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Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Titel: Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Markt längst verlaufen.«
    »Wo Sie
recht haben, Herr Westerburg, haben Sie recht!«, warf Krokowski halb lässig, halb
ungehalten ein und widmete sich dem korrekten Sitz seiner Fliege. Dann aber, von
einem Moment auf den anderen, ließ er von ihr ab und erhob sich so plötzlich, dass
Westerburg erschrocken aufblickte. »Apropos – wie gut kennen Sie ihn eigentlich?«
    »Morell?
Gut genug, um zu wissen, dass er getrunken, mit Geld nur so um sich geworfen und
sämtlichen Damen im Umkreis von zehn Kilometern den Hof gemacht hat.«
    »Na und
– ist das etwa verboten?«
    »Natürlich
nicht.« Das Gesicht voller Häme, faltete Westerburg die Zeitung wieder zusammen,
stützte die Ellbogen auf die Tischkante und sah den Kripo-Beamten, dem er am liebsten
einen Haken verpasst hätte, mit zusammengepressten Lippen an. »Das kann jeder halten,
wie er will. Hauptsache, er macht seine Arbeit.«
    »Das hat
er doch wohl getan, oder?«
    »Mehr oder
weniger.«
    »Kurz und
gut, Sie wissen nicht, womit Theodor Morell zum Tatzeitpunkt – sprich: heute Mittag
kurz nach zwölf – beschäftigt war.«
    »Bedaure,
Herr Kommissar, das kann ich Ihnen leider nicht …«
    »Jetzt hören
Sie mir mal gut zu, Herr Chefredakteur«, fuhr Krokowski dazwischen, dem Schreibtisch
und der Kollektion von Pfeifenhaltern, welche die Hälfte davon in Anspruch nahm,
bedrohlich nah, »wenn Sie denken, ich lasse mich an der Nase herumführen, befinden
Sie sich im Irrtum. Ich kann auch anders, Herr von Westerburg, glauben Sie mir.«
    »Heißt das,
Sie wollen mir drohen?«
    »Das heißt
überhaupt nichts. Außer vielleicht, dass ich Ihnen rate, mit der Wahrheit herauszurücken.
Wenn nicht, sehen wir uns morgen wieder. Im Präsidium .«
    »Das ist
ja wohl die Höhe! Verlassen Sie auf der Stelle mein Büro, sonst werde ich mich über
Sie be…«
    »Na schön,
offenbar wollen Sie es nicht anders.« Die Hände auf der Schreibtischkante, ließ
Krokowski sein Gegenüber nicht zu Wort kommen und ergänzte: »Damit Sie informiert
sind, Herr von Westerburg – dank meiner Recherchen im Hotel ›Excelsior‹ lässt sich
zweifelsfrei nachweisen, dass das Mordopfer am heutigen Donnerstag um Viertel nach
acht ein kurzes Telefonat geführt hat. Via Zimmertelefon, versteht sich. Und jetzt
raten Sie mal, mit wem.«
    Von Westerburg
kniff die Augen zusammen und schwieg.
    »Na also,
jetzt kommen wir der Sache schon näher.« Krokowski richtete sich wieder auf, winkelte
die Arme an und sagte: »Auf ein Neues, Herr Chefredakteur. Worum ist es in dem Gespräch
mit der Dame gegangen? Reden Sie, bevor ich endgültig die Geduld verliere!«
    Kalkweiß
im Gesicht, schraubte sich Westerburg in die Höhe, umrundete den Schreibtisch und
trat Krokowski von Angesicht zu Angesicht gegenüber. »Einen Teufel werde ich tun«,
zischte er, »und wissen Sie auch, warum?«
    »Nein.«
    »Weil ich
vor zehn Minuten Besuch vom LKA hatte. Glauben Sie, ich habe Lust, mich mit denen
anzulegen?«

16
     
    Berlin-Charlottenburg, Hauptsitz
der Berliner Bank in der Hardenbergstraße │ 17:55 h
     
    Es kam selten vor, dass er sich
nach Schalterschluss noch in der Bank aufhielt, und noch seltener, dass er Kundengespräche
führte. Mit so etwas gab er sich nicht ab, vor allem, wenn bei den Betreffenden
nichts zu holen war.
    Bei Mrs.
Fitzpatrick, der charmanten und obendrein attraktiven Texanerin auf dem Cordsofa
gegenüber, war das natürlich etwas anderes. Zugegeben, sie gefiel ihm, aber das
allein war nicht der Grund, weshalb er von seinen Prinzipien abgewichen war. Mrs.
Fitzpatrick war schwerreich, besaß, wie es im Volksmund hieß, Geld wie Heu. Das
verband, wenngleich sich sein Kontostand mit demjenigen seiner Gesprächspartnerin
nicht messen konnte. Helen Fitzpatrick aus La Grange / Texas war
vielfache Millionärin, seit Kurzem verwitwet und daran interessiert, das Geld ihres
in der Landmaschinenbranche tätigen Gatten gewinnbringend anzulegen. Diesbezüglich
war sie bei ihm genau richtig, nicht nur, weil 10 Millionen Dollar zusätzliches
Geschäftskapital ungeahnte Perspektiven eröffneten, sondern weil die Provision,
die er einstrich, im sechsstelligen Bereich liegen würde. Der Beruf des Bankdirektors
hatte eben so seine Vorteile, und er wäre verrückt gewesen, wenn er sie sich nicht
zunutze gemacht hätte. Aus diesem Grund ging heute die Arbeit vor, der Büroleiter
des Innensenators, mit dem er um sechs zu einem Tennismatch verabredet war, konnte
warten.
    Herbert
O. Brüggemann,

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