtiger war: den Grund für diesen endgültigen Schritt zu finden. Er bedankte sich herzlich bei Bernhardt für die Unterstützung und stieg den Speicher hinab.

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