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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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alles ganz einfach.«
    »Verblüffend«, sagte ich, und Rodenstock muß das gleiche gesagt haben, denn Elsa begann zu lachen und murmelte: »Kommen Sie her, holen Sie sich die Monning, und trinken Sie mit uns einen Kaffee mit bitterer Schokolade und eine Zigarre.« Sie hörte noch eine Weile zu und legte dann auf. »Er bestellt sich einen Hubschrauber, er möchte schnell sein. Wie bist du drauf gekommen?«
    »Sag mir erst, wie du auf das Lesbenpaar gekommen bist. Das ist mir zu schrill, das ist mir zu vulgär, das glaubt uns kein Mensch.«
    »Es ist aber doch so einfach«, widersprach sie. »Und es ist wie im wirklichen Leben.«
    »Und woher kam das Kind in der Rebeisen?«
    »Nicht von Monning, so geschmacklos wäre der nie gewesen. Von irgendeinem Freund, vielleicht werden wir es nie erfahren. Sieh mal, wir wissen, daß die Marianne Rebeisen die Susanne Kleiber besuchte. An jedem Wochenende. Nun gut, die Morde geschahen an einem Wochenende. Also war sie in Hohbach bei der Kleiber. Sie ist erschossen worden, weil sie ...«
    »Weil sie da war. Sonst gibt es keinen Grund.«
    »Ja. Deshalb. Wie bist du darauf gekommen, daß es keine Spionage gab?«
    »Das war genauso simpel. Du kriegst nur Licht in den Fall, wenn du bereit bist, abwechselnd entweder die Spionage oder das miese bürgerliche Drama beiseite zu schieben. Dann wird auch klar, was logischer ist. Die Spionage bleibt dabei auf der Strecke, weil ein Punkt gänzlich idiotisch ist. Und wenn ...«
    »Welcher Punkt?«
    »Na, stell dir vor: Die DDR schickt einen Brummifahrer mit Schrotbüchse in den Westen, um hier drei Leute nachts bei strömendem Regen abzuschießen und ...«
    »Du bist mein Held«, flüsterte sie.
    »Wir sind überhaupt gut«, murmelte ich.
    »Kann mich mal jemand aufklären?« fragte Monning dröhnend.
    »Ich verstehe einfach nicht«, murmelte Elsa, »wie Messner diese unglaubliche Spionagegeschichte durchdrücken konnte.«
    »Ich muß schlafen, ich erkläre es später.«
    »Ich will es wissen.«
    »Ich bin müde.«
    »Ich will jetzt Aufklärung«, schrie Monning. »Ihr könnt mich doch nicht einfach vergessen.«
    »Klär ihn auf«, sagte sie, »er ist so ein netter Kerl.«
    Ich hockte mich neben ihn, ich berichtete. Ich versuchte, es einfach zu machen, aber ich konnte ihn nicht schonen. Ich wollte, daß er die Geschichte verstand und daß er anfing, diese Leute zu hassen. Haß kann ein Heilmittel sein, denke ich.
    Sein Gesicht zuckte, wurde kantig und hart. Dann begann er zu weinen. Sehr langsam begann er zu begreifen. Endlich schlief er ein.
    Die Nacht war gekommen, der Mond dreiviertel voll, Wolken jagten, wir würden Regen kriegen. Dann schrie ein Käuzchen. Elsa zuckte heftig zusammen.
    »Früher war das der Todesvogel«, erklärte ich. »Die Leute sagten, wenn ein Käuzchen am Haus schreit, stirbt ein Mensch. Tatsächlich ist das leicht zu erklären. Die Tiere jagen nachts und werden vom Lichtschein angelockt. Und Lichtschein war nachts nur in Häusern, in denen jemand schwer krank war.«
    »Trotz deiner wortreichen Erklärung ist es mir unheimlich«, sagte sie und fuhr fort: »Glaubst du, daß du die Unsinnigkeit dieser Spionage-Erfindung klären kannst?«
    »Ich bin sicher, daß ich die Lösung im Hirn habe, ich weiß nur nicht, welche Schublade ich öffnen muß.«
    Sie hockte sich in eine Decke gewickelt in ihrem Sessel zurecht und starrte auf den schlafenden Monning.
    »Der muß unglaublich viel Kraft haben, daß er das alles durchsteht.«
    »Ich habe gezittert. Ich dachte, er nimmt ein Schießgewehr und geht rüber und legt seine Schwiegertochter um.«
    »Glaubst du, daß er das könnte?«
    »Er ist sehr erschöpft.«
    Dann herrschte Stille, Elsa schlief ein, und ich starrte in den dunklen Garten. Ich döste ein, wachte aber immer wieder auf. Marita Heims hatte etwas gesagt, das mit Akten zu tun hatte. Die Aktenlage, etwas mit dieser Aktenlage stimmte nicht. Aktenlage, ein Zauberwort in Bonn.
    Ich stieg einfach in die oberen Räume und suchte mir ein Schlafzimmer, das so aussah, als würden darin gelegentlich Gäste beherbergt. Ich schlief sofort ein. Ich verpaßte, wie Rodenstock einflog, ich verpaßte, wie Monning wach wurde, ich verpaßte, wie Rodenstock Gabriele Monning verhaftete. Aber tatsächlich verpaßte ich nichts, denn Elsa war dabei und fotografierte. Sie hatte entschieden, mich nicht zu wecken.
    Als ich erwachte, schien die Sonne. Ich fühlte mich ausgeruht. Irgendwo im Haus waren Stimmen, aber ich hatte keine Lust auf

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