Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
Vom Netzwerk:
er sein Lager jetzt wieder voll. Darauf haben wir an seinem letzten Abend noch angestoßen. Da liegen einige Werte in seinem Speicher.«
    »Könntet Ihr sagen, wie viel so ein Geschäft wert ist? Ich frage nur so aus Neugierde.«
    »Wie gesagt, falls es doch Schulden gibt, werden sie sicherlich nicht so hoch sein, dass sie den Wert auffressen. Aber ich habe wirklich keine Ahnung.«
    »Nee. Könnt ich auch nicht sagen«, ergänzte Meister Wellmer. »Man muss die Bücher studieren und eine Inventur machen. Aber der Kontorsgehilfe sollte Euch das sagen können.«
    Dem sollte Ludolf morgen noch einmal nachgehen und sich nicht wieder so schnell abwimmeln lassen. Ulrich Rehkopf sollte bloß nicht wieder so tun, als wüsste er von nichts. Der Bursche war genauso eine Bremse bei den Ermittlungen wie seine Herrin. Als wollten die beiden nicht, dass der Tod des Händlers aufgeklärt wurde. Warum? Hatte das einen tieferen Grund? Was hatten sie davon? Steckten sie unter einer Decke?
    Am späten Abend trennten sich die drei Männer. Ludolf machte sich leicht angetrunken und sehr müde auf den Weg zu seiner Unterkunft.

Berichterstattung
    Mittwoch, 25.5.1385
    Agnes und Ludolf begegneten sich kurz nach dem Aufstehen. Sie kam aus dem Hinterhof, und er wollte gerade dorthin, zum Abort. Die beiden blickten sich nur kurz an und gingen nach einem knappen Gruß aneinander vorbei. Bloß kein Wort zu viel, bloß keine überflüssige Reaktion. Eiseskälte herrschte zwischen ihnen. Sie bedienten sich nacheinander an der Verpflegung, die wahrscheinlich von den Zempelburgs im Laufe des letzten Tages gebracht worden war. Jeder verzehrte sein Morgenmahl in der eigenen Kammer. Als sich Agnes gerade das verhasste Kopftuch umband, hörte sie Ludolf schon das Haus verlassen.
    Zum Glück war das Wetter heute besser. In der Nacht hatte der feine Regen aufgehört, und die Sonne versuchte jetzt sogar, durch einige Wolkenlücken zu blicken. Aber für Ende Mai war es noch immer zu kalt. Die ersten Bauern klagten schon über Schäden für Gemüse und Getreide. Wenn es nicht bald wärmer wurde, mussten die Menschen im nächsten Winter wieder hungern.
    Agnes und Ludolf trafen sich erst im Rathaus beim Bürgermeister wieder. Wolfram von Lübbecke war bereits anwesend, die Ratsherren allerdings nicht. Der Hauptmann gab einen Bericht über das, was Agnes und er am Vortag herausgefunden hatten.
    »Heute Morgen habe ich mir dann noch mal den versoffenen Kerl der Magd vorgenommen. Aber trotz Brot und Wasser im dunklen Kerker sagt er nichts. Er will von nichts wissen. Vielleicht ist er in zwei oder drei Tagen so weit. Schließlich schreit er ja jetzt schon ohne Unterlass nach Branntwein.«
    »Und was macht Ihr jetzt?«, fragte Gerd von Bucken.
    Der Hauptmann reckte sich und brachte sich in Position. »Wir werden untersuchen, was von Wiesen in der Nacht gemacht hat. Falls das zu nichts führt, kümmern wir uns um den Mann der Magd und den Schmied.«
    Der Bürgermeister nickte anerkennend. »Gut. Gibt es sonst noch etwas?«
    Ludolf schaute kurz in die Runde. »Ja. Ich habe noch etwas. Ich denke eher, es war Selbstmord.«
    Damit hatte er auf der Stelle die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Der Bürgermeister stand sprachlos, mit offenem Mund, vor ihm, Wolfram von Lübbecke hingegen guckte so entgeistert, als habe er den Sinn der Worte nicht verstanden. Ha! Wie Ludolf es liebte, Menschen mit einer unerwarteten Bemerkung so aus der Fassung zu bringen. Damit hatte er schon früher seine Lehrer zur Verzweiflung getrieben. Ein schalkhaftes Lächeln erschien in seinem Gesicht, vergnügt wippte er auf den Füßen hin und her.
    Agnes platzte los: »Nein! Jetzt kommt das schon wieder!« Demonstrativ drehte sie sich um und schüttelte den Kopf.
    »Wie kommt Ihr darauf?«, fragte der Bürgermeister den jungen Mann.
    Ludolf erklärte die Hinweise, die er auf dem Speicher und in der Schänke
Widukind
gefunden hatte.
    »Merkst du nicht, wie lächerlich du mich machst?« Agnes wirbelte herum. Sie war wütend. Nur weil sie nicht bei ihm geblieben war wie ein kleines, verschüchtertes Mäuschen, sondern mit Wolfram losgezogen war, widersprach Ludolf, wo er nur konnte. Anscheinend gehörte das Bloßstellen des Hauptmanns ja jetzt zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.
    Der Bürgermeister war alles andere als begeistert. »Herrschaften! Ich darf doch bitten! Könntet Ihr Euch gefälligst in Ruhe einigen! Dies ist nicht der Platz, um Differenzen zu diskutieren. Wir erwarten Hilfe von

Weitere Kostenlose Bücher