Eifel-Connection
junge Frau. Aber ich habe eine Frage, kannst du mal zuhören?«
»Natürlich.«
»Dein Mann hatte ja wohl von Wirtschaft und Ökonomie überhaupt keine Ahnung. Der alte Seeth hat sich sehr darüber gefreut und gewundert. Aber dein Mann hat etwas herausgefunden, was sehr wichtig wurde: Der Angriff auf Seeth und die Übernahme seiner Firma. Nun frage ich mich natürlich, wie ist er darauf gekommen? Wer könnte denn deinem Christian diesen Plan erzählt haben? Es muss jemanden geben, der ihm das berichtet hat. Und ich weiß nicht, wer. Das ist die Frage.«
»Also, es stimmt, dass er mit Geld nicht viel am Hut hatte. Er verdiente ganz gut, und er sagte immer: >Das reicht mir!< Er hat auch gesagt: >Das reicht für uns.< Das war so ganz anders als bei meinen Eltern. Er war immer bescheiden, manchmal so bescheiden, dass ich es nicht verstehen konnte. Du hast recht, er hatte nichts von einem Kaufmann, und es regte ihn schon auf, dass ich einen Porsche fuhr, den mir mein Vater geschenkt hat, weil er mir einfach einen Gefallen tun wollte. Dann war da die Sache mit Acapulco. Meine Eltern waren da im Urlaub, und sie riefen an und fragten, ob wir nicht Lust hätten, sie für ein paar Tage zu besuchen. Die Tickets lägen in Frankfurt bereit, wir brauchten nur noch unsere Taschen zu packen. Mein lieber Scholli, da war Christian sauer. Was das denn sollte? Und wie wir denn darauf kämen? Und: Man fliegt für ein paar Tage nicht einfach um die halbe Welt und gibt nebenbei noch Tausende von Euros aus, um überhaupt dahin zu kommen. Wir hatten richtig Krach, und er sagte, sein Vater hätte niemals das Geld gehabt, auch nur nach Mallorca zu fliegen. Ich habe ihm dann gesagt, solche Vergleiche seien unfair.«
»Genau so etwas meine ich. Hat er jemals von irgendeinem Bekannten erzählt, der ihm von einem fiesen Angriff auf den Albert Seeth erzählt hat?«
»Keine Ahnung. Kann aber sein, dass es so einen gab. Wir haben mal mit einem Menschen von der Sparkasse gesprochen, weil wir wissen wollten, wie teuer ein Neubau in der Eifel wäre.«
»Hast du den Namen?«
»Habe ich nicht. Aber es war bei Michels in Schalkenmehren. Ist schon mindestens ein Jahr her.«
»Na gut, dann frage ich mal bei Michels: Und nicht vergessen: Der Hausschlüssel liegt unter der Matte auf der Terrasse.«
Ich wollte Klarschiff haben, ich wollte wissen, ob ich an der Geschichte etwas verdienen konnte. Ich musste darauf achten, dass ich auch als Rentner noch Chancen auf ein Überleben hatte. Ich rief die Redaktion in Hamburg an und traf auf Sieveking, Bruno Sieveking, der immer schon der Meinung war, er sei der beste Journalist, der ihm in seinem Leben begegnet war.
»Mein Name ist Baumeister«, sagte ich.
»Aus der hemmungslosesten Provinz, die es jemals gab«, dröhnte er. »Na schön, wie viele Leichen haben Sie denn?«
»Nur drei«, äußerte ich zurückhaltend. »Aber Tote sind in dieser Geschichte nicht der ausschlaggebende Faktor. Es geht um den modernen Schmuggel in der Europäischen Union. Haben Sie eine Ahnung, wie man ein Gebinde von zwanzigtausend Flaschen Whisky möglichst gewinnbringend hin und her transportiert?«
»Nein!«, blaffte er. »Wie sollte ich?«
»Das sollten Sie aber wissen, denn so etwas kommt vor. Ich biete Ihnen eine Scheune auf einem Bauernhof in der Eifel an, in der für mindestens sechs bis acht Millionen gefälschte Zigaretten, gefälschte Alkoholika und echte Drogen untergebracht sind. Und das ist noch vorsichtig geschätzt. Harte Drogen, weiche Drogen, alles, was der gebildete Mitteleuropäer heutzutage zum Leben braucht.«
»Sie übertreiben, Herr Baumeister, Sie übertreiben immer.«
»Ja, ja, deshalb bin ich ja auch so gut. Wollen Sie eine solche Geschichte? Oder wollen Sie diese Geschichte nicht? Sie können sie bestenfalls in vier Wochen haben, denn ich recherchiere noch.«
»Wer sagt denn, dass die Geschichte stimmt?«
»Ich.«
»Gibt es Bildmaterial?«
»Oh ja. Da können Sie ganz sicher sein. Gutes Bildmaterial.«
»Eine Seite, zwei Seiten?«
»Vier bis sechs«, sagte ich.
»Dieser Mann ruiniert mir den Tag. Na schön, ich trage zwei, drei Seiten ein, und Sie schicken mir die Geschichte, wenn sie geschrieben ist.«
»Das ist christlich gedacht«, bedankte ich mich, aber er hatte schon aufgelegt.
Dann meldete sich P-2 und teilte lapidar mit, die Besitzerin des weißen BMW X3 sei eine gewisse Lucy Werendonk, gemeldet in Daun in der Eifel und in Bonn, Ehefrau von Friedhelm Werendonk, gemeldet in
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