Eifel-Connection
dem eigenen Schwanz.
Schneewittchen fraß schleunigst weiter, weil man schließlich unter Eitler Scheunenkatzen weiß, dass schnelles Fressen sicheres Fressen ist.
Als der Napf leer war, machte sich eine Art peinliches Schweigen breit, wobei ich nicht sicher bin, ob die Kleine leise rülpste.
Satchmo jedenfalls bewegte sich träge in mein Wohnzimmer und hüpfte auf seinen Sessel, in dem ein Schaffell liegt. Dort rollte er sich zusammen, um weiterzudösen.
Die Kleine folgte ihm, hüpfte aber nicht auf den Sessel, stattdessen auf das benachbarte Sofa.
In diesem Moment erhob sich mein Kater zur seiner ganzen bedrohlichen Größe, sprang auf den Teppich, von dort weiter auf das Sofa und prügelte augenblicklich und wild auf die Kleine ein. Kein Wunder: Satchmo darf ausschließlich auf den Sessel mit dem Fell, die Besteigung aller anderen Möbel im Wohnzimmer ist ihm strengstens verboten. Schneewittchen hatte seine Schmerzgrenze überschritten.
Seitdem übrigens bleibt sie immer am Fuß des Sessels von Satchmo hocken und legt sich erst dann lang und entspannt auf den Teppich vor seinem Schaffell, wenn er eingeschlafen ist. Ich finde alte Kerle zuweilen schon ziemlich widerlich.
Wie auch immer, der März neigte sich seinem Ende zu, Dr. Schaad war seit vierzehn Tagen tot und schon fast vergessen.
Nur Emma grummelte immer noch und fauchte voller Zynismus: »Da kommt ein Fachmann für Geologie in die Eifel und stürzt ausgerechnet in einem Steinbruch zu Tode. Es gibt Zeugen, die behaupten, er habe mit dem Gedanken gespielt, beim Landesamt für Geologie und Bergbau in Mainz die Brocken hinzuwerfen. Er war angeblich stinksauer auf seinen Arbeitgeber. Es gibt sogar Zeugen, die bekunden, er habe privat behauptet, dass man der Vulkaneifel die wichtigsten Berge und vulkanischen Erhebungen stehle. Dass die gesamte Landschaft verschwindet, weil ihre Berge verschwinden. Nur, weil bestimmte Leute den Hals nicht voll kriegen. Die Vulkaneifel, so soll er wörtlich formuliert haben, wird ihr Gesicht verlieren. Und niemand kommt auf die naheliegende Idee, es könnte Mord gewesen sein. Und obendrauf noch die Tatsache, dass die Gemeinden von den Unternehmern, die Steine und Vulkanaschen fördern und verkaufen, nicht mehr als sechzig Cent bis einen Euro pro Tonne bekommen. Das ist so beschämend wenig, dass man darüber in Depressionen fallen kann, verdammt noch mal! Und es gibt Andeutungen, dass Ortsbürgermeister und andere einflussreiche Leute dabei um viele Ecken mitverdienen. Ich will damit sagen: Das riecht auch unsauber nach Betrug, Bestechung und Vorteilnahme!«
Ich weiß nicht mehr, was ich Emma antwortete, ich weiß nur, dass ich ahnte, sie hatte recht. Und ich hatte ein mieses Gefühl im Bauch.
Aber es gab keine Spur zu einem Mord, nichts deutete auf menschliche Einwirkung hin, nichts auf Erpressung, nichts auf dunkle Zahlungen. Die Staatsanwaltschaft in Trier hatte sofort Todesermittlungsbeamte geschickt und beugte sich deren Spruch: Kein Fremdeinwirken feststellbar! Suizid nicht auszuschließen, aber sehr unwahrscheinlich. Bei telefonischen Befragungen im Kollegenkreis mehrfach als »völlig unmöglich« bezeichnet.
Es war der letzte Freitag im März, ich hockte nach zwei Scheiben Leberkäse mit zwei Spiegeleiern zum Mittagessen träge und bequem auf meinem Sofa herum, die beiden Katzen schliefen fest, im Haus war es ruhig, und ich war rüde gewillt, die nächsten Tage einfach vor mich hinzugammeln. Niemand wollte etwas von mir, nicht einmal ich selbst.
Ich las in der Goebbels-Biografie von Peter Longerich und fragte mich nicht allzu intensiv, ob dieser Goebbels nun ein geistiges Flachwasser gewesen war oder einfach abgrundtief böse - oder beides. Auf jeden Fall ein Ego von geradezu gigantischen Ausmaßen.
Dann rauschte der schwarze Volvo von Emma auf den Hof, und ich ahnte sofort Unheil, fand es aber idiotisch, so zu tun, als sei ich nicht da. Außerdem hatte es noch nie Sinn gemacht, ihr auszuweichen, weil sie selbst den schmälsten Notausgang immer sofort entdeckte und verschloss.
Sie knutschte mich sehr flüchtig im Hereinkommen und eroberte das erste Sofa im Wohnzimmer. Sie sagte: »Ich muss dir von Rodenstock erzählen, am liebsten hätte ich einen Schnaps, und zwar einen großen Schnaps mit einer Scheibe Schwarzbrot ohne alles, und einen Schluck Leitungswasser.«
»Treibst du es jetzt wie die Russen?«
Sie strahlte und nickte. Sie hatte ihre Haare von Rot auf Nachtschwarz umgefärbt mit zwei strahlend
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