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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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gestoppt. Nur das.«
    Wir fuhren durch das Tal hinunter zur Bundesstraße und bogen nach Blankenheim ab, das sich mit uralten Fachwerkhäusern aus einem Talkessel die Hänge hochwindet. Wir ließen den Wagen auf einem der großen Parkplätze stehen und stiegen dann die engen Gassen hinauf. Elsa lief neben mir her, starrte auf das Kopfsteinpflaster, überlegte etwas und murmelte dann und griff dabei nach meiner Hand: »Wenn ich diese jungen Soldaten so sehe und die Aggressivität in ihren Augen, dann möchte ich rennen, dann ist das nicht mein Land. Und als wir weiterfahren konnten, hatte ich nur einen Wunsch.« Sie hielt inne, blieb stehen und tippte mit dem rechten Zeigefinger gegen eine Schaufensterscheibe. Dahinter war nichts, nur ein Schild, auf dem zu lesen stand, daß das Sarglager Schmitz jede Art von Bestattung schnell und diskret und zu günstigsten Preisen erledige.
    »Ich hatte nur den einen Wunsch«, murmelte sie, »mit dir auf eine Waldlichtung zu fahren und nackt zu sein und zu schlafen und deinen Samen in mir zu spüren.« Sie lächelte. »Das ist blöd, nicht wahr?«
    »Das ist gut«, sagte ich.
    Es gab vier Boutiquen, aber nur eine war wirklich gut, und nur in einer arbeitete eine blonde Frau, die so aussah, als könne sie Mannequin gewesen sein. Die Boutique hieß Maritas Laden.
    Elsa sagte aufgeregt: »Das ist ein Witz! Ich suche seit Monaten so ein Kleidchen, wie die es hat. Ausgerechnet in der Eifel.«
    Wir gingen hinein. »Sind Sie die Chefin, sind Sie Marita?«
    Die Blonde drehte sich herum und lächelte mit einer Batterie schneeweißer Zähne wie eine große Modebrosche.
    »Allerdings«, sagte sie.
    »Meine Frau hat da ein Kleid in der Auslage gesehen.«
    Sie roch sehr aufdringlich nach etwas, was auf Anhieb Der große Aufriß oder Hasch mich heißen konnte, und sie hatte beachtlich lange Beine. Sie stelzte an mir vorbei, lächelte Elsa bezaubernd an und fragte: »Zeigen Sie mir, was ich holen soll?«
    Elsa sagte resolut: »Das da!«, und deutete auf einen superkurzen Rock aus Strippen oder Schnüren. Eigentlich war es kein Rock, eigentlich war es so etwas wie ein Rundumvorhang mit der Möglichkeit, hindurchzuschauen.
    »Kurz, hübsch und gewagt«, sagte Marita lobend. »Wollen Sie es anprobieren?«
    »O ja«, hauchte Elsa genießerisch, nahm den Fummel und verschwand damit in einer Kabine. Nach einer Weile kam sie heraus und drehte sich und kicherte und war nicht einmal verlegen.
    »Billig ist es aber nicht«, sagte Marita. »Dreihundert.«
    »Dreihundert für diese gefärbten Wäscheleinen?«
    »Ja, mein Herr. Dazu ein schwarzer Slip. Das wäre mörderisch gut.«
    »Oh, bitte, Liebling«, hauchte Elsa.
    Ich bezahlte langsam, betulich und reuig und sagte: »Ich brauche eine Quittung. Und wir müssen mit Ihnen sprechen. Über Lorenz Monning.«
    Sie stand gebückt über dem Quittungsblock und schluckte es. Sie schaute nicht einmal auf, sie zuckte nicht zusammen, ihre Stimme veränderte sich kaum. »Irgendwann mußte das ja kommen. Ich habe damit gerechnet. Aber Sie brauchen doch nicht das Kleid zu kaufen, nur um mit mir zu sprechen. Staatsanwaltschaft? Oder MAD? Oder BND? Oder Verfassungsschutz? Ich kenne mich da nicht aus.« Sie schaute noch immer auf den Quittungsblock.
    »Das mit dem Kleid geht schon in Ordnung«, sagte ich.
    »Können Sie sich hier vertreten lassen?«
    »Ja, ich kann nebenan ein Mädchen rufen. Ich wohne hier über dem Laden.«
    »Wie praktisch«, sagte Elsa.

SECHSTES KAPITEL
    Die kleine Wohnung war ein Alptraum aus steifem Brokat, sehr, sehr echten Teppichen und dem, was in deutschen Möbelhäusern als altdeutscher Stil, antik, echt Eiche, an die Familie gebracht wird. Nicht einmal die Betenden Hände des Albrecht Dürer fehlten, und sein Karnickel lümmelte sich an der Wand. An den schneeweißen Tüllgardinen konnte man sicherlich ein Streichholz anreiben.
    »Kaffee, Tee, irgend etwas anderes?«
    Wir schüttelten dankend die Köpfe.
    »Ich brauche jetzt einen großen Schnaps«, sagte Marita. Und dann sehr selbstsicher: »Kann ich Ihre Legitimation sehen?«
    Ich reichte ihr meinen internationalen Presseausweis und sagte: »Nicht Staatsanwaltschaft, nicht BND, nicht MAD, nicht Verfassungsschutz und so weiter.«
    Sie gab mir den Ausweis zurück und sagte: »Ich habe aber was dagegen, durch die Presse gezogen zu werden.«
    »Ich auch«, murmelte ich, »aber sehen Sie mich an. Ich bin verprügelt worden, nur weil ich mich erkundigen wollte, was am Depot in Hohbach geschehen

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