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Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Titel: Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Vorstandsvorsitzender der Berliner Bank, rieb sich insgeheim die
Hände. Er würde diese Frau um den Finger wickeln, das stand für ihn außer Frage.
Dass er es war, der um den Finger gewickelt wurde, kam ihm dabei nicht in den Sinn.
Auch nicht, dass die Naivität seiner Kundin nur eine Masche und er, der Möchtegern-Charmeur,
nur Mittel zum Zweck für sie war. Brüggemann hing förmlich an ihren Lippen, und
nichts, schon gar nicht ihr deutscher Akzent, war dazu angetan, sein Misstrauen
zu erwecken. Bei einer derartigen Summe stellte man keine Fragen, in seiner Branche
war das ehernes Gesetz.
    »Kann ich
sonst noch etwas für Sie tun, gnädige Frau?«, säuselte Brüggemann, nachdem sämtliche
Papiere unterzeichnet, der geschäftliche Teil der Unterredung beendet und die Champagnerflasche
für die besonderen Anlässe entkorkt worden war. »Es wäre mir eine Freude, Ihnen
unter die Arme greifen zu können. Nur keine Scheu, verfügen Sie über mich.«
    »Das ist
wirklich reizend von Ihnen, Herr Direktor«, antwortete seine Kundin und lächelte,
dass ihm abwechselnd heiß und kalt wurde. Brüggemann lächelte zurück, kurz davor,
sie zum Abendessen einzuladen. »Falls nötig, werde ich auf Ihr Angebot zurückkommen.«
    »Auf Ihr
Wohl, Mrs. Fitzpatrick.«
    »Prosit,
Herr Direktor«, antwortete die kühle Blonde, schob ihre Brille nach unten und blinzelte
ihn kokett an. »Und danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.«
    »Aber das
war doch selbstverständlich!«, beteuerte der vierfache Familienvater, wie so viele,
die mit ihr zu tun hatten, in den Bann der vermeintlichen Amerikanerin gezogen.
»Für eine Kundin wie Sie würde ich alles tun.«
    »Das glaube
ich Ihnen aufs Wort«, versetzte sein Gegenüber in einem Tonfall, der manch anderen
hätte hellhörig werden lassen. Da Brüggemann jedoch so töricht war, ihr Gebaren
für bare Münze zu nehmen, nahm er die unterschwellige Ironie nicht wahr. »Hoffen
wir, dass unsere Geschäftsbeziehung Früchte tragen wird.«
    »Das wird
sie zweifellos. Bevor ich es vergesse, Mrs. …«
    »Nennen
Sie mich einfach Helen, Herr Direktor. Wir Amerikaner legen auf Etikette nicht viel
Wert.«
    Auf einen
Schlag um 40 Jahre jünger, rang der 57-jährige, viel zu korpulente, viel zu vertrauensselige
und mit einem Übermaß an Naivität gesegnete Vorstandsvorsitzende der Berliner Bank
nach Worten. »Es … wäre mir eine Ehre«, stammelte er und mühte sich redlich, nicht
den Faden zu verlieren. »Wann, denken Sie, wird Ihre Überweisung bei uns eintreffen?«
    »In ein,
zwei Tagen!«, lautete die Antwort der Millionärsgattin, die es sichtlich genoss,
hofiert zu werden. »Hoffen wir, dass nichts dazwischenkommt.«
    »Dazwischen…?«
    »Keine Sorge,
Herr Brüggemann, ich stehe zu meinem Wort.«
    »Daran hege
ich nicht den geringsten Zweifel, gnädige Frau.«
    »Helen.«
    »Wie dumm
von mir – soll nicht wieder vorkommen.«
    »Das will
ich hoffen!«, antwortete die Frau, bei deren Anblick sich Brüggemanns Grundsätze
in nichts auflösten, allen voran die moralischen, die der überzeugte Christdemokrat
nicht müde wurde zu verkünden. Dann streifte sie ihre dunklen Handschuhe über. »So,
jetzt muss ich aber gehen.«
    Was – jetzt
schon?, durchfuhr es den verhinderten Don Juan, im Begriff, seiner Gesprächspartnerin
einzuschenken. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, was seiner Kundin,
die ihre Ankündigung wahr machte und sich erhob, ein amüsiertes Lächeln entlockte.
»Und der Champagner?«, begehrte Brüggemann auf, nie zuvor derart unsanft aus seinen
Träumen gerissen, und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. »Was ist mit
dem?«
    »Den heben
wir uns für später auf. Aber nur, falls Sie das in Sie gesetzte Vertrauen rechtfertigen.«
     
    *
     
    Im Begriff, das Bürohochhaus an
der Hardenbergstraße zu verlassen, konnte Helen Fitzpatrick alias Agnes von Sydow
ihre Freude kaum zügeln. Welch Glück, an einen Trottel wie diesen Brüggemann geraten
zu sein. Das hatte sie sich schwieriger vorgestellt.
    Weitaus
schwieriger sogar.
    Ein Lächeln
im Gesicht, das ausnahmsweise einmal echt war, spannte die 42-jährige Expertin in
Sachen Männerträume ihren Regenschirm auf, bog nach links und reihte sich in den
Strom der Passanten ein, die eiligen Schrittes dem Bahnhof Zoo zustrebten. Es war
Feierabendzeit, und da es in Strömen regnete, war den meisten, denen sie begegnete,
der Missmut ins Gesicht geschrieben.
    Ganz anders
bei ihr, auf der auch hier, im dichten

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