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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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dann wieder voneinander zu lösen, und ich erinnerte mich deutlich daran, daß sie anschließend die ganze Nacht Monteverdi gehört hatte, sanft hin- und herschaukelnd und ganz von mir getrennt. Sie hatte, die Knie zwischen die Arme hochgezogen, auf einem großen Plüschkissen gehockt wie ein Kind, das sich selbst Märchen erzählt. Als ich ging, hatte sie gesagt: »Nicht daß du dir etwas ausrechnest ...« Nun war sie da.
    Alfred tuckerte mit dem Fendt auf den Hof, kam hinein und rief: »Ich fahre rüber nach Adenau. Braucht ihr was?«
    »Ja, einen leichten Tabak. Pipemakers heißt der. Und Pfeifenreiniger.«
    Er tauchte in der Tür auf. »Du bist nicht kaputtzukriegen, was? Hör mal, da ist was. Ich hab dir doch von dem alten Kumpel in Hohbach erzählt. Der rief an. Da sind Leute von der Bundesanwaltschaft gekommen, irgendwelche Experten. Sie vergattern jeden, und jeder muß unterschreiben, daß er nichts sagt. Die Soldaten und bestimmte Leute aus dem Dorf. Nachrichtensperre.«
    »Wenn jemand reden will, wird er reden. Warten wir es ab. Noch eine Leiche?«
    Er grinste nicht, er sagte zögerlich: »Bis jetzt nicht«, und ging wieder hinaus.
    Elsa lief hinter ihm her, und ich hörte sie munter sagen: »Könnten Sie mir Steaks mitbringen und Tartar? Er muß kräftig essen. Und können wir uns nicht duzen? Das ist doch bequemer.«
    Ich schlief ein, und als ich aufwachte, war Naumann da, rauchte eine Pfeife und sah aus dem Fenster in den abendlichen Garten. Im Westen war der Himmel feuerrot. »Das mit der Mauer machen Sie gut«, sagte er. »Haben Sie daran gedacht, obendrauf Farn zu setzen und Zittergras?«
    »Schon geplant. Was ist mit meiner Belohnung?«
    Er sah mich nicht an, starrte aus dem Fenster, paffte vor sich hin. »Ich bin unheimlich sauer«, murmelte er. »Messner ist tatsächlich ein Profiim Prügeln. Aber: Hätte er sich bei einigen Schlägen um ein paar Zentimeter vertan, wären Sie jetzt tot. Messner kümmert sich in einer Menge Depots hier in der Eifel um die körperliche Ertüchtigung der Leute, Messner ist überall, macht überall seine dreckigen Witze nach dem Motto: Eine Frau kommt zum Arzt ... Messner taucht bei jedem Unfall der Bundeswehr auf, Messner ist bei jeder Prügelei dabei. Haben Sie eine Ahnung, wer er wirklich ist?«
    »Ich weiß es nicht. Irgendein Experte vom Geheimdienst vielleicht. Vielleicht MAD. Die Kripo ist nicht an dem Fall dran, die ist rausgeschmissen worden.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Ich habe einen Bekannten in der Mordkommission in Trier. Der rief mich an, die sind alle stinksauer.«
    »So ist es richtig«, sagte ich. »Ich sammele stinksaure Menschen in der Eifel. Wieso haben Sie so schnell auf Hohbach getippt?«
    »Weil die mich gerufen hatten. Die haben im Depot keinen Arzt, nur Sanitäter. Ich war bei den beiden ersten Leichen. Und zu der Frau, die später gefunden wurde, haben sie mich auch geholt. Ich bin nämlich der zuständige amtliche Leichenbeschauer.« Er kratzte sich am Ohr. »Ich will ehrlich sein: Ich wurde nicht angerufen, weil ich als amtlicher Leichenbeschauer zuständig bin, sondern deshalb, weil irgendein Soldat, wahrscheinlich aus Krimis, gewußt hat, daß bei Mord ein Leichenbeschauer hinzugezogen werden muß. Als Messner mich sah, wurde er wütend und schrie mich an, was zum Teufel ich denn wolle. Mit anderen Worten: Die Geheimdienstleute wollten keine Zivilisten dabeihaben. Aber ich war da, und sie mußten mich akzeptieren. Dieser Messner hat mich einen Vordruck unterschreiben lassen. Da steht drin, daß ich niemandem Auskunft gebe, keinem Angehörigen, keinem Pressemenschen. Nicht einmal meinem Praxispersonal.«
    »Sie kennen aber die Namen der Opfer. Und Sie haben die untersucht, genau angeguckt.«
    »Es war eine Schweinerei.« Er nickte heftig. »Solch ein Tod macht mich hilflos. Und Typen wie Messner machen mich stinksauer.« Er stand auf und legte ein Holzscheit auf das Feuer. »Ich weiß nichts von dem Hintergrund der Geschichte, aber ich weiß, daß sie Leute fast zu Tode prügeln, wenn sie meinen, daß diese Leute sich einmischen. Und da hört mein Verständnis auf. Werden Sie in die Geschichte einsteigen?«
    »Ich bin schon drin«, sagte ich.
    »Das würde ich mir aber genau überlegen«, gab er zu bedenken. »Sie müssen wissen, daß ich ein geschulter Totenbeschauer bin, eine seltene Spezies. Diese Morde verraten eine unglaubliche Brutalität. Und Sie müssen sich darüber im klaren sein, daß Messner weiterprügeln wird. Messner will

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