Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
Vom Netzwerk:
beweist noch gar nichts!«, mischte sich Agnes ein.
    »Wer sonst hätte es über Nacht erstellen können?«
    »Euer Geselle.«
    »Ach was, junge Frau! Natürlich nur ich selbst!« Dabei klopfte er sich auf seine stolzgeschwellte Brust. »Fragt meine Arbeiter! Sie werden bestätigen, wie schnell und gut ich bin. Ich habe das ja auch von klein auf von meinem Vater und Großvater gelernt. Gisbert schmeiß ich gleich noch raus. Darauf könnt Ihr Euch verlassen. Der bekommt in Minden keine Arbeit mehr. Dafür sorge ich.«
    Aber Agnes glaubte dem Meister kein Wort mehr. »Trotz alledem klingt das aber nicht besonders gut für Euch. Eure Unschuld habt Ihr nicht beweisen können. Es steht Aussage gegen Aussage.«
    Von Wiesen lachte gekünstelt. »Da übertreibt Ihr aber gewaltig. Das Wort eines Meisters ist bei Weitem mehr wert als das eines dahergelaufenen Gesellen.«
    »Bei wem?«
    »Das war schon immer so!«, zischte er.
    »Aber bei uns nicht. Ohne Zeugen oder Beweise ist Euer Wort nicht mehr wert als das eines Tagelöhners.«
    Der Zunftmeister lief rot an. Er fuchtelte wild mit seinen Armen herum. »Jetzt geht Ihr zu weit! Das hättet Ihr nicht wagen sollen. Das sollt Ihr mir büßen!«
    Damit drehte er sich wütend um und eilte fluchend davon. Wolfram wollte ihm sofort hinterherstürmen, aber Agnes hielt ihn zurück. Sie musste sich an seinen Arm hängen, um ihm zum Bleiben zu bewegen.
    »Lass ihn! Er entkommt uns nicht. Er weiß jetzt, dass wir hinter ihm her sind. Und wenn er Angst hat, macht er Fehler. Wir können warten.«
    Der Hauptmann stierte hinter dem Flüchtenden her. Seine Hände waren geballt, als wäre er bereit zu einem Zweikampf. Er atmete schwer und stoßweise.
    »Das nächste Mal hau ich den windelweich. Der wird mir nicht wieder drohen.«
    Nur schwer konnte Agnes den aufgebrachten Soldaten beruhigen. Aber schließlich entspannte er sich wieder. Erst jetzt bemerkte er, dass die junge Frau noch immer seinen Arm umfasst hielt. Sein grimmiger Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein Lächeln.
    »So lass ich mir das gefallen. Das könntest du öfters machen.«
    Peinlich berührt ließ Agnes seinen Arm los und ging einen Schritt weiter. Sie musste dringend ein wenig Abstand zu Wolfram gewinnen; denn ihr war bewusst geworden, dass das eine zu verfängliche Situation gewesen war. Sie als Nonne durfte sich nicht den Anschein von Anstößigkeit geben. Das, was sie Ludolf immer wieder klarmachen musste, wenn er ihre Nähe suchte, galt auch für den Hauptmann. Keine unangebrachten Vertraulichkeiten! So etwas durfte einer rechtschaffenen Scholasterin nicht passieren. Durch ihr Gelübde war sie nur dem Herrn und dem Papst verantwortlich. Sie hatte nicht nur einen guten Ruf zu verlieren, sie musste im Besonderen an ihren jetzigen Auftrag denken. Auch wenn sich dieser großgewachsene und achtunggebietende Mann ihrem Willen, dem Willen einer Frau, gefügt hatte.
    »Gehen wir heute Abend essen?«, fragte Wolfram wieder einmal.
    Nervös drehte sie an den Knöpfen ihres Kleides. Ihre Stimme zitterte, als sie antwortete: »Nein.«
    »Soll ich dir noch’n bisschen die Stadt zeigen?«
    »Danke für dein nettes Angebot. Ich bin müde und fußlahm. Außerdem ist es schon fast Abend. Die Dämmerung beginnt schon. Wir sollten für heute Schluss machen. Morgen früh sehen wir uns wieder im Rathaus.«
    »Ach, stell dich nicht so an! Komm doch mit.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mach’s gut. Bis morgen.«
    Zügigen Schrittes ging sie in Richtung Brüderstraße zu dem Haus, das ihnen der Rat zur Verfügung gestellt hatte. Sie drehte sich nicht um, um zu sehen, was Wolfram machte. Hoffentlich folgte er ihr nicht. Sie horchte genau hin, ob sich Schritte von schweren Stiefeln näherten. Aber alles blieb still. Verstand er ihren Standpunkt? Wahrscheinlicher war, dass er zu denen gehörte, die gewohnt waren, dass die Frauen hinter ihnen herliefen statt umgekehrt.
    Nachdem sie ihre Unterkunft erreicht hatte, schloss sie schnell die Tür hinter sich. Durch ein Fenster beobachtete sie vorsichtig die Straße. Der Hauptmann war glücklicherweise nirgends zu entdecken. Sie wartete, bis es fast ganz dunkel geworden war und sie sicher war, dass er sich nicht irgendwo hinter einer Hausecke versteckt hatte. Dann nahm sie ihren Umhang, zog die Kapuze über, um ihr Gesicht besser zu verdecken, und eilte das kurze Stück zur Kirche St. Martini hinüber. Sie hatte das dringende Bedürfnis, ihr Herz bei einem Priester zu erleichtern. Sie musste

Weitere Kostenlose Bücher