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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Kamerad, Hartkopf hat uns zu einer echten Truppe zusammengeschmiedet. Gegen uns sind Sie schmierig.«
    Dann traf er mich über dem linken Auge, und ich konnte nichts mehr sehen, weil da sofort Blut war. Seltsamerweise fühlte sich das kühl an. Heiß rinnendes Blut gibt es wahrscheinlich nur in südlichen Ländern.
    Ich stolperte nach rechts und wollte irgend etwas sagen, um ihn zu besänftigen. Aber dann trat er mir gegen den rechten Oberschenkel, und ich knickte ein und mußte meine Brille festhalten. Ich sah immer noch nichts – oder nur schemenhaft.
    »In den Eingang«, sagte er scharf.
    Ich brabbelte irgend etwas, weil ich dachte, er meine mich. Aber er meinte seine beiden Freunde, die an mir vorbei in das Tor der Garage glitten.
    »Hör zu, Baumeister, du wirst dich da raushalten, hörst du? Wir sind ein echter Kumpelverein, und wir mischen dich jedesmal auf, wenn du wieder schnüffelst. Und du wirst nichts tun, daß wir Hartkopf verlieren, hörst du? Wir...«
    Er traf mich mit dem Stiefel irgendwo an der linken Hüfte, aber es schmerzte nicht sonderlich, unterbrach nicht einmal meine Gedanken. Dann schlug er wieder mit den bloßen Fäusten, und die Wunde hinter dem Ohr riß auf. Das tat sehr weh, und ich bekam keine Luft.
    »Hartkopf hat uns gezeigt, was Kampf ist, und du wirst deine Schnauze halten. Du hältst dich da raus, Opa, ist das klar? Die Bundeswehr hat nämlich was gegen Schweine wie dich.«
    »Ja, ja«, sagte ich, aber ich glaube, ich brachte keinen Ton heraus. Ich drehte mich mit dem Rücken in das Dunkel der Garage und hatte ihn jetzt in der Einfahrt seitlich vor mir. Und seltsamerweise wußte ich plötzlich, was ich wollte.
    Da hing eine Egge, jeweils zweiunddreißig Eisenzähne auf vier Feldern. Alfred hatte gesagt: »Altes Modell. Wird nicht mehr gebaut.« Und wir hatten sie an die Wand gehängt.
    Jetzt stand dieser junge Mann genau vor dem Ding, und ich duckte mich schnell. Er machte das, was ich erwartete. Er nahm hastig beide Hände hoch und trat einen schnellen geduckten Schritt zurück. Er kam mit der Schulter unter die erste Eisenzahnreihe, zuckte mit dem ganzen Gewicht hoch, und die Egge kam von der Wand. Sie fiel auf ihn herunter, schwer und mit kreischendem Scheppern. Norbert Lenz fiel mit einem Schrei vornüber, und die Egge klebte an ihm wie eine riesige Distel.
    »O Scheiße!« hauchte einer seiner beiden Freunde atemlos.
    »Sie sollten einen Sanitäter holen oder so was«, sagte ich keuchend. »Es ist Krieg, Freunde.«
    Sie standen da und sagten nichts, sie hatten ihren Anführer verloren.
    Ich holte eine Taschenlampe aus dem Wagen und wischte mir mit einem Papiertuch das Blut aus dem Gesicht. Ich leuchtete auf Lenz nieder. Er lag vollkommen still und blutete stark aus Wunden am Hinterkopf und auf der ganzen Schulter.
    »Nehmt die Egge runter«, sagte ich. »Dalli. Und tragt ihn schnell rein.« Ich ging auf den Hof und sah meine Nachbarin in der Tür stehen und neugierig herblicken.
    »Morgen, Frau Bietig. Wir hatten einen Unfall. Könnten Sie Dr. Naumann anrufen? Er soll dringend kommen.«
    »Mach ich doch, Siggi«, rief sie und verschwand.
    »Vorsichtig, stoßt nicht an. Zweite Tür links. Legt ihn auf das Sofa.«
    »Aber das mit dem Arzt geht doch nicht. Das ist Bundeswehrsache.« Der junge Mann war leichenblaß.
    »Ja, ja, ihr Arschlöcher. Und wenn er krepiert, ist die Beerdigung auch Bundeswehrsache, oder?«
    Er zuckte zurück, stieß mit den Kniekehlen gegen einen Sessel und setzte sich. Er sagte matt: »Sie bluten doch selbst wie ein Schwein.«
    »Scheiß drauf«, sagte ich. »Helfen Sie mir, dem das Hemd auszuziehen.«
    Er stand wieder auf, aber seine Hände zitterten so, daß er nicht zugreifen konnte. »Geht nicht«, hauchte er.
    Ein Auto kam auf den Hof, und ich sagte: »Das ist der Arzt.«
    Aber es war Elsa. Sie sagte im Flur: »Ich habe mir ein Taxi genommen. Alles klar. Baumeister? Wo bist du denn?«
    »Na hier«, sagte ich. Ich kriegte das Koppelschloß von Lenz nicht auf und sah sie an und sagte: »Er hat sich verletzt, aber Naumann ist schon unterwegs.«
    Sie ließ die Tasche mit den Kameras fallen und sagte erstickt: »Nein! Wer hat das gemacht?«
    »Eine Egge. In der Garage.«
    »Nein, ich meine dein Gesicht.«
    »Na, der hier. Ist bewußtlos oder so. Sie haben in der Garage auf mich gelauert. Lenz hier bekam eine Egge auf den Kopf. Die Egge, mein Partner.«
    »Das ist ja rohes Fleisch, das über deinem Auge. Und hinter dem Ohr ... und, oh, mein

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