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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ist. Die ganze Eifel spricht leise darüber, aber wenn man danach fragt, wird man verprügelt. Der Minister hat erklärt, das Ganze sei nix als eine miese Eifersuchtstragödie gewesen.«
    Sie verzog den Mund. »Das war es natürlich nicht.«
    Sie trank von dem Schnaps und zündete sich eine Zigarette an, nachdem sie Elsa eine angeboten hatte. Ich stopfte mir die Neuilly von Jeantet. Es war sehr still, nur eine Fliege summte verzweifelt im Tüll.
    »Können wir uns einigen, daß Sie nur antworten, wenn Sie wollen?« fragte Elsa freundlich.
    »Ich weiß nicht, was Sie bisher herausgefunden haben«, sagte sie. »Aber es scheint ja wohl unvermeidlich, daß mein Privatleben durch den Dreck gezogen wird, oder?«
    »Das ist vermeidbar«, sagte ich und lehnte mich zurück. »Sie scheinen vorauszusetzen, daß es uns Spaß macht, Dreck anzurühren. Das ist nicht so. Das einzig Unvermeidbare bei der Angelegenheit ist wohl die Tatsache, daß wir in den nächsten Tagen alles über diese Affäre herausfinden werden, auch dann, wenn einige Beteiligte schweigen.«
    »Sie sind also nicht auf irgend etwas Knalliges aus? Wer schlief mit wem? Oder wer bezahlte wen?«
    »Das interessiert mich überhaupt nicht, es sei denn, es ist tatauslösend.«
    »Was wissen Sie denn schon?«
    »Zu wenig«, sagte ich. »Ich möchte Ihnen nur eine Frage stellen. Wenn Sie die beantworten können, besitzen Sie den Schlüssel zu dem Verbrechen. Wieso meldet sich ein Soldat aus dem Münsterland, hier in der Eifel stationiert, zu einem Heimaturlaub ab und wird Stunden später hundert Meter vor dem Depot bei strömendem Regen in einem offenen Jeep erschossen? Das ist die Frage. Und ich sage Ihnen, warum wir eigentlich hier sind: Wir bekamen von einem Freund die Information, daß Sie eine Frau sind, die den toten Lorenz Monning gut kannte. Aber wir wissen nicht, wie gut.«
    Sie sah aus dem Fenster, und ihre Augen wurden schmal.
    »Was wird mir das bringen?« fragte sie.
    »Sie meinen Geld?«
    »Ich meine Geld.«
    »Ich bezahle nichts«, sagte ich. »Ich bezahle meine Informanten nie, es sei denn, sie haben kein Geld, sich das Mittagessen zu kaufen.«
    »Geld versüßt das Leben, nicht wahr?« fragte Elsa.
    Sehr klar und eiskalt kam die Geschäftsfrau. »Liebe Frau, ich lebe hier sehr isoliert. Mit Geld kann ich der Isolation etwas ausweichen. Ich sehe das ganz cool.«
    »Wenn Sie Geld zur Bedingung machen, gehen wir«, sagte ich. »Dann bin ich hier falsch.«
    »Das ist aber seltsam«, sagte Marita. »Ich habe Bekannte, die damit angeben, daß sie große Informationshonorare von Zeitungen bekommen haben.«
    »Aber nicht von Baumeister«, sagte Elsa.
    »Angenommen, ich gehe nicht darauf ein?«
    »Dann gehen wir, aber es ist eine peinliche Frage«, sagte ich. »Sehen Sie, soweit ich weiß, hat Hohbach sechshundert Einwohner, das Depot verfügt über rund hundert Bundeswehrsoldaten, Lorenz Monning hat Verwandte im Münsterland. Glauben Sie denn im Ernst, daß die alle eisern schweigen? Was ist mit dem Soldaten Lenz, was ist mit dem Leutnant Wannenmacher?«
    »Wannenmacher ist dumm, Lenz sagt niemals etwas gegen die Bundeswehr«, sagte sie schnell, aber sie wirkte jetzt unsicher.
    »Sie werden letztlich alle reden«, sagte Elsa. »Sie sind doch sehr lebenspraktisch, Sie wissen das. Und die Verwandten von Monning sind sauer. Sie werden reden, wenn sie erfahren, daß der Mann nicht bei einem Unfall umkam, sondern erschossen wurde.«
    »O ja«, lächelte Marita bitter. »Die werden reden, aber die wissen nichts.«
    »Wir verschwenden Zeit«, sagte ich unwirsch. »Sie sind also nicht gewillt, uns etwas zu erzählen. Dann gehen wir besser.«
    Ich erwartete, daß Elsa protestieren würde, aber sie durchschaute es und sagte beiläufig: »Ich denke, du hast recht. Tja, dann wollen wir mal.« Damit stand sie auf, führte den Angriff schnell und resolut. Ich lächelte Marita an und spielte den Trumpf sehr genießerisch aus. »Nichts für ungut, dürfen wir Ihnen denn das Manuskript zeigen, wenn es fertig ist? Vielleicht würden Sie uns bei den Korrekturen helfen?«
    Marita war sehr verwundert, und sie bemühte sich, das nicht zu zeigen. Sie lächelte schief. »Natürlich dürfen Sie mir das zeigen. Tun Sie das immer?«
    Ich stand auf, trat an das Fenster und schaute auf die malerische Gasse hinunter. Eine graugetigerte Katze strich um einen uralten Türstein und schloß in der grellen, steilen Sonne genießerisch die Augen. »Das tue ich immer«, sagte ich. »Ich gebe

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