Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
»Wieviel Uhr ist es?«
    »Sechs Uhr morgens«, sagte Elsa. »Du bist umgekippt.
    Dr. Naumann hat Notdienst, er ist sofort gekommen mit jeder Menge Spritzen und Pflaster und Salben. Du siehst aus wie eine hundert Jahre alte geflickte Pferdedecke.« Dann schluchzte sie und sagte wütend: »Verdammt!«
    »Ich habe Kopfschmerzen.«
    Der Arzt nickte. »Das ist normal. Nach den Verletzungen und Prellungen zu urteilen, müssen Sie wie wahnsinnig Kopfschmerzen haben. Ihr Vermieter, der Alfred, ist losgefahren und holt Sachen aus der Apotheke. Sie waren schlimm dran und sind noch immer schlimm dran. Schädeltrauma und so, und ein schwerer Schock. Hält noch an.«
    »Kann ich einen Kaffee trinken?« nuschelte ich.
    »Kann nicht schaden bei dem Blutverlust. Aber einen sehr, sehr leichten. Ich werde Sie ins Krankenhaus bringen müssen. Sicherheitshalber.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Doch, doch«, sagte Elsa schnippisch und ging hinaus, um den Kaffee zu machen.
    »Kommt nicht in Frage«, wiederholte ich nuschelnd. »Hier drin stinkt es auch schon nach Klinik, und das kann ich nicht ausstehen.«
    »Ich rauche Ihnen eine Pfeife vor, dann geht das weg«, sagte er. »Ich frage mich nur, wie Sie es fertiggebracht haben, noch Auto zu fahren.« Er holte eine Pfeife aus der Tasche und stopfte sie.
    »Savinelli«, sagte ich, »schönes Modell.« Er hob grinsend die Pfeife hoch. »Von meiner Frau zum letzten Hochzeitstag«, sagte er. »Ich habe mir Ihren Wagen angeguckt. Sie sind zwar mit der Schnauze irgendwo ins Gras gefahren, aber einen schweren Unfall hatten Sie nicht ...«
    »Rauchen Sie da Plumcake}«
    Er nickte. »Lenken Sie nicht ab. Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht genau. Geben Sie mir noch ein paar Minuten. Wieso ist Alfred aufgetaucht?«
    Er lächelte. »Na ja, Ihre Bekannte ist mitten in der Nacht gekommen, und Sie waren weg. Also hat sie Nachbarn rausgeklingelt und erfahren, daß Alfred Ihr Vermieter ist. Sie ist also zu Alfred und hat sich den Schlüssel geben lassen. Gegen drei Uhr hat eine Kuh gekalbt, und Alfred mußte helfen. Da hat er gesehen, daß Sie in Schlangenlinien auf den Hof fuhren, und ist sofort hierhergerannt. Sie waren bewußtlos. Er hat Sie hier auf die Matratze geschleppt, dann hat er mich geholt. Ihre Kollegin war erst hysterisch, aber das legte sich. Was ist passiert? Erinnern Sie sich wieder? Sie sollten sich schnell erinnern, sonst muß ich Sie sofort ins Krankenhaus bringen. Mit einem Erinnerungsschock kann man nicht herumalbern.«
    Elsa kam mit Kaffee herein.
    »Er kriegt eine halbe Tasse mit sehr viel Milch. Alle fünf Minuten ein Schluck, nicht mehr. Sie können innere Verletzungen haben.«
    Elsa goß ein, fügte Milch hinzu und sagte aggressiv: »Du mit deinen Scheißmännerspielen. Es war doch ein Männerspiel, oder?«
    »Wenn das ein Männerspiel war, gehe ich nach Casablanca und laß mir die Eier entfernen.«
    »Wie du redest.«
    »Ich kann nicht anders. Kann man denn diese blöden Pflaster am Mund nicht wegmachen?«
    »Nein. Ich habe Sie hinter dem linken Ohr nähen müssen«, sagte Naumann. »Böse Platzwunde. Wollen Sie wissen, wieviel Stellen ich verpflastern mußte? Sechzehn. Wenn Sie mich fragen, sind Sie unter die Räuber gefallen. Sie haben böse Schläge bekommen, mindestens zehn bis zwölf massive Körper- und Kopftreffer. Ein paar davon gefallen mir nicht.«
    Elsa gab mir zu trinken. Der erste Schluck tat nur weh, ich schmeckte nichts.
    »Es war ein Mann«, sagte ich. »Ein schneller, schmieriger Profi.«
    »Ein Mann nur? Das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Ein Mann.«
    »Niemals«, sagte er. »Wenn Sie die Wahrheit sagen, dann war das vorsätzliche Körperverletzung.«
    »Das ist dem Mann Wurscht«, sagte ich.
    Naumann wandte sich an Elsa und sagte lächelnd: »Wie Sie merken, will er nichts sagen.«
    »Er wird schon reden«, sagte Elsa. »Er ist ja auf uns angewiesen, wir können ihn erpressen, wir stellen einfach jede Hilfeleistung ein.«
    »Ihr könnt mich mal.«
    »Sie sollten mir etwas sagen.« Naumann war nachdenklich und amüsiert. »Es ist so: Wenn ich als Arzt den Verdacht habe, daß eine kriminelle Handlung vorliegt, muß ich etwas unternehmen.«
    »Und die Schweigepflicht?«
    »Das muß ich abwägen«, sagte er. »Nehmen wir an, Sie sagen die Wahrheit. Wie sieht der Gegner aus?«
    »Gesund und munter, keine Schramme.«
    »Dann war es wirklich ein Profi, und Sie haben in Hohbach herumgestöbert.« Er blies einen dünnen Faden Tabakrauch gegen das Tuch am Fenster

Weitere Kostenlose Bücher