Eifel-Connection
Gruppe von kleinen Sesseln, die um einen kleinen Tisch herum standen. Auf dem Tisch Wasserflaschen und eine Reihe von Gläsern. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
»Wir möchten den plötzlichen Tod von Norbert Bleckmann aufklären«, sagte Emma mit einem strahlenden Lächeln. »Da gibt es bei uns einige zeitliche Lücken, die wir nicht schließen konnten. Aber ich habe keinen Zweifel, dass Sie diese Lücken schließen werden.«
»Das hoffe ich sehr«, nickte er. »Einiges weiß ich, anderes nicht.«
Ich hatte meine Kamera im Schoss, ich konnte die beiden Lehrlinge an der Wand genau sehen, und ich fragte mich, ob einer von ihnen ein Mikrofon in der Tasche hatte. Wahrscheinlich. Sie wirkten brav und bieder, sie trugen Business-Anzüge und Krawatten. Sie waren etwa dreißig Jahre alt, sie waren bleich, sie wirkten hungrig, weil sie wahrscheinlich die ganze Nacht in der Welt des Werner Schach unterwegs waren, die Kassen prüften und das Aussehen der menschlichen Ware, die Schach auf den Markt warf.
Er öffnete eine Flasche, goss Emma und mir ein und murmelte: »Ja, ja, mein Freund Bleckmann. Wissen Sie, er war ein genialer Kaufmann, aber er hatte eine unselige Leidenschaft, die ihn direkt in sein Verderben führte. Diese Leidenschaft werden Sie gleich kennen lernen, und Sie werden mir zugeben, dass sie eine Leidenschaft wert ist. Was ist Ihnen unklar? Was fehlt Ihnen?«
Er sprach ohne jede Spannung, er wirkte gemütlich. Er trug einen dunkelgrauen Anzug mit einer blauen Krawatte auf weißem Hemd, und er wirkte wie der erfolgreiche Spießer, der er wahrscheinlich auch war. Seine Haut war grau und wirkte ungesund, weil er wohl auch Nach für Nacht in seiner Welt unterwegs war und abschätzen musste, was diese oder jene Kunden an Bargeld ausgeben wollten, ob Schecks das wert waren, was auf ihnen stand.
»Da wäre die Frage, ob Bleckmann gestorben ist, weil er zu viel arbeitete«, begann ich und fotografierte ihn zum ersten Mal. »Sie werden doch einen Überblick haben, wie sein Pensum aussah.«
»Gab es denn den Verdacht, er sei getötet worden?« Er schüttelte irritiert den Kopf, als sei das völlig abwegig.
»Nun hören Sie aber mal, mein Lieber«, bemerkte Emma niedlich und vollkommen harmlos. »Da steht jemand mit seinem Luxusschlitten auf einer Wiese in der Eifel, es ist Nacht, es ist neblig, es ist kalt, weit und breit kein Mensch. Und er stirbt, er stirbt so vor sich hin bei offener Autotür. Soll man da nicht fragen dürfen?«
»Aus diesem Winkel habe ich es noch nie betrachtet«, bemerkte er in vollendeter Unschuld. »Aber als Bürger kommt man ja nicht auf so was. Ich habe ihn ja nie direkt in seiner Arbeit erlebt. Aber ich ahne doch, dass er pausenlos arbeitete. Ich habe ihn jedenfalls nur atemlos erlebt, und er hatte ständig einen doppelten Espresso vor sich. Tag und Nacht. Ich habe mich gefragt: Schläft dieser Mensch denn nie? Also, er kam schon mal in einem Betrieb von mir vorbei, morgens gegen vier, bestellte sich grundsätzlich nur Hallo-Wach, also Espresso und ein Glas Champagner, und sagte dann um fünf, er müsse mal eben nach Amsterdam. Der Kerl war irgendwie irre. Wissen Sie, das hält kein Pferd aus. Und er war ja von seinem Arzt wohl auch gewarnt worden. Seine Frau hat mir jedenfalls gesagt, seine Art zu leben sei wie ein sicherer Selbstmord gewesen.«
»Er hockte in seinem Auto und war tot«, sagte Emma. »Und vorher hat er ein komplettes Durcheinander geschaffen. Er versteckte diese junge Frau in einem Wohnwagen. Dann war sie wieder weg, und stattdessen ihre Mutter da. Und die war eindeutig ermordet mit eingedrücktem Zungenbein. Und vorher war diese Frau zusammen mit einem jungen Mann auf einem Motorrad in der Eifel. Also, es ist sehr verwirrend.«
»Die Kripo war hier«, nickte er. »Und selbstverständlich haben wir alles getan, ihr die Arbeit zu erleichtern. Man weiß schließlich, wie schwierig diese Arbeit ist. Also, den jungen Mann, diesen Motorradfahrer, werden Sie auch kennen lernen. Er ist der Sohn dieser toten alten Frau, demnach der Bruder jener jungen Frau, die Bleckmann so verehrt hat.«
»Sieh mal einer an«, lächelte Emma. »Wie alt ist er denn?«
»Achtundzwanzig, neunundzwanzig.« Plötzlich wirkte er todernst und hob einen Zeigefinger, plötzlich mochte er nicht einmal mehr laut sprechen. »Und ich warne Sie! Der Junge hat keine Ahnung, dass seine Mutter getötet wurde. Er glaubt, sie starb auf dem normalen Weg, und das ist auch verdammt gut so. Dieser
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