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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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schoss hoch, Zorro hatte keine Möglichkeit auszuweichen. Er machte das, was alle Katzen in so einer Situation tun: Er sprang erschreckt mit allen Vieren gleichzeitig in die Höhe, landete aber sehr unglücklich. Er geriet mit dem Körper zwischen zwei sehr biegsame, kräftige Triebe des Haselbusches und steckte für Sekunden fest.
    Satchmo erledigte den lächerlichen Rest sehr gründlich und feuerte mit der rechten Vordertatze dem Zorro zweimal voll auf die Zwölf. Dann sah er gelassen zu, wie sein Gegner sich mühsam strampelnd befreite und wie ein geölter Blitz durch meinen Garten in die Freiheit entkam.
    Ich wollte Hurra! schreien und meinem Kater den Siegeskranz binden, aber der war wieder zurückgeglitten in seine fötale Haltung, wollte mit der Welt nichts zu tun haben und litt wahrscheinlich unter Gelenkschmerzen. Also feierte ich ihn mit einer Tasse Kaffee. Ich dachte in stillem Staunen: Da kann man mal sehen, was wir Alten noch so draufhaben!
    Mein Telefon meldete sich, es war Joseph Giesen, über den ich eine kleine Reportage schreiben wollte, weil er einen eindeutig seltenen Beruf hatte. Er war von Amts wegen ein Mann, der zusammen mit einem Bullen lebte. Er sorgte für ihn, führte ihm Kraftfutter zu, streichelt ihn auch schon mal, sorgte aber im Wesentlichen dafür, dass dieser Bulle all seine Kraft in Reagenzgläser verströmte, die dann ahnungslosen Kühen zugeführt wurden, die keinerlei Bewusstsein von ihrem Glück hatten.
    Giesen sagte: »Ich habe mich noch einmal schlaugemacht. Sie wollten ja wissen, ob er das Gestell, das er bespringt, überhaupt erkennt. Wir haben ja an der Stelle, wo er springt, ein Kuhfell drübergenagelt. Und wir denken, dass er das schon erkennt, also als Kuh erkennt. Er muss ja immerhin fast zwei Tonnen da hoch bringen, was ja an sich gar nicht einfach ist. Also, ich würde sagen: Er erkennt einwandfrei eine Kuh.«
    »Aber andere sagen, er erkennt überhaupt nichts, er bringt nur seine Hitze mit und alles, was er so drauf hat. Und dann springt er eben. Sie haben in Frankreich Versuche gemacht …«
    »Ja, diese Versuche kenne ich«, sagte Giesen schnell. »Aber diese französischen Bullen taugen nicht viel. Also, das ist eine Rasse, von der würde ich mal sagen …«
    »Joseph Giesen, ich würde sagen, der Hannibal erkennt gar nichts, er springt einfach. Können wir uns nicht darauf einigen, dass er gar kein Fellstück braucht. Egal wie, er bespringt einfach. Er würde auch ein Brett bespringen.«
    »Dann gucke ich lieber noch mal nach. Vielleicht steht ja irgendwo genau, ob er einfach nur bespringt oder doch eine Kuh sieht. Dann bis demnächst.«
    »Ja, gut. Klären Sie das mal ab. Und bis demnächst bei Hannibal.«
    Ein paar Minuten später rief Rodenstock an. Er erklärte düster: »Der Fall ist so aussichtslos, dass wir an einer beliebigen Stelle anfangen können. Es wird zwar nicht helfen, es ist aber ein Anfang. Es geht um die tote Gaby Schirmer. Angeblich pflegte sie eine lebenslange Freundschaft mit zwei gleichaltrigen Frauen. Sie wurden von ihrer Umgebung ›die schrecklichen Drei‹ genannt, und das war respektvoll gemeint. Eine dieser jungen Frauen ist jetzt in Hillesheim verheiratet, heißt Sarah Bitter, ist zweiunddreißig Jahre alt. Ich habe eben mit ihr gesprochen. Sie sagte mir, sie wird dir Auskunft geben. Hast du etwas zu schreiben?« Er diktierte die Anschrift und die Telefonnummer, und ich sicherte ihm zu, dass ich das sofort erledigen würde.
    Es war mir leicht übel, und ich erinnerte mich daran, dass ich an diesem Tag noch nichts gegessen hatte. Also ein Quarkbrot mit einem Klecks Erdbeermarmelade. Dann rief ich Sarah Bitter an.
    »Ich bin Siggi Baumeister, ich lebe in Brück. Kriminaloberrat Rodenstock hat mit Ihnen gesprochen, und soweit er mich informierte, würden Sie mir ein paar Fragen beantworten. Wann kann ich kommen?«
    »Jetzt«, antwortete sie. »Sie verlangen hoffentlich kein aufgeräumtes Haus.«
    »Eher weniger«, sagte ich.
    Ich nahm die Nebenstrecke über Heyroth, Niederehe und Kerpen. Und ich leistete mir den Luxus, unten am Ahbach eine Weile Pause zu machen, ins Wasser zu gucken und an der Pfeife zu ziehen. Hier war vor Jahren ein Paar Schwarzstörche aufgetaucht und über den Sommer geblieben, niemand wusste, warum sie nicht zurückgekehrt waren.
    Hier war auch Wildkatzenland, und ich erinnerte mich an eine angeblich wahre Begebenheit aus diesen Wäldern. Ein besonders ordentlicher Jägersmann ging im Frühling durch das Revier, um

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