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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Bogenlampen den Unimog vor den Tieflader gespannt, auf dem das Wrack lag. Er war schweigsam.
    »Fotografier das alles noch einmal«, sagte ich zu Elsa. »Samt Alfred und mir. Die Großwildjäger mit der erlegten Beute.«
    »So'n Scheiß!« murmelte Alfred.
    »Laß sie doch«, sagte ich. »Ist ja auch was für das Familienalbum.«
    »Ich bin nicht rasiert.«
    »Was ist dir denn über die Leber gelaufen?«
    »Die Milchration«, sagte er wütend. »Erst sollen wir Kühe abschaffen. Dann sollen wir Kühe anschaffen, größere Ställe, mehr Milch. Dann sollen wir wieder abschaffen, dann schaffen wir ab. Und dann kriegst du erzählt, deine Milch wäre zu fett, also zu gut. Und dann kriegst du dafür, daß du gut warst, zwölf Prozent abgezogen. Es ist zum Kotzen.«
    »Lacht doch mal«, sagte Elsa.
    »Lach doch selbst«, sagte Alfred.
    Er fuhr sehr geschickt über Nebenstraßen und näherte sich der Unfallstelle über einen asphaltierten Wirtschaftsweg. »Und wo legen wir den Blechhaufen hin?«
    »An den Straßenrand«, entschied ich. »Genau an die Stelle, wo sie von der Straße abgekommen ist. Wir sichern das durch Warndreiecke.«
    »Und was ist, wenn Bullen kommen?«
    »Betriebsunfall. Dann hilft nur noch beten.«
    Es machte einen Höllenlärm, als er das Wrack vom Tieflader zog. Er nahm die Mütze ab und kratzte sich. »Ist schon verrückt, das Ganze«, sagte er.
    »Paß auf«, sagte ich zu Elsa. »Du baust die Kamera da oben hinter den Büschen auf. Du stellst sie auf das Stativ und hältst einfach drauf. Und du selbst läßt dich nicht sehen. Wenn alles gelaufen ist, ziehst du ab und besorgst dir ein Taxi. Jeden belichteten Film versteckst du so, daß ich ihn finden kann, wenn sie dich festnehmen. Also am besten ... Warte mal, da ist links von dem Gebüsch ein alter Baumstamm. Verbuddel die Filme da, solange du weiter fotografierst. O.k.?«
    »Schon gut«, sagte sie und machte sich auf den Weg. Wir markierten das Wrack straßauf, straßab mit einem Warndreieck und zogen unseres Weges.
    Unterwegs berichtete ich Alfred alles, was er noch nicht wußte, und auf halbem Weg fing es an zu regnen. Alfred fluchte und sagte, jetzt sei es aus mit dem Heumachen. »Nichts klappt mehr beim Bauern, nicht mal das Wetter.«
    Wir trennten uns, und auch ich war muffig, obwohl die Geschichte Konturen bekam und wir schon erstaunlich viel wußten. Ich schlenderte durch das schlafende Dorf und fragte mich, ob meine Nachbarn etwas gegen mich haben würden, weil die Bundeswehr in meiner Geschichte nicht gut aussehen würde.
    Wie üblich stand meine Garage offen, und ich achtete überhaupt nicht darauf.
    Als er aus dem Dunkel leise sagte: »Guten Morgen, Sie Schwein«, zuckte ich nicht einmal zusammen.
    Ich kann bis heute nicht erklären, warum ich freundlich »Ja, bitte« fragend in das Dunkel ging. Ich habe nicht den Hauch einer Entschuldigung, es sei denn den fraglichen Satz, daß mein Beruf zur Neugier verpflichtet. Ich kann nicht einmal behaupten, nicht begriffen zu haben, daß er mich Schwein nannte.
    Ich sagte zum zweitenmal »Ja, bitte?«, als ich neben meinem Wagen stand.
    Dann sagte ich jovial: »Sieh an, der Angehörige unserer Streitkräfte Norbert Lenz. Was machen Sie hier am frühen Morgen?« Nichts kann meine Friedfertigkeit besser beweisen als die Tatsache, daß ich noch immer nichts roch. Ich rieche Gefahr grundsätzlich nicht. Meine Augen hatten sich an das Dunkel gewöhnt. Er stand da vor mir, groß und massiv und jung. Er trug etwas, was wohl Kampfanzug genannt wird, und seine furchtbar klobigen hohen Stiefel deuteten an, daß er sie auch gebrauchen wollte. Er starrte mich nur an.
    Er war nicht allein. Hinter ihm hatten sich zwei weitere junge Krieger aufgebaut. Ihre Augen waren sehr groß vor Erregung.
    »Sie sind ein Schwein«, sagte er leise.
    »Können Sie mir das erklären?«
    »Kann ich. Sie sollten sich da raushalten. Sie haben neulich gesagt, Sie hätten nicht fotografiert. Glaube ich nicht. Sie schnüffeln weiter rum. Sie waren bei Marita Heims, sie waren bei Schäfer Meier, und Sie hatten Besuch von einem Herrn der Mordkommission, obwohl die sich auch raushalten soll. Sie machen dauernd weiter, Sie schnüffeln. Und Sie verarschen Hauptmann Hartkopf.«
    »Sieh an, nun isser auch noch Hauptmann. Bei mir nennt er sich immer Dr. Messner. Aber seien Sie beruhigt. Nach meinen Feststellungen trägt er den schönen Namen Schmitz.«
    »Was soll das alles? Hartkopf ist ein Klassemann, Baumeister. Hartkopf ist ein echter

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