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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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aufstehen und arbeiten, und deshalb nehmen wir Pillen.« Ich nahm zwei Schlaftabletten, und Krümel benahm sich so, als sei sie beleidigt, daß ich nicht mit ihr teilte.
    Als sie an die Haustür donnerten, weil meine Klingel selten funktioniert, dachte ich anfangs, es sei Elsa, reumütig zurückgekehrt oder so ähnlich. Es war zwei Uhr morgens.
    »Ja, ja«, schrie ich und stand auf.
    Sie donnerten wieder an die Tür, und ich schrie erneut. Mir fiel auf, daß ich nackt war, aber ich sagte laut »Wurscht« und schlurfte durch den Flur zur Tür. Ich schaltete sämtliche Lichter ein, auch die draußen auf dem Hof. Dann öffnete ich.
    Der Mann war klein und kugelrund und trug trotz der warmen Witterung einen ekelhaft kackbraunen Trenchcoat. Er war so der Typ Papa, der mit offenen und ehrlichen Augen und gutgelaunt, immer guten Willens und alles verstehend sein Gegenüber ansieht und dann sagt: »In dieser Woche gibt es kein Taschengeld.«
    Hinter ihm stand Messner und lächelte bescheiden. Hinter Messner stand ein Jeep, und vorne saßen zwei Bundeswehrler drin.
    »Es ist so«, sagte der kleine Kugelrunde gemütlich lächelnd, »daß ich Sie kurz sprechen muß. Mein Name ist Doktor Falk Herrmann mit zwei >r< und zwei >n<. Bundesanwaltschaft. Kann ich zu Ihnen hereinkommen?«
    »Mir hat schon einmal jemand gesagt, er heiße Doktor Sowieso, und anschließend hat er mich durch die Mangel gedreht.«
    »Sie erkälten sich, Herr Baumeister«, sagte der kleine Kugelrunde freundlich.
    »Sie werden schon einmal einen Pimmel gesehen haben«, sagte ich. »Sie können rein, aber dieser Schläger hinter Ihnen nicht.«
    »Ich möchte aber zwischen den Kontrahenten vermitteln«, bat er, »Streit ist nicht nötig.«
    »Ich will mich ja entschuldigen«, sagte Messner.
    »Sie allein, der Schläger hinter Ihnen nicht.«
    »Ich könnte aber einen Durchsuchungsbefehl für dieses Haus haben«, murmelte er.
    »Wie goldig!« sagte ich. »Aber dann dürften Sie diesen Vogel hinter Ihnen auch nicht mit reinnehmen. Es ist ohnehin merkwürdig und verstößt gegen alle möglichen guten Sitten, daß Sie ausgerechnet mit einem Bundeswehrjeep und diesem Affen da anrücken.«
    »Das ist, abgesehen von dem Affen, richtig«, gab er zu. Er drehte erstaunlich schnell seinen kugelrunden Kopf und seufzte: »Wie Sie sehen, Messner, weiß der Mann genau, was er will.« Dann schlüpfte er an mir vorbei in den Flur.
    »Rauchen Sie inzwischen eine«, sagte ich in Messners Gesicht und machte die Tür zu.
    »Sie sind schlimm zugerichtet«, murmelte der Kugelrunde. Er war etwa fünfzig Jahre alt.
    »Messner ist eben gründlich«, sagte ich.
    »Er behauptet, sich an nichts mehr zu erinnern. Er weiß gar nicht mehr, was passiert ist.«
    Ich antwortete nicht.
    Erst jetzt sah ich, daß er dünne Lederhandschuhe trug. Er zog sie bedächtig aus und legte sie sorgsam gefaltet über sein rechtes Knie. »Was ist mit den Bildern?«
    »Sie liegen dort auf dem Schreibtisch«, sagte ich. »Ich habe Sie erwartet.«
    Er stand auf und ging an den Tisch. Er sah die Bilder sehr aufmerksam an. »Soweit ich informiert bin, hat die ein Bundeswehrsoldat gemacht und Ihnen verkauft.«
    »Das ist richtig. Das habe ich gesagt. Und der, zu dem ich es sagte, wurde heute abend auf seinem Acker fast zu Tode geprügelt.«
    »Alfred Melzer, ich weiß. Peinlich die Sache. Sie sagten gerade, Sie hätten den Bilderkauf nur behauptet. Also ist es nicht so, also haben Sie die Bilder von einer anderen Person?«
    »O nein, ein Soldat hat sie mir verkauft.«
    »Wie hieß der Soldat?«
    »Keine Antwort. Informantenschutz.«
    »Was haben Sie dafür bezahlt?«
    »Keine Antwort. Ebenfalls mit Hinweis auf den Schutz, den ein Informant zu Recht erwarten kann.«
    »Dies ist aber eine Sache, die Sicherheitsbelange des Staates berührt.« Er sprach jetzt nicht mehr sanft, er war auch nicht mehr klein und kugelig und gemütlich.
    »Sicherheitsbelange des Staates? Das kann nicht Ihr Ernst sein. Der Minister hat mitgeteilt, daß es eine miese Eifersuchtstragödie war.«
    »Darf ich die Bilder haben? Und war es ein ganzer Film oder nur diese beiden Aufnahmen?«
    »Nur diese zwei Bilder. So, wie Sie sie in der Hand halten.«
    »Und Sie haben bereits weitere Kopien gezogen und die Negative irgendwo deponiert?« Er kam zu dem Sessel zurück.
    »Richtig. Aber ich sage nicht, wo.«
    »Ich hätte die Möglichkeit, Sie durch gewisse Maßnahmen auf Ihre Pflichten als Staatsbürger aufmerksam zu machen.«
    »Das haben Sie. Nur

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