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Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Titel: Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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bei seiner Rückkehr nach Berlin, hätte er sich gewünscht, sie
wie ein lästiges Kleidungsstück abstreifen und einfach liegen lassen zu können.
Aufgrund der Erfahrungen, die er gesammelt hatte, war dies jedoch nicht möglich
gewesen. Ein Großteil von Berlin war zerstört, Vater und Agnes bei einem Bombenangriff
getötet, Parteigenossen, die jede Menge Dreck am Stecken hatten, in einflussreiche
Positionen gehievt worden. Gerade so, als wäre nichts geschehen. Da konnte er, wollte
er nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Und hatte sich prompt jede Menge Probleme
eingehandelt. Ärger mit Vorgesetzten, die es vorzogen, Gras über die Vergangenheit
wachsen zu lassen, Schwierigkeiten mit Kollegen, bei denen sein Hang, reinen Tisch
zu machen, auf Unverständnis stieß, Gesprächsstoff mit Lea, die sich allmählich
Sorgen um ihn machte.
    »An die
Arbeit, Tom, sonst werde ich dir die Freundschaft kündigen!«
    Alles, nur
das bitte nicht. »Aye aye, Sir!«, flachste Sydow, verscheuchte die düsteren Gedanken
und nahm sich vor, die Vergangenheit ruhen zu lassen. »Wie lauten Ihre Befehle?«
    »Wir beide
werden jetzt klar Schiff machen, je gründlicher, desto besser.«
    »Muss das
sein?«
    Lea nickte
und fixierte ihn mit einem Blick, der weitere Einwände im Keim erstickte. »Das bedeutet,
du wirst jetzt diese Kommode durchforsten und dir dabei so viel Mühe wie möglich
geben. Haben wir uns verstanden, Herr Kriminalhauptkommissar?«
    »Vollkommen!«,
jammerte Sydow und durchmaß Tante Lus gute Stube, in der man sich in längst vergangene
Tage zurückversetzt fühlte. Eins musste man der alten Dame lassen: Hier sah es aus,
als habe es die Zeit zwischen 1913, seinem Geburtsjahr, und der Gegenwart überhaupt
nicht gegeben. An der gegenüberliegenden Wand hing ein Porträt Hindenburgs [37] , flankiert von einem
Foto ihres Gatten und dem Ölgemälde, welches den Herrensitz derer von Zitzewitz
zeigte. Unmittelbar daneben befand sich ein Flügel, auf dem, soweit er sich entsinnen
konnte, Tante Lu allerdings nie gespielt hatte. Überhaupt war der Raum mit Schnickschnack,
Nippes und Krimskrams derart vollgestopft, dass man sich kaum rühren konnte. Da
war zum einen die Kommode, bei deren Anblick er sich fragte, ob es überhaupt möglich
war, sie von der Stelle zu bewegen und ob er nicht besser daran täte, sie mitsamt
ihrem Inhalt an einen Antiquitätenhändler zu verscherbeln. Das Gleiche galt für
den mit Seidendamast bespannten Ohrensessel, auf dem die alte Dame mit Vorliebe
gethront hatte, für die Standuhr in der gegenüberliegenden Ecke, den Wandschirm
und vor allem für die Chaiselongue aus dunklem Leder, bei deren Anblick der Rücken
schon im Voraus schmerzte. Alles, angefangen bei dem echten Perser, über die Porzellanvasen
in der Vitrine, bis hin zu dem Rokoko-Tischchen, das so etwas wie ihr Heiligtum
gewesen war, aber auch rein alles erinnerte an Anno Dazumal. An die Zeit vor 1914,
in der die Welt angeblich noch in Ordnung gewesen war.
    Sydow stieß
einen Stoßseufzer aus. Dies hier war das reinste Museum, und das Einzige, was noch
fehlte, war ein Schild mit der Aufschrift ›Bitte nicht berühren!‹
    Am Klarschiffmachen,
das verriet Leas Blick, würde jedoch kein Weg vorbeiführen. »Ach du meine Güte!«,
rutschte es Sydow heraus, nachdem er einen ersten Blick in die Kommode geworfen
hatte, die so voll war, dass ihm die Lust auf das Durchforsten der Schubladen verging.
»Tischdecken und Gehäkeltes, so weit das Auge reicht!«
    »Wie wär’s
mit dem Sekretär? Wer weiß, auf welche Geheimnisse du stößt!«
    »Wenn du
meinst.« Um des lieben Friedens willen knöpfte sich Sydow Tante Lus Schreibsekretär
vor und öffnete das oberste von zehn Schubfächern, welche das circa 100 Jahre alte
Prunkstück aus Mahagoni enthielt. Zum Vorschein kamen mehrere Briefbündel, sorgsam
verschnürt und nach Absendern geordnet. Sydow musste wider Willen schmunzeln. Das
sah Tante Lu ähnlich, Ordnung musste eben sein.
    »223.000
D-Mark auf dem Konto, Wertpapiere und sonstige Besitztümer nicht mitgerechnet«,
murmelte Lea beim Durchforsten der Unterlagen, die Sydow aus den Händen von Malinowski
in Empfang genommen und beharrlich ignoriert hatte. »Sieht so aus, als hätte ich
eine gute Partie gemacht.«
    »Lass mich
bloß mit dem Papierkram in Ruhe!«, grummelte Sydow und zog das Jackett aus, welches
er Lea zuliebe angezogen hatte. Dann nahm er das Bündel, das er dem Schieber entnommen
hatte, genauer in Augenschein. »Morgen ist

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