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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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unbedingt zur Beichte.

Die Amtsmeister
    Die beiden Handwerksmeister und Ludolf saßen noch länger in der Schänke zusammen. Sie überlegten, was den Händler dazu gebracht hatte, die Schänke so überstürzt zu verlassen.
    »Schade, dass keiner was gehört hat«, bemerkte Meister Matthias.
    »Genau. Und dass keiner den Fremden kennt«, fügte Meister Wellmer hinzu.
    Und wieder hoben die drei Männer ihre Becher und tranken.
    Ludolf unterbrach die Grübelei: »Was für ein Mann war Euer verstorbener Freund?«
    Die beiden Amtsmeister schauten sich an. Nach ein paar Augenblicken begann einer. »Nun. Er wurde von vielen wegen seiner Ehrlichkeit und seines festen Charakters respektiert. Er blieb selbst in brenzligen Situationen ruhig.«
    »Richtig«, ergänzte der zweite. »Wie sagt man so schön: fest wie ein Fels. Er hat sich eigentlich nie durch missgelaunte Menschen oder schlimme Ereignisse erschüttern lassen. Statt wütend zu werden oder in Panik zu verfallen, suchte er die Lösung für den Schlamassel. Ich begreife nicht, warum er sich so plötzlich umgebracht haben sollte. Darum … Versteht mich bitte nicht falsch. Ich glaub Euch schon, was Ihr da von den Hinweisen im Speicher erzählt habt. Von dem Fellbüschel und dem Ballen. Und was der Bader über die Verletzungen gesagt hat. Aber … es fällt mir so schwer, das zu glauben. Wir kennen ihn anders.«
    »Und was ist mit seiner nörglerischen Frau?«, fragte Ludolf.
    Ein Lächeln huschte über die Gesichter der beiden Handwerksmeister. »Die ist ’ne richtige Plage. Andauernd hatte sie an ihm etwas auszusetzen. Ihr gefiel es überhaupt nicht, dass er als Händler mit uns Handwerkern hier zusammensaß. Sie wollte, dass er mehr Kontakt mit den anderen Händlern im Rat hatte. Dass er sich mit denen gut stellt, damit die Tochter standesgemäß unter die Haube kommt.«
    Der andere ergänzte: »Und sie wollte, dass er Bürgermeister wird. Damit sie ihre Nase noch höher tragen kann. Sie hat ihm so lange in den Ohren gelegen und gejammert, bis er sich schließlich darauf einließ. Bei der nächsten Bürgermeisterwahl wäre er es geworden.«
    Und wieder saßen sie schweigend am Tisch, schauten in ihre Becher und grübelten. Ludolf musste an einen Ausspruch in der Bibel denken, den seine Großmutter ab und zu zitierte:
Besser ist es, auf einer Dachecke zu wohnen als mit einer streitsüchtigen Ehefrau, obwohl in einem gemeinsamen Haus
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    »Hatte Euer Freund eigentlich ein Liebchen?«, fragte Ludolf deshalb. »Ich meine: bei der Frau!«
    Die beiden Handwerker lachten.
    »Das meinen so einige«, antwortete Meister Matthias. »Ihr habt sicher von seiner Magd gehört, der er ein Kind gemacht haben soll. Alles Unsinn. Die will doch nur absahnen. Johannes war treu. Ganz sicher. Und egal, was seine frömmelnde Frau oder sein dünkelhafter Schwager auch immer von ihm sagen: So was kam für ihn nicht in Frage.«
    Ludolf merkte, dass der Wein ihn müde machte. Seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Er sollte sich bald wie möglich auf den Weg zu seinem Bett machen. Schön einkuscheln und dann was Nettes träumen. Von Agnes. Nein, lieber nicht. Die biestige Hexe wollte er sich lieber schnell aus dem Kopf schlagen, die würde ihn sonst noch jahrelang hängen lassen. Also würde er besser von Susanna träumen. Der sanften, anmutigen, liebreizenden Susanna. Von ihren langen, blonden Haaren, ihrem süßen Mund.
    Der Meister Wellmer schreckte Ludolf aus seinen Träumereien hoch. »Und was wollt Ihr morgen untersuchen?«
    »Tja.« Der Angesprochene musste erst seine Gedanken wieder ordnen. »Da ist noch eine Sache, die mir Kopfschmerzen bereitet. Hatte der Händler Bode Schulden, wie einige behaupten? Und wenn ja, wie viel?«
    Die beiden Handwerker schauten sich kurz an und hoben verwundert die Augenbrauen.
    »Genau wissen wir das nicht«, gab Matthias zu. »Aber ich kann es mir schlecht vorstellen. Johannes war so auf Sicherheit und Redlichkeit bedacht, dass er es wohl kaum riskiert hätte, sich auf das Wohlwollen eines anderen zu verlassen.«
    »Wir haben zwar nie viel über unsere Geschäfte geredet«, ergänzte der andere Meister, »aber wenn er Probleme gehabt hätte, hätte er sicherlich mit uns darüber gesprochen. So wie er uns auch von seiner Frau und anderen Dingen erzählt hat.«
    »Seine Geschäfte liefen also gut?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wie gut, kann ich nicht sagen. Ich bin kein Händler. Aber nach einigen Lieferschwierigkeiten vor ein paar Monaten hatte

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