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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Pfund Butter mitgebracht.« Etwas linkisch, aber sehr feierlich überreichte sie mir einen mindestens fünf Pfund schweren, in Pergament eingehüllten Klumpen Butter, und ich stotterte: »Danke, aber das kriege ich nicht aufgegessen.«
    »Dann frieren wir es eben ein«, sagte Elsa schnell. Sie strahlte Mutter Melzer an. »Ich bin Elsa, eine Kollegin von dem. Ihren Sohn kenne ich schon.«
    »Sie sind zum erstenmal hier, oder?« stellte Mutter Melzer leicht spitz fest. »Und dann wollte ich noch fragen, wieviel Benzingeld ich zahlen muß, Sie haben doch Alfred ins Krankenhaus gefahren.«
    »Sie kriegen auf Ihre alten Tage noch mal Prügel von mir«, sagte ich.
    Sie lachte und murmelte: »Prügel gibt's ja viel in letzter Zeit.« Dann zog sie knatternd mit ihrem Moped ab.
    »Es ist sonst so still hier im Dorf. Jetzt ist alle Ruhe dahin«, knötterte ich.
    Wir fuhren nach Hohbach. Ich zeigte Elsa das Depot, indem ich sehr langsam daran vorbeifuhr. Wir sahen, wie die Soldaten auf ihren Wachtürmen die Ferngläser auf uns richteten. Dann blieb ich vor einer der zahlreichen Tafeln stehen, auf denen zu lesen steht, daß Fotografieren verboten ist, daß man sich dem Zaun nicht nähern darf, daß man offenes Feuer in mindestens 50 Metern Abstand vom Zaun halten muß, daß man nicht campen darf, daß das militärischer Schutzbereich ist und daß scharf geschossen wird.
    »Sie geben jetzt Alarm«, sagte ich. »Aber ich weiß nicht genau, was dann passiert.«
    Dann sahen wir uns den Waldweg an, auf dem es geschehen war. Es war ein schöner Weg mit sehr vielen Wildblumen, und das Verbrechen war nicht vorstellbar, weil böse Träume nicht in einen Sommerwald passen.
    In der nächsten Kurve war hinter uns ein Jeep. Elsa wurde nervös und sagte: »Ich habe keine Papiere bei mir.«
    »Macht nichts. Sie werden nicht riskieren, uns anzuhalten, weil sie wissen, wer wir sind, und daß wir wissen, daß sie keinerlei Vollmacht haben.«
    Der Jeep folgte uns in einem Abstand von einhundert Metern und verließ uns nach einem Kilometer.
    »Wir fahren jetzt nach Hohbach, ich gehe in die Kneipe. Du steigst aus. Du gehst auf diesem Feldweg da entlang bis zu einer Stelle, die hoch über dem Dorf liegt. Da stehen wilde Rosen, die Stelle ist nicht zu verfehlen. Du siehst genau auf den Eingang der Kneipe. Wenn ich aus der Kneipe herauskomme, mußt du fotografieren, mit dem vierhunderter Rohr draufhalten, klar? Und falls dich jemand beobachtet, pfeifst du, guckst in die Luft oder fotografierst Blumen, oder irgend so etwas.«
    »Und wenn sie dich verprügeln?«
    »So dumm sind die nicht. Das werden sie nicht tun, nachdem der Bundesanwalt da war. Und noch etwas: Nimm jeden belichteten Film aus der Kamera und versteck ihn im Büstenhalter.«
    »Ich trage aber keinen.«
    »Dann sonstwo. Und jetzt mach es gut.«
    Ich sah ihr nach, wie sie den Feldweg zwischen blühendem Mohn und Raps entlangging und dabei tänzelnde Schritte machte.
    Dann ließ ich den Wagen ins Dorf hinunterrollen und hielt vor der Kneipe. Messner stand in der Tür, was mich nicht im geringsten verwunderte. Er hatte wohl Funkkontakt zum Depot.
    Ich sah ihn nicht an und ging dicht an ihm vorbei. Drinnen war es dämmrig und angenehm kühl, und außer mir war niemand da. Der Wirt kam aus der Schiebetür hinter dem Tresen, sah mich und zuckte zusammen und wußte nicht, was er sagen sollte. In der Verlegenheit fingen seine Hände zu flattern an.
    »Ich will nur eine Cola«, sagte ich. »Und Sie brauchen nicht zu versuchen, irgend etwas zu erklären.«
    Er hüstelte und sagte: »Ein Cola, jawohl«, und sah mich nicht an, während er versuchte, die Flasche Cola mit einem Kugelschreiber zu öffnen. Dabei hatte er ein sehr verbissenes Gesicht.
    Messner kam herein und baute sich zwei Meter entfernt auf. »Ich hoffe, wir vertragen uns wieder.«
    »Warum nicht?« sagte ich leichthin. »Ich mache Urlaub. Im Urlaub bin ich friedlich.«
    Elsa mußte jetzt den Punkt erreicht haben.
    »Das ist schön«, sagte Messner. Er wirkte sehr angespannt.
    »Ich bin hier, um das Zimmer zu bezahlen.«
    Der Wirt geriet ins Stottern. »Oh, o nein, das ist schon erledigt, ist das.«
    »Es waren dreißig Mark«, sagte ich. »Ich brauche eine Quittung.«
    »Nicht doch«, sagte Messner sanft.
    »Eine Quittung, bitte«, sagte ich.
    »Mach ihm eine«, murmelte Messner. Es war deutlich, daß er daran herumkaute, was ich damit bezweckte.
    »Für die Steuer«, erklärte ich freundlich. Ich nahm die Quittung und legte das Geld

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