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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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für das Zimmer und die Cola auf den Tresen. »Habe die Ehre. Beißen denn die Fische auch gut?«
    »Ich kann nicht klagen«, sagte Messner fast eifrig. »Wollen Sie mitgehen? Morgens um sechs, wenn noch Nebel über dem Wasser ist?«
    »Warum nicht?« sagte ich, und ich achtete darauf, daß ich mich sehr langsam und selbstverständlich auf die Tür zubewegte. Schritt und Schritt. In der Tür blieb ich stehen und sah einen Augenblick lang, wie sich die Sonne in der Linse von Elsas Nikon brach.
    »Wann würde es denn passen?« Ein, zwei Schritte, ich stand draußen.
    Messner kam sehr schnell heran und stellte sich neben mich. »Sie wollen mich jetzt verscheißern, nicht wahr?«
    »Nicht unbedingt«, sagte ich. »Der Bundesanwalt hat mir untersagt zu recherchieren, und ich mache jetzt wirklich Urlaub.« Noch zwei Schritte aus dem Schatten des Eingangs hinaus in die Sonne. Sonne ist besser für Elsa. Dann noch ein Schritt in Richtung Auto. »Sie können mich ja anrufen.«
    »Das tue ich«, sagte er und machte drei Schritte auf mich zu. »Warum nicht gleich einen Termin machen? Morgen früh? Übermorgen früh?«
    »Morgen früh. Um sechs Uhr hier vor der Kneipe.«
    »Das ist ein Wort«, sagte er. »Sie können mir glauben, daß es mir wirklich leid tut.«
    »Das glaube ich Ihnen sogar«, sagte ich und nickte ihm zu.
    Ich fuhr sehr schnell, bog auf den Feldweg ab und nahm Elsa auf. Diese Feldwege in der Eifel sind praktisch: Niemand von den Städtern traut sich, sie zu benutzen, obwohl sie ausgezeichnet sind und immer zur nächsten Straße führen.
    »Alles in Ordnung?«
    »Blendend. Das ist also Messner. Und jetzt?«
    »Nimm den Film raus.«
    »Aber wieso? Hier ist doch kein Mensch.«
    »Bitte, nimm ihn raus!«
    Sie erwarteten uns hinter einer jungen Lärchenschonung, und sie sagten nichts. Sie standen einfach mit ihrem Jeep quer auf unserem Weg. Zwei standen an den Jeep gelehnt, die anderen saßen hintendrin.
    »Machen Sie bitte Platz?« Ich fand meinen Ton widerwärtig devot, aber unsere Chancen waren gleich Null. Sie waren jung, und sie waren unsicher, aber sie wußten genau, was sie wollten. Sie hatten einen von ihnen zum Sprecher gemacht, und es war klar, daß niemand ihnen einen Befehl gegeben hatte.
    Es wirkte so lächerlich wie in jedem amerikanischen B-Film, wie in all den kreischenden, rumpelnden, polternden und schrillenden Streifen, die die Privatsender in nicht enden wollender Freundlichkeit über ihren Zuschauern auskippen: Der Anführer hatte sich drei Schritte vor den anderen in der Mitte des Weges aufgestellt. Er war fast zwei Meter groß, stand leicht breitbeinig in Kampfstiefeln und einem Tarnanzug mit hochgerollten Ärmeln in der Sonne und hielt den Kopf starr gegen uns gerichtet. Er hatte kurzes rotes Haar wie einen Heiligenschein über abstehenden Ohren und ein sehr rundes, rotes, gutmütiges Gesicht. Der Mund war schmal über einem sehr massiven, eckigen Kinn, der Mund wischte alle Gutmütigkeit hinweg. Es war schwer herauszufinden, weshalb er so gefährlich aussah. Wahrscheinlich lag es an den tiefliegenden Augen hinter weit vorspringenden Jochbögen, unter dichten, wulstigen Augenbrauen. Er hatte nicht vor, eine Diskussion zu führen, er hatte die Aufgabe, etwas festzustellen, etwas zu fordern. Irgend jemand mußte ihm gesagt haben: Laß dich auf keine Diskussion ein!
    »Sie sind Journalisten. Sie haben von der Sache bei uns erfahren. Das geht nur unsere Einheit an, wir wollen nicht, daß darüber geschrieben wird. Sie haben fotografiert.«
    »Haben wir nicht«, sagte ich. Wenn sie Elsa beobachtet hatten, war alles für die Katz. »Wir sind aus der Geschichte ausgestiegen. Wir haben eine Mitteilung vom Verteidigungsministerium bekommen, daß es ein Eifersuchtsdrama war. Es ist uns auch von der Bundesanwaltschaft verboten worden, zu recherchieren. Wir haben nicht fotografiert.« Ich stieg aus, nachdem ich den Motor ausgeschaltet hatte. »Mein Name ist Baumeister, aber das wissen Sie wohl schon.« Reden, Junge, du mußt reden. Reden stoppt sie, Reden hält sie auf, Reden macht sie unsicher. Rede, Junge, rede! »Der Name der Frau da ist Elsa Meinecke, und sie ist meine Freundin. Elsa, sei so lieb und steig aus.«
    Sie stieg aus und blieb sehr verkrampft stehen. Es war zu sehen, daß sie vor Angst zitterte.
    »Ich habe das nicht nötig, aber ich will Ihnen beweisen, daß wir nicht fotografiert haben. Wir haben drei Nikon hier. Schauen Sie her.« Ich nahm die Tasche aus dem Wagen und stellte sie auf

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