Eifel-Blues
herausgekommen. Es regnete in Strömen, die Herde war in einem engen Pferch, die Hunde lagen ruhig unter dem Karren. Zunächst zog dann der in aller Munde befindliche Laster aus Dresden vorbei, zugegeben auf einer Straße, die für ihn gesperrt war. Nach Angaben Meiers hielt der Laster nicht an, sondern fuhr durch ...«
»Einwand, Euer Ehren«, murmelte Elsa. »Wieso ist Meier aus dem Schäferkarren gekommen, wenn alles in Ordnung war?«
»Sehr gründlich«, murmelte er. »Ganz einfach: Er hatte ein paar hochtragende Mutterschafe in der Herde, und er ist ja ein bißchen wie der Papa, nicht wahr? Er war vom Tatort etwa einhundert Meter weg. Er ging in den Pferch, suchte die Mutterschafe heraus und betastete ihre Bäuche. Dann kam der Jeep in den Waldweg gefahren. Er hatte abgeblendete Lichter. Die Lichter gehen aus, drei Personen steigen aus. Meier ist nicht sicher, wer sie waren. Er erkannte nur einen: Lorenz Monning. Der hatte nämlich keine Regenpelerine an wie die anderen beiden, und Meier kennt ihn persönlich gut. Dann gibt es einen oder mehrere scharfe Knallgeräusche. Die Lichter des Jeeps gehen an, er setzt zurück, wendet und verschwindet wieder. Meier denkt sich dabei nichts, denn es können auch Auspuffgeräusche gewesen sein. Dann allerdings passiert Seltsames.« Er nippte an dem Kaffee, streifte die Asche seiner Zigarre ab, nahm ein Stückchen Schokolade, eine Winzigkeit Kognak, strahlte uns an, nuschelte: »Ein Genuß!«, trank Kaffee.
»Das Seltsamste war, daß der Jeep nach etwa zehn Minuten erneut kam, an derselben Stelle hielt. Der Schäfer Meier war nicht allzu konzentriert, denn eines seiner Mutterschafe bekam nun ein Junges. Er sah, wie die Person, die rechts vom Fahrer saß, ausstieg und nach links in den Wald rannte. Die Person, die am Steuer gesessen hatte, rannte mit einem Knüppel in der Hand hinter ihr her. Die beiden kamen übrigens nie wieder. Erst jetzt kam dem Schäfer die Idee, da sei etwas faul. Er rannte zu dem Jeep und fand zwei Leichen. Er rannte aber nicht hinter den beiden Figuren her ...«
»Hörte er denn nicht den Schuß?« fragte ich.
»Nein, eben nicht. Aber wir wissen, daß bei besonderen Windrichtungen Schußgeräusche buchstäblich verschluckt werden. Meier findet also die Leichen und rennt zum Depot und meldet das.«
»Einspruch. Ungereimtheit«, sagte Elsa scharf. »Meier sagt also den Leuten von der Bundeswehr, er habe zwei Figuren weglaufen sehen, als der Jeep das zweite Mal kam. Wieso haben die nicht in dieser Richtung gesucht? Sie hätten die tote Marianne Rebeisen sofort gefunden.«
»Richtig«, sagte er bedächtig. »Aber vom ersten Anruf nach Bonn an durfte niemand mehr suchen und ermitteln, bis diese Geheimdienstexperten kamen. Irgendwie ist das untergegangen. Übrigens ist etwas sehr kurios: Auf dem Lenkrad fand man keine Fingerabdrücke, aber die Schleifspuren, mit denen Abdrücke abgewischt worden waren. Dasselbe übrigens an der Waffe bei der Leiche der Rebeisen.«
»Und die Tatwaffe?«
»In diesem Punkt folgen wir den Ermittlungen der Bundesanwaltschaft in vollem Umfang. Wir haben natürlich nur gerüchteweise davon gehört, aber die Tatwaffe gehörte Monning. Er nahm sie einmal ins Depot mit, um sie seinen Kameraden zu zeigen.«
»Die Tatwaffe war nicht Monnings Gewehr«, sagte ich. »Monnings Schrotflinte lag bei Marita Heims auf dem Dachboden. Nicht gebraucht und von uns fotografiert.«
»Heiliger Strohsack!« sagte er hastig und fuchtelte wild mit der Zigarre. »Haben Sie es nicht sichergestellt?«
Ich grinste. »Das kann ich nicht, ich bin kein Staatsanwalt. Es ist wohl noch immer auf dem Dachboden. Wenn Sie es wollen ...«
»Wenn Sie mir das besorgen, spreche ich Sie heilig«, sagte er begeistert und sog an seinem Glimmstengel.
»Ich werde das Ding holen«, sagte Elsa ruhig. »Und zwar jetzt. Wenn Marita im Krankenhaus redet, weil sie reden muß, ist es weg.«
»Tu das«, sagte ich.
»Bringen Sie es hierher«, murmelte Rodenstock. »Wenn Sie es haben, rufen Sie mich an, Tag und Nacht. Ich muß jetzt denken gehen. Es war mir ein Vergnügen.«
»Moment, Moment«, sagte ich. »Sie wirken wie ein skurriler, netter Opa, und das wissen Sie auch. Sie sollten aber nicht versuchen, etwas zu verbergen und ...«
»Ich verberge nichts«, sagte er schnell und böse.
»Doch, doch, die Spionagegeschichte, diesen Laster aus Dresden, der in Hohbach Station machte und nach der Tat spurlos verschwand. Sie wissen schon ...«
Er stand auf und murmelte:
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