Eifel-Connection
gegenüber und zündete die Pfeife an.
»Also, wir haben viel geredet.« Sie sah mich nicht an, sie spulte ein Programm ab, das sie sich zurechtgelegt hatte. »Da kamen viele Sachen zur Sprache. Er hat gesagt, dass er immer noch nicht versteht, weshalb ich ihn verlassen habe. Da kam dann eines zum anderen.«
»Du musst es dir nicht so schwer machen«, sagte ich.
»Aber ich will es erklären.« Sie wurde heftig. »Du musst mich ausreden lassen.«
»Natürlich. Entschuldige.« Die Pfeife zog nicht, ich fummelte den Tabak mit dem Pfeifenmesser heraus und stopfte sie neu. Ich dachte: Sie ist eine sehr hübsche Frau, aber nicht mehr für mich.
»Also, wir haben viel geredet, und er sagte, er müsse unbedingt darüber sprechen, weshalb ich denn gegangen bin. So fing das alles an. Jedenfalls waren wir sehr fair und haben das alles durchgesprochen, und ich habe in einem Hotel gewohnt.«
Die Katzen kamen von irgendwoher und maunzten sie an.
»Er hat nicht verstanden, weshalb ich gegangen bin, und seine Eltern auch nicht. Und sie haben mir keine Vorwürfe gemacht, und alles verlief sehr harmonisch. Ich habe jedenfalls verstanden, was sie eigentlich wollten.«
»Und jetzt gehst du zu ihm zurück«, sagte ich.
»Doch nicht so einfach«, fauchte sie heftig.
Diesmal zog die Pfeife. »Es ist aber sehr einfach«, nickte ich. »Wir sind seit einem Jahr ein Paar. Irgendwann hast du angefangen, mit deinem Exmann zu telefonieren. Sag jetzt nicht nein, es war einfach so. Besonders um Weihnachten herum. Du hast viel mit ihm gesprochen. Dann bist du zu ihm gefahren. Vor ungefähr zehn Tagen. Angeblich um Erbschaften zu korrigieren und Versicherungen umzuschreiben. Jetzt willst du zu ihm zurück, und ich will dir nicht im Weg stehen. Ich sage also: Fahr zu ihm, wenn du das so willst. Und das ist wirklich sehr einfach, und du musst mir nicht alle deine Gedankengänge verraten, und alles das, was du willst und nicht willst. Du musst auch keine Gespräche schildern. Es hat keinen Sinn, hier zu hocken und darüber zu grübeln, weshalb das so gekommen ist.«
»Du hast das alles aber nicht gewusst!«, stellte sie sehr scharf fest, als sei es wichtig, dass ihr die Überraschung gelungen war. Sie war tatsächlich beleidigt.
Das war die Sekunde, in der ich sauer werden wollte, aber auch die verging. »Nicht alles, nein, aber ich habe schon seit einer Weile verstanden, dass es keinen Zweck hat, um jemanden zu kämpfen, den man ohnehin nicht besitzen kann. Es ist der ewige Sieg des ungeheuerlich Banalen in dieser Welt. Und ich hatte genügend Zeit, das zu verstehen.«
»Du hast es also geahnt?«
»Das ist jetzt doch ganz gleichgültig. Du verlangst die Absolution, ich erteile sie dir.«
»Jaah«, murmelte sie sehr gedehnt. Dann fummelte sie ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Handtasche und zündete sich eine an. »Meine Eltern verstehen das alles natürlich nicht, natürlich denken sie, ich sei total bescheuert, mein Vater hat nur rumgebrüllt, meine Mutter weint dauernd und weiß gar nicht, wohin mit sich selbst.«
»Eltern sind so«, sagte ich beruhigend.
Dann war da ein peinliches Schweigen.
»Tja«, sagte sie und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus.
»Da ist noch etwas«, sagte ich. »Du hast noch einen Hausschlüssel, und oben ist ein Kleiderschrank voll mit deinen Sachen. Überall im Haus liegt irgendetwas herum. Das könntest du vielleicht abholen, und mir vorher Bescheid geben, damit ich dir nicht im Weg bin.«
Sie sah mich an und nickte, und eine Träne war unter ihrem linken Auge.
»Mach’s gut«, sagte ich.
»Vielleicht sieht man sich noch mal bei Gelegenheit«, murmelte sie.
»Ja, ja, schon gut«, murmelte ich. »Du weißt ja, wie man hier rauskommt.« Ich ging hinaus, die Treppe hinauf in mein Schlafzimmer, blieb vor dem Fenster stehen und starrte in die Nacht. Nach einer Weile hörte ich die Haustür zuklacken, dann startete sie ihr Auto.
Ich war nur ein wenig wütend, es reichte nicht, eine Fensterscheibe einzuschlagen. Das erstaunte mich.
Ich konnte nicht schlafen, ich setzte mich in mein Auto und rollte langsam und betulich nach Hillesheim, querte die schlafende Stadt in Richtung Jünkerath und bog dann nach rechts in die kleine Siedlung ab. Ich erreichte den Wiesenweg, der Am Wegrain hieß, und fuhr weiter geradeaus, bis die Biegung nach links kam, dann weiter bis dorthin, wo der Mercedes mit dem Toten gestanden hatte.
Dort blieb ich eine Weile stehen, sah mir den Bauernhof der Jaaxens zu meinen
Weitere Kostenlose Bücher