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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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weiß es nicht«, sagte ich und gab Gas auf dem Weg zum Ahrtal hinunter.
    Der Wohnwagen von Rosi eins stand genau gegenüber der Einmündung der kleinen, schmalen Straße von Reetz. Er stand auf dem tiefer liegenden Niveau der uralten Landstraße, die zu anderen Zeiten hier in Richtung Tondorf geführt hatte, als eine Autobahn noch undenkbar war, und ein Auto Seltenheitswert hatte.
    »Wer hat eigentlich diese komischen Namen verteilt?«, fragte Emma, als wir an den Ort des Geschehens rollten.
    »Irgendjemand hat diese Lustbehausungen einfach der Reihe nach aufgelistet. Hier stehen vor der Al Rosi eins bis Rosi vier. Rosi fünf und sechs standen auf der anderen Seite von Daun an der Straße zum Autobahndreieck Vulkaneifel. Die wurden verboten. Sie sind meistens mit ganz billigen Frauen aus Polen oder Tschechien besetzt, Edelsteine sind da nicht zu finden. Die Frauen sind ziemlich mies dran, und sie besitzen nicht das Schwarze unter dem Fingernagel, und ihre Papiere haben die Männer unter Verschluss, die sie laufen lassen. Ziemlich übel.«
    »Guten Morgen!«, sagte ein freundlicher, dicker Polizeibeamter mit leuchtend blauen Augen. Sein Kollege begrüßte uns mit einem stummen Nicken. »Wir sind informiert und haben Anweisung von Kriminalrat Kischkewitz, Sie mit den Begebenheiten vertraut zu machen.« Er wies auf den Wohnwagen. »Das ist die Lusthütte. Da drin liegt eine ältere Frau. Wir schätzen, dass sie sechzig ist, wenn nicht älter. Sieht so aus, als wäre sie mit einem Halstuch stranguliert worden, aber das können wir nicht entscheiden, das ist auch keine eindeutige Spur. Gemeldet hat den Fall ein Truckfahrer nach vier Uhr morgens. Er hielt an und wollte wohl schnell mal… Dann hat er die Tür geöffnet und gemerkt, was los war. Der Mann steht mit seinem Truck da drüben auf dem Parkplatz. Er ist mit rund 20 Tonnen alten Computern auf dem Weg nach Osten. Also, der ist clean, würde ich mal sagen. Bulgare, ein lustiger Vogel.«
    »Sonst noch irgendetwas, was wir wissen müssen?«, fragte Emma.
    »Nein, das ist erst mal alles, was wir sagen können.« Er schniefte und wandte sich seinem Kollegen zu. Die beiden schlenderten ein paar Schritte den Straßenrand entlang und zündeten sich Zigaretten an.
    »Erst mal der Wohnwagen«, bestimmte Emma. »Mein Gott, der sieht aus wie der letzte Schrott.«
    »Es ist der letzte Schrott, mindestens dreißig Jahre alt. Guck mal, da ist grüner Schimmel dran.«
    »Wir gehen nicht rein«, bestimmte sie. »Woher kommt hier das Licht?«
    »Schwere Autobatterien. Wenn sie da sind, hängen die Frauen zum Zeichen eine kleine rote Lampe ins Fenster, damit die Truckfahrer wissen, dass sie halten können.«
    »Nur Truckfahrer?«
    »Natürlich nicht. Viel häufiger Pkw-Fahrer. Pass auf, da steht ein alter Eimer für den Müll und die gebrauchten Kondome.«
    »Oh Gott!«, schnauzte sie. »Das brauche ich doch alles gar nicht.« Dann beugte sie sich vor, um in die Behausung hineinschauen zu können. »Lieber Himmel, der Gestank!«
    »Du kannst dir deine Kundschaft eben nicht aussuchen.«
    »Es ist nicht die alte Frau, es ist das billige, schwülstige Parfüm.« Sie tauchte wieder auf. »Fotografiere mal in den Wagen rein, soweit das geht. Ich möchte nichts verändern, ehe die Spezialisten kommen.«
    Ich hatte den Fotokoffer mitgeschleppt und suchte mir die Teile zusammen, die ich brauchte. »Wie lange mag sie tot sein?«
    »Nach ihrem Gesicht zu urteilen, würde ich auf mindestens dreißig Stunden tippen. Wer immer das war, er hat auf jeden Fall die Standheizung nicht eingeschaltet. Das erleichtert es etwas. Aber ich kann mich täuschen. Fotografiere sie, dann kommt der Lkw-Fahrer an die Reihe.«
    Der Eingang in den eiförmigen Wohnwagen aus Großmutters Zeiten war sehr schmal, der Gestank nach billigem Parfüm überwältigend. Sicherheitshalber fotografierte ich das Schloss an der Tür. Es war nicht aufgebrochen.
    Die Tote lag rücklings auf einer Art Liege, auf der mehrere Decken übereinander gelegt worden waren. Ihr Gesicht war ruhig, sehr grau, hatte aber nichts vom Schrecken des Todes. Es war ein zerfurchtes Gesicht, es war alt, es wirkte zermürbt, gezeichnet von sehr viel körperlicher Arbeit. Vielleicht war sie sechzig, vielleicht zehn Jahre älter, ich konnte es nicht einengen. Sie trug überraschenderweise ein Kopftuch. Es war grün mit kleinen, roten Blüten darauf, und oben an der Stirn lugten zwei Strähnen weißes Haar darunter hervor. Ich erinnerte mich an Zeiten, in

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